Eine Wetterhose zwischen Starnberger See und grauen Wolken darüber.
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Einsatzkräfte der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) haben 2017 über dem Starnberger See diese Wetterhose gefilmt.

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Unglück am Lago Maggiore: Windhosen auch in Bayern möglich?

In Norditalien sind an Pfingsten vier Menschen ums Leben gekommen, nachdem eine Windhose ein Touristenboot erfasst hatte. Wetterphänomene wie Wasser-Tornados brauchen bestimmte Zutaten. Gibt es die auch in Bayern?

Über dieses Thema berichtet: BR24 am .

Walter Kohlenz hat es mit eigenen Augen gesehen – schon zweimal. Das erste Mal war 2017. Da stand er auf dem Balkon der DLRG-Wasserrettungsstation Possenhofen am Starnberger See, als das Wasser an einer Stelle plötzlich zu brodeln anfing. "Das war beeindruckend", beschreibt er den Moment, als sich aus einer Wolke ein Rüssel Richtung See bildete und Wasser nach oben zog. Und "erstaunt" sei er gewesen, sagt er, "dass sowas in unseren Breitengraden möglich ist". Erst danach habe er rausgefunden: So unwahrscheinlich sind Wetterphänomene wie Windhosen in Bayern gar nicht.

Hauptzutaten: warmes Wasser, kalte Luft

Wenn die Zutaten passen, sagt BR-Wetterexperte und Meteorologe Christian Lorenz, können Windhosen über Wasser und an Land in gleichem Maße entstehen. Was es dazu braucht, ist eine besondere Gewitterlage. Die entsteht meistens im Spätsommer, wenn die Seen noch warm sind, aber schon kalte Luft von oben kommt, die Temperaturen zwischen Wasseroberfläche und Wolken sich also enorm unterscheiden. Das kann über dem Großen Brombachsee in Mittelfranken genauso passieren wie über dem Tegernsee in Oberbayern.

Generell entstehen allerdings in den Alpen mehr Gewitter als über dem Flachland. Das macht Windhosen über Seen in der Nähe von Bergen wahrscheinlicher. Das Tückische ist: Solche Windhosen bilden sich meistens ziemlich plötzlich. "Man merkt es oft erst, wenn sich der Wolkenrüssel aus der Wolke nach unten in Richtung Boden wölbt", warnt Wetterexperte Christian Lorenz. Die Windhose wirble das Wasser auf und ziehe es mit einer Geschwindigkeit von bis zu 100 km/h spiralförmig in die Höhe.

So verhalte ich mich bei Unwetter am See

Badegäste, Schwimmer und Segler sollten bei aufziehenden Gewittern das Wasser sofort verlassen oder gar nicht erst betreten, rät Michael Förster von der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft Bayern, kurz DLRG. Er empfiehlt Badegästen wie Seglern, regelmäßig Wetter-Apps zu checken, die etwa den Verlauf der Regengebiete auf der Landkarte prognostizieren, vor allem für die kommenden Stunden. Eine gute Quelle seien Anbieter wie der Deutsche Wetterdienst, der auch amtliche Unwetterwarnungen herausgebe.

Außerdem lohne es sich, selbst den Himmel zu beobachten und etwa auf einem Boot öfter aus der Kajüte nach oben zu schauen. Schwefelgelber Himmel sei ein Zeichen für Unwetter und Hagel, auch Quellwolken, die sich immer mehr auftürmen, deuteten auf ein heraufziehendes Gewitter hin.

Blinklichter an Ufern warnen vor Sturm

Zudem gebe es an den Ufern aller großen Seen Bayerns optische Signale, die vor Stürmen warnen. Das heißt, bei starkem Wind oder sogar Sturm blinken an den Ufern orangefarbene Lichter in schneller Frequenz, um Menschen im und auf dem Wasser zu warnen.

Grundsätzlich rät Michael Förster von der DLRG, auf Booten immer Schwimmwesten zu tragen. "Selbst unsere Besatzung auf den Booten der DLRG trägt immer Westen und die können wirklich schwimmen", sagt er. Mindestens sollten genügend Schwimmwesten, für Kinder kleinere Westen, griffbereit auf dem Boot vorhanden sein - und es sollte klar sein, wie die Westen im Notfall funktionieren. Sobald schlechtes Wetter aufzieht, empfiehlt Förster: Schwimmwesten an und sofort zurück an Land.

Im Video: Kann ein Unglück wie auf dem Lago Maggiore auch auf bayerischen Seen passieren?

Bei einem Bootsunglück auf dem Lago Maggiore in Norditalien sind vier Menschen ums Leben gekommen. Das Ausflugsschiff, mit dem sie unterwegs waren, wurde von einer Windhose erfasst und kenterte. Kann das auch auf unseren Seen passieren?
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Bei einem Bootsunglück auf dem Lago Maggiore in Norditalien sind vier Menschen ums Leben gekommen.

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