Ulrich Maly
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Der frühere Nürnberger Oberbürgermeister Ulrich Maly hat im BR-Interview das Wahlergebnis seiner Partei, der SPD, als verheerend bezeichnet.

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Ulrich Maly: "Rechtsruck fast schlimmer als eigenes Ergebnis"

"Niederschmetternd" so nennt der frühere Nürnberger SPD-Oberbürgermeister Ulrich Maly das Wahlergebnis der SPD in Bayern. Noch bedrückender empfindet er das Ergebnis der AfD. Im BR-Interview erklärt er, warum die Wahl seiner Meinung nach so ausging.

Über dieses Thema berichtet: BR-Wahlarena am .

Die SPD hat auch in dieser Landtagswahl einen herben Stimmenverlust hinnehmen müssen. Bayernweit verlor sie erneut 1,3 Prozentpunkte und liegt nur noch bei 8,4 Prozent. In Mittelfranken, traditionell ein Regierungsbezirk, in dem die Sozialdemokraten lange wesentlich höhere Werte hatten, kommen sie auf zehn Prozent. Dem früheren langjährigen Nürnberger SPD-Oberbürgermeister Ulrich Maly macht neben dem miserablen Abschneiden seiner Partei bei der Landtagswahl der Aufstieg der AfD Sorge.

Ampel-Koalition "Nicht mit Ruhm bekleckert"

Das schlechte Ergebnis der SPD führt der frühere Nürnberger Oberbürgermeister zumindest zum Teil auch auf die Ampel-Koalition in der Bundesregierung zurück, da habe man sich "nicht mit Ruhm bekleckert". Aber: "Gut zu regieren ist und bleibt alternativlos“, so Maly weiter. Weder SPD noch Union dürften den Populisten hinterherlaufen. Nun müssten die Themen bearbeitet werden, die den Menschen Angst machten und Wut verursachten. Beispiele solcher Themen sind für Maly vor allem der Klimawandel und die Zuwanderung. Aber: "Ein Allheilmittel weiß auch ich nicht", sagt der langjährige Nürnberger Alt-OB.

Maly: Zunahme der AfD-Stimmen bedrückend

Im Interview mit dem Bayerischen Rundfunk sagte Maly aber auch, dass ihn der Rechtsruck durch das gute Ergebnis der AfD fast noch mehr bedrücke. "Wenn man überlegt, dass man mal zu Zeiten von Renate Schmidt um die 30 Prozent hatte, da freut sich heute der Söder drüber. Aber das Schlimme ist eigentlich die Zunahme der rechtsnationalen und rechtspopulistischen Stimmen bei der AfD", so der Alt-OB.

Veränderungsmüdigkeit, vagabundierende Wut und Angst

Der AfD-Erfolg ist für Ulrich Maly aber nicht auf erfolgreiche Arbeit der Partei im Landtag zurückzuführen. "Da haben die eigentlich nur Streit hinterlassen", so Maly. Durch die Parteienforschung wisse man, dass drei Begriffe für den Rechtsruck bedeutsam seien: "Veränderungsmüdigkeit ist ein Punkt. Die Leute sind die unübersehbare Welt satt und möchten gerne, dass alles so bleibt. Das Zweite ist vagabundierende Wut, also wo lasse ich mich erzürnen und anzünden, um mich dann zu radikalisieren. Und der dritte Begriff ist Angst", erläutert Maly und bezieht sich damit auf den Soziologen Steffen Mau.

SPD noch schlechteres Ergebnis als 2018

Noch im Juli hatten ehemalige Spitzenpolitiker und -politikerinnen der SPD wie der frühere Münchner Oberbürgermeister Christian Ude und auch Ex-Bundesgesundheitsministerin Renate Schmidt mit einem Aufruf zur Landtagswahl vor einem guten Abschneiden der AfD bei den Wahlen gewarnt. Auch Ulrich Maly hatte den Aufruf unterzeichnet. Aber wie bei den Landtagswahlen 2018, als die AfD in Bayern mit 10,2 Prozent ein besseres Ergebnis als die SPD geholt (9,7 Prozent) hatte, hängte die AfD auch in diesem Jahr mit bayernweit 14,6 Prozent die Sozialdemokraten mit 8,4 Prozent ab.

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