Fahrgäste warten am 4.12. an einer verschneiten Haltestelle in München auf einen Bus.
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Fahrgäste warten am 4.12. an einer verschneiten Haltestelle in München auf einen Bus.

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Südbayern nach dem Schnee-Chaos: Kaum Züge, kaum Flüge

Zuerst kam der Schnee, dann die Kälte: Der frühe Winter hat Südbayern weiter im Griff. Die größten Probleme gibt es nach wie vor bei der Bahn und am Münchner Flughafen. Auch einige Schulen sind geschlossen. Zur Wochenmitte könnte Glatteis drohen.

Über dieses Thema berichtet: BAYERN 3-Nachrichten am .

Zuerst kam der Schnee und dann die Kälte: Der für einen Dezember ungewöhnlich heftige Wintereinbruch hat Südbayern am Wochenende zunächst einen Verkehrskollaps und Stromausfälle, später immerhin auch Winterfreude beschert. Jetzt ist es klirrend kalt - und Südbayern deshalb weiterhin in Eis und dickes Weiß gepackt. Vor allem die Bahn stellt das vor Probleme, aber auch am Münchner Flughafen läuft vieles noch nicht nach Plan. Einige Schulen sind am Montag geschlossen. Und in den kommenden Tagen könnte Glatteis zum Problem werden.

Nur wenige Züge fahren am Münchner Hauptbahnhof

Bis zur Wochenmitte erwartet die Deutsche Bahn (DB) weiter Beeinträchtigungen in Bayern. Reisende wurden aufgerufen, nicht notwendige Fahrten auf die Zeit ab dem 6. Dezember zu verschieben.

Trotz frostiger Temperaturen warteten am frühen Montagmorgen bereits viele Menschen am Münchner Hauptbahnhof, und es wurden im Lauf des Tages immer mehr. BR-Reporter Xaver Scheffer berichtete von einer immer länger werdenden Schlange vor dem Infozentrum. Viele Passagiere wollten schon am Wochenende reisen, etwa ein Franzose, der seit Tagen versucht, nach Paris zu kommen: "Am Samstag sollte ich fahren, das war das totale Chaos. Wir saßen bis 11 Uhr im Zug, dann sind wir gar nicht abgefahren", erzählte er dem BR.

Der Mann könnte heute eine Chance haben, denn nach Norden und Westen sowie nach Ostbayern fahren wieder einige Züge. In die Regionen südlich von München sei für die Züge aber nach wie vor kein Durchkommen, berichtete Scheffer. Die Bahn verweise darauf, dass die Gleise durch heruntergebrochene Äste und vereiste Oberleitungen blockiert seien. Ein weiteres Problem, so Scheffer: Ab einer Schneedecke von 40 Zentimetern sei es notwendig, die Gleise zu räumen. Die Höhe ist flächendeckend überschritten - aber laut BR-Informationen hat die Bahn in ganz Bayern nur noch etwa 13 Räumfahrzeuge.

Teilbetrieb und Notquartiere am Flughafen München

Auch am Flughafen München kämpft man nach wie vor mit massiven Einschränkungen. Zwar ist seit kurz nach sieben Uhr am Montagmorgen auch die zweite Start- und Landebahn wieder freigegeben. Aber nach aktuellem Stand sind 230 von 850 geplanten Flügen annulliert - und es könnten noch mehr werden, berichtete BR-Korrespondentin Birgit Grundner.

Probleme bereitet nach ihren Informationen im Erdinger Moos derzeit vor allem das Eis. Nicht nur die Start- und Landebahnen seien vereist, sondern auch die Flugzeuge und die Fahrzeuge, die die Flugzeuge versorgen. Hinzu kommen "Umlaufprobleme": Nachdem der Flugplan in den vergangenen Tagen völlig durcheinandergeraten ist, sind viele Maschinen und Crews derzeit nicht dort, wo sie nun gebraucht würden. "Und man kann kein Flugzeug starten, das nicht in den vergangenen Tagen hier gelandet ist", so Grunder.

