Theaterintendant Christian Stückl.
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Toleranz-Preis für Zivilcourage an Christian Stückl verliehen

Toleranz-Preis für Zivilcourage an Christian Stückl verliehen

Der Regisseur und Theaterintendant Christian Stückl hat für seinen Einsatz gegen Antisemitismus den Toleranz-Preis der Evangelischen Akademie Tutzing entgegengenommen. Ausgezeichnet wurde der Künstler in der Kategorie "Zivilcourage".

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten aus Oberbayern am .

Der Regisseur und Theaterintendant Christian Stückl wurde heute in Oberammergau für seinen Einsatz gegen Antisemitismus und Rassismus ausgezeichnet. Die Evangelische Akademie Tutzing verlieh Stückl den Toleranz-Preis in der Kategorie "Zivilcourage".

Breit-Keßler: Wahrheitssuche bis zur Weißglut

Stückls Engagement, Mut und Überzeugungskraft seien eindrucksvoll, sagte die frühere Münchner evangelische Regionalbischöfin Susanne Breit-Keßler in ihrer Laudatio bei der Preisverleihung: "Ihre persönliche Gradlinigkeit, Ihre individuelle Wahrheitssuche, die manchen auch schon zur Weißglut gebracht hat, hat die Akademie Tutzing veranlasst, Ihnen in der Abteilung Toleranzpreis die Auszeichnung für Zivilcourage zu verleihen."

Stücke als Plädoyers gegen Menschenverachtung

Stückl sei "kein gütiger Pontifex", so Breit-Keßler weiter, und auch niemand, der Brücken errichte, über die man leicht flanieren könne. "Sie, Herr Stückl, zimmern leidenschaftlich Pontons, die über reißende Wasser führen und bei denen man sich fragt: 'Kann das verflucht nochmal gut gehen?', sagte die frühere Regionalbischöfin. "Ihre Gegenwart ist herausfordernd. Sie packt einen und lässt nicht mehr los, selbst wenn Sie abwesend sind." Stückls Inszenierungen seien Plädoyers gegen jede Menschenverachtung. "In diesen bösen Tagen, die wir gerade erleben, ist Ihre Botschaft wieder besonders notwendig", so Breit-Keßler.

Dramen radikal von Antisemitismus befreit

Stückl habe Dramen wie "Ghetto", "Nathan der Weise", "Hiob" und "Der Kaufmann von Venedig" sowie auch die weltberühmten Oberammergauer Passionsspiele "radikal von Antisemitismus" befreit, sagte Breit-Keßler. Auch bei der Wahl der Passions-Darsteller habe der 60-Jährige neue Maßstäbe gesetzt. So habe er als Spielleiter durchgesetzt, dass verheiratete Frauen die Maria spielen dürfen – vorher ein Tabu.

Aller Kritik zum Trotz vergab Stückl Hauptrollen an Protestanten und in den aktuellen Passionsspielen die Rolle des Judas an einen muslimischen Oberammergauer. Das sei nicht nur tolerant, sondern couragiert in jeder Hinsicht, so Breit-Keßler. Der Toleranz-Preis war Stückl bereits vor zwei Jahren zugesprochen worden, wegen der Corona-Pandemie konnte die Übergabe erst jetzt erfolgen.

Auch Christian Springer und Dunja Hayali mit Toleranz-Preis geehrt

Die Evangelische Akademie Tutzing vergibt ihren Toleranz-Preis an Menschen und Initiativen, die sich für Benachteiligte einsetzen und verantwortungsbewusst handeln. Ausgezeichnet wurden bisher: das "Bayerische Bündnis für Toleranz – Demokratie und Menschenwürde schützen", die ehrenamtliche Sprecherin des Chaos Computer Clubs, Dr. Constanze Kurz, der Kabarettist Christian Springer und die Journalistin und Moderation Dunja Hayali.

Christian Stückl wurde 1987 jüngster Spielleiter der Passion, er inszeniert sie derzeit zum vierten Mal. Für seinen Einsatz gegen Antijudaismus wurde er mehrfach geehrt, unter anderem mit der Buber-Rosenzweig-Medaille und dem Abraham-Geiger-Preis.

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