Vor einem Feuerwehrauto stehen zwei Männer und Innenminister Joachim Herrmann und sprechen in Mikrofone.
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In Bayern hat heute ein landesweiter Probealarm stattgefunden. Aber längst nicht überall ertönte um 11 Uhr der einminütige Heulton.

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Probealarm in Bayern: Warum die Sirenen nicht überall heulten

In Bayern hat heute ein landesweiter Probealarm stattgefunden – aber längst nicht überall ertönte um 11 Uhr der einminütige Heulton. Vielerorts sind die Sirenen abgebaut. Doch nun rüsten die Kommunen wieder auf.

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten Franken am .

Die Flutkatastrophe im Ahrtal im Juli 2021 war wie ein Warnruf: Auf ein Sirenenwarnsystem dürfen wir in Deutschland nicht verzichten. Damals fielen in der Nacht vom 24. auf den 25. Juli mehr als 100 Liter Regen in Teilen von Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen. Im Landkreis Bad Neuenahr-Ahrweiler wird die Bevölkerung als letztes alarmiert. 134 Menschen starben in den Fluten, Häuser, Straßen, Eisenbahnschienen und Infrastruktur wurden zerstört. Obwohl die Fluten durch das idyllische Tal walzten und das Wasser stieg und stieg, waren keine Sirenen zu hören.

Zahl der Sirenen in Bayern soll auf 26.000 steigen

Nur wenige Tage danach beschloss das bayerische Kabinett, dass es wieder flächendeckend Sirenen im Land braucht. Die Zahl der bestehenden Sirenenanlagen soll auf 26.000 verdoppelt werden. Dass es im Fall eines Katastrophenalarms eng werden kann, hatte schon der landesweite Probealarm 2020 gezeigt. Die Flut im Ahrtal war wohl wie eine letzte Initialzündung.

Auch die Bundesregierung beschloss, mit einem Sirenenförderprogramm des Bundes wieder mehr in das kommunale Warnsystem zu investieren. 86 Millionen Euro stehen dafür bis Ende des Jahres 2022 bereit. Bayern bekommt aus dem Topf 13,4 Millionen Euro – aus Sicht von Innenminister Joachim Herrmann (CSU) viel zu wenig.

  • Zum Artikel: Heulende Sirenen: Heute um 11 Uhr Probealarm

Landkreis Forchheim: Feuerwehrsirenen werden umgerüstet

Viele Städte und Landkreise in Bayern sind aktuell dabei, ihren Bedarf an Sirenen zu überprüfen und Förderanträge zu stellen. Zum Beispiel im Landkreis Forchheim: Hier wollen alle 29 Kommunen nachrüsten. Denn Sirenenanlagen zur Feuerwehralarmierung sind vorhanden – bloß funktionieren die nur analog.

Sie müssen auf digitale Technik umgerüstet werden, "dann können auch andere Warnsignale gesendet werden als die der Feuerwehr", erklärt der Fachbereichsleiter Öffentliche Sicherheit und Ordnung im Landratsamt, Jürgen Kupfer. Technisch sei das kein großes Problem, logistisch schon. Bei den Fachfirmen, die die Sirenenanlagen umrüsten können, sind die Wartezeiten lang. Jeder will im Moment eine neue Sirene haben.

In vielen Orten bleiben Sirenen stumm

Nach Kupfers Angaben gibt es 162 Sirenen im Landkreis Forchheim. Lediglich fünf oder sechs müssten ganz neu errichtet werden, zum Beispiel in der Innenstadt der Kreisstadt Forchheim oder in Neubaugebieten. Bis Ende des Jahres, so hofft er, ist das abgeschlossen – beim nächsten landesweiten Probealarm in Bayern kann sich der Landkreis vielleicht schon beteiligen. Heute aber bleiben die Sirenen stumm, so wie zum Beispiel auch in den Städten Bayