Eine Sirene auf einem Hausdach.
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Sirenen-Test: Nicht überall wurden Bewohner gewarnt

Um 11 Uhr wurden in weiten Teilen Bayern Sirenen und Warn-Apps für eine Minute auf ihre Funktionsfähigkeit getestet. Das klappte in Bayern offenbar nicht überall. Innenminister Joachim Herrmann (CSU) fordert nun mehr Geld vom Bund.

Über dieses Thema berichtet: BR24 am .

Landesweit heulten heute um 11.00 Uhr die Sirenen, auf den Warn-Apps Katwarn und NINA erschienen entsprechende Hinweise. "In Gebieten, die besonders gefährdet sind, oder in der Umgebung von Einrichtungen mit besonderem Gefahrenpotential wird die Bevölkerung nicht nur mit Rundfunkdurchsagen gewarnt, sondern auch mit Sirenen und Lautsprecherfahrzeugen", heißt es dazu auf der Internetseite des Bayerischen Innenministeriums. Doch nicht überall haben die Sirenen geheult. Das lag unter anderem daran, dass sich nicht alle Kommunen an der Aktion beteiligten.

Warnung durch App vereinzelt nicht angekommen

So haben beispielsweise im Landkreis Regensburg die Sirenen nur in fünf ausgewählten Orten geheult. Unter anderem war der einminütige, auf- und abfallende Ton im Markt Schierling zu hören, weil sich der Ort noch im Einzugsgebiet des Atomkraftwerks Isar 2 befindet und daher die Bevölkerung bei einem Störfall informiert werden muss. Laut Kreisbrandrat Wolfgang Scheuerer hat der Test an allen fünf Orten funktioniert. Im Landkreis Cham sollte die Warnung bei einem Katastrophen- oder Verteidigungsfall nur auf der App NINA getestet werden. Allerdings: Nach BR-Informationen soll die Alarmierung vereinzelt nicht ausgelöst haben. Ähnlich wie 2020, am ersten bundesweiten Warntag, die wegen unzähliger Pannen als vom Bundesinnenministerium als "fehlgeschlagen" bezeichnet wurde.

Sirenen teilweise veraltet

Zum anderen tönten die Sirenen teilweise nicht, weil sie veraltet sind. Zum Beispiel waren deshalb im Landkreis Kelheim mehrere Gemeinden von der Übung ausgeschlossen. Laut Landratsamt können die Sirenen dort das Funksignal, das die Leitstelle sendet, nicht umsetzen. In der Stadt Regensburg war der Warnton allerdings gut zu hören. Laut Stadt seien die Sirenen auf dem neuesten Stand der Technik. Zwar erfolge die Alarmierung der 45 Sirenen noch analog, die Sirenen seien aber für die digitale Alarmierung gerüstet. Der Wechsel ist für Ende 2022 geplant, sobald auch die entsprechende Hardware in der Integrierten Leitstelle (ILS) in Regensburg ausgetauscht wurde. Außerdem soll das Sirenennetz im Stadtgebiet weiter ausgebaut werden.

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Probealarm in Unterfranken weitestgehend ohne Komplikationen

In Unterfranken soll alles wie geplant vonstattengegangen sein. Das bestätigten sowohl die Regierung von Unterfranken als auch die Integrierten Leitstellen vom Untermain, aus Schweinfurt und aus Würzburg auf BR-Anfrage. Wie viele Sirenen in Unterfranken insgesamt anschlugen, lasse sich aktuell nicht abschätzen, da es laut Angaben der Integrierten Leitstellen keine Erfassung gibt, welche Kommunen überhaupt noch Sirenen haben. So seien Stadt und Landkreis Schweinfurt vollversorgt, vor allem aufgrund der direkten Nachbarschaft zum 2015 abgeschalteten Kernkraftwerk Grafenrheinfeld. Im Landkreis Rhön-Grabfeld dagegen gäbe es schon weit weniger Sirenen. Eine Umfrage der Regierung von Unterfranken bei den Gemeinden habe ergeben, dass es insgesamt 1361 stationäre Sirenenanlagen für die Alarmierung der Feuerwehren gebe. Doch nicht alle Feuerwehrsirenen sind an das zentrale Leitstellensystem zur elektronischen Auslösung von Katastrophenalarm angeschlossen. Am Bayerischen Untermain hätten um die 300 Sirenen angeschlagen. Das bestätigte die zuständige Integrierte Leitstelle. Über Störungen beim Auslösen des Alarms sei bisher nichts bekannt.

