Notarztwagen fährt durch eine Stadt
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Überfüllte Intensivstationen: Krebspatientin bangt um Tumor-OP

Viele bayerische Intensivstationen sind wegen der meist ungeimpften Corona-Patienten überlastet. Eine junge Mutter von zwei Kindern bangt jetzt, ob ihr Tumor in sechs Wochen operiert werden kann oder ihre Operation verschoben werden muss.

Über dieses Thema berichtet: Kontrovers am .

Jasmin Steiger ist schwer krank. Sie hat Brustkrebs, ein aggressiver Tumor, der auch die Lymphknoten befallen hat. Täglich lebt sie mit der Angst, dass ihre beiden Kinder, zwei und vier Jahre alt, ohne sie aufwachsen müssen erzählt sie im Interview mit dem BR-Politikmagazin Kontrovers. Aktuell macht die 32-Jährige aus dem Landkreis Bad Kissingen eine Chemotherapie. In etwa sechs Wochen soll der Tumor operiert werden. Ob die Operation stattfinden kann, darüber macht sich Jasmin Steiger große Sorgen: "Was passiert, wenn sie abgesagt wird? Wie lange dauert es, bis ich dann operiert werde? Ich finde es schlimm, dass ich mir jetzt schon Gedanken darüber machen muss."

Große Enttäuschung über viele Ungeimpfte

Schon jetzt müssen viele Krankenhäuser planbare Operationen verschieben, unter anderem, weil das Personal auf den Intensivstationen benötigt wird. Die schweren Covid19-Verläufe nehmen immer stärker zu. Es sind vor allem Ungeimpfte, die in Bayerns Krankenhäusern liegen. Eine Entwicklung, die für Krebspatientin Jasmin nur schwer zu ertragen ist: "Ich finde es nicht richtig, wenn Menschen, die nichts dafür tun, dass wir aus dieser Pandemie herauskommen, die nur an sich denken, dann auch noch sagen: 'Dann musst du halt warten mit einer OP‘." Auch ihr Ehemann Jens ist verzweifelt: "Ich verstehe einfach nicht, warum die Leute sich nicht impfen lassen. Und warum nicht einfach die Intensivbetten freigehalten werden können für Leute, die die OP eigentlich wichtiger brauchen, als irgendwelche Corona-Leugner." Jasmin Steiger ist trotz Chemotherapie und geschwächtem Immunsystem doppelt geimpft.

Notfallpatienten müssen von Kliniken abgewiesen werden

Bei Rettungseinsätzen hat die aktuelle Situation auf den Intensivstationen bereits unmittelbare Auswirkungen: Ein Kontrovers-Reporter ist dabei, als Notarzt Dr. Florian Meier zu einer Patientin mit akuter Atemnot gerufen wird. Die ältere Dame hat vor einigen Wochen einen Stent bekommen, jetzt hat sie Herzkammerflimmern - eine ernste Situation. Die Frau muss dringend in ein Krankenhaus und dort auf der Intensivabteilung überwacht werden. Doch das nur fünf Minuten entfernte Klinikum Agatharied ist voll belegt. Die Notfallpatientin muss in das 45 Minuten entfernte Rosenheim gefahren werden. Für die schwerkranke Frau eine große Belastung mit hohen Risiko für Komplikationen.

Medizinische Notfallversorgung kurz vor Triage

Wenn es auf den Intensivstationen so weitergeht, rechnet Notarzt Dr. Florian Meier vom Bayerischen Roten Kreuz damit, dass die Transportwege für die Notfallpatienten immer länger werden. Im BR-Politikmagazin Kontrovers schildert der Notarzt seine schlimmste Befürchtung: "Ich nehme das Wort Triage eigentlich sehr ungern in den Mund. Aber ich denke, wir werden dann zu dem Punkt kommen, wo ich mir überlegen muss: Welchen Patienten nehme ich auf die Intensivstation auf und welchen Patienten nehmen ihn nicht auf. Ich möchte als Arzt diese Entscheidung nicht treffen." Doch für die nächsten Wochen befürchten die Ärzte, dass genau das auf sie zukommen wird.

  • Zum Artikel "Wer bleibt auf dem Schlachtfeld? Über Triage als Militärbegriff"

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