Trotzdem herrsche am Flughafen reger Betrieb, berichtete die Korrespondentin weiter; vor den Check-In- und Umbuchungsschaltern haben sich lange Schlangen gebildet. Derzeit werden am Flughafen die Starts vor den Landungen priorisiert, damit die Menschen, die zum Teil seit Tagen dort ausharren, wegkommen. Nach Schätzungen des Flughafensprechers haben insgesamt etwa 1.500 Passagiere die Nacht zum Montag am Flughafen verbracht - auf eigens aufgestellten Feldbetten.

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In der Nacht zum Montag mussten etwa 1500 Menschen am Flughafen München übernachten.

Einige Schulen bleiben geschlossen

In den Landkreisen Starnberg und Mühldorf waren am Montag alle Schulen geschlossen, ebenso etwa 20 Schulen in Augsburg. Die Gründe seien vielfältig, berichtete BR-Korrespondentin Katrin Nöbauer: Zum Teil seien Schulwege, Straße, Gehsteige und Haltestellen nicht oder nicht genügend geräumt; zum Teil könne die Sicherheit auf dem Schulgelände nicht gewährleistet werden - sei es wegen drohender Dachlawinen, Schneelasten auf den Dächern oder abgebrochener Äste und umgestürzter Bäume auf dem Schulgelände. Nicole Bannert, Schulleiterin der Grundschule Starnberg, berichtete im Gespräch mit der Korrespondentin, man habe eine Notbetreuung eingerichtet für Kinder, deren Eltern sie nicht zu Hause betreuen konnten. Bis zum Mittag war noch nicht klar, ob auch am Dienstag im Landkreis Starnberg die Schulen geschlossen bleiben. Im Landkreis Mühldorf werden sie aber - bis auf eine - wieder öffnen.

Strom- und Zugausfälle in Ostbayern

Auch Niederbayern und die Oberpfalz haben am Wochenende Schneemassen abbekommen - dort hat sich die Lage aber inzwischen beruhigt. Allerdings ist es jetzt klirrend kalt, teilweise mit zweistelligen Minus-Graden. Die Polizei warnt deswegen vor Glätte auf Straßen und Gehwegen. In Passau arbeitet sich die Feuerwehr derzeit zu einem Gasthaus vor, in dem seit Freitag etwa 20 Menschen eingeschlossen sind, weil mehr als 30 Bäume auf jede der beiden Zufahrtsstraßen gefallen sind. Heute sollen die Gäste aber freikommen, berichtete Korrespondentin Katharina Häringer. Die Eingeschlossenen hätten den unfreiwilligen Wochenend-Aufenthalt aber gut überstanden: "Es gab genügend zu essen und zu trinken. Denn am Samstag hätte dort eigentlich eine Weihnachtsfeier für 120 Leute stattfinden sollen."

BR-Wetterexperte: Glatteis droht

BR-Wetterexperte Michael Sachweh geht derzeit nicht von einer schnellen Schneeschmelze aus. Dazu bleiben die Temperaturen zu kalt. Dafür sorge auch die Schneedecke selbst, so Sachweh, die sei "ein sehr effektiver Kaltluftproduzent". Im südlichen Bayern wurden am Montagmorgen gleich in vier Gemeinden Temperaturen von minus 19 Grad Celsius gemessen.

Damit ist die Sorge vor Überschwemmungen zwar zunächst vom Tisch - es könnte aber sein, dass Glatteis ein Problem wird, so Sachweh: "Nun kommt allmählich ein atlantischer Tiefausläufer in Bayern Fuß zu fassen. Und wenn diese Niederschläge den Süden und Osten Bayerns erreichen, kann es sein, dass es gefährliches Glatteis gibt. Denn diese Kaltluft hält sich im Süden sehr hartnäckig."

Im Video: Der heftige Wintereinbruch hat Südbayern weiter im Griff

Blick über ein verschneites Alpental
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Der heftige Wintereinbruch hat Südbayern weiter im Griff.

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