Stadt München beteiligt sich nicht

Vor allem in den sozialen Netzwerken wurde fleißig über den Sirenenalarm diskutiert. Mehrere Nutzerinnen und Nutzer beschwerten sich darüber, dass beispielsweise in der Stadt München keine Sirene heulte. Doch die Stadt hat am Sirenen-Test überhaupt nicht teilgenommen – denn die Landeshauptstadt hat keine Sirenen mehr. Sie wurden vor Jahren abgebaut. Das Warnsystem in München ist dennoch auf mehrere Säulen gestützt. Dazu gehören: Lautsprecherfahrzeuge durch die Straßen, Warnen über Radio- und Rundfunkdurchsagen. Auslösen der Warnapps Katwarn und Nina sowie Informationen über die Social Media Kanäle der Feuerwehr. Neben dem Sirenenwarnsystem sollten heute bayernweit auch die Warn-Apps für Handys wie Nina und Katwarn ausprobiert werden. Aber auch daran hat sich München laut Münchens Brandamtmann Stefan Kießkalt nicht beteiligen. "Wir wissen, dass es funktioniert", sagte er dem BR.

Innenminister Herrmann fordert mehr Geld

Wie erfolgreich der Sirenen-Test in Bayern verlaufen sei, könne erst in einigen Tagen gesagt werden, sagte Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) nach dem Probealarm. Herrmann forderte bei einem Besuch der Feuerwehr Nürnberg mehr Geld vom Bund für den Ausbau des Sirenennetzes in Deutschland. Ihm zufolge reichen die vom Bund bereitgestellten Mittel für ein Sirenenförderprogramm in Höhe von rund 88 Millionen Euro für alle Länder nicht aus. Schon jetzt seien die 13,4 Millionen Euro, die Bayern aus dem Programm bekommt, aufgebraucht. Es lägen mehr Förderanträge für neue Sirenen aus den Kommunen vor, als mit den zur Verfügung stehenden Mitteln genehmigt werden könnten, so Herrmann. Aus Sicht des Innenministers werden allein in Bayern zwischen 130 und 200 Millionen Euro benötigt. Nach Angaben des Innenministeriums wurden bislang 1.500 Förderanträge gestellt, um Sirenen neu zu errichten oder Feuerwehrsirenen zu digitalisieren, damit sie auch für den Katastrophenschutz genutzt werden können.

Nürnberg ist beim Ausbau von Sirenen Vorreiter

In 200 Kommunen fehlen Sirenen. Deshalb konnten sich manche Städte und Landkreise am heutigen Probealarm nicht beteiligen. Nürnberg sei beim Ausbau des Sirenennetzes ein Vorreiter, lobte Herrmann. Hier seien schon 91 von 106 geplanten Sirenen errichtet. Der Stadtrat hatte den Ausbau 2016 beschlossen, Ende dieses Jahres soll er abgeschlossen sein. Um den Kommunen die Installation von Sirenen zu erleichtern, stellt der Freistaat seine Liegenschaften künftig mietfrei zur Verfügung. Herrmann begrüßte in diesem Zusammenhang ein neues System von Push-SMS, die jedermann aufs Handy gespielt bekommt. Dies steckt in Deutschland aber noch in den Kinderschuhen, immerhin sind rechtliche Hürden aus dem Weg geräumt.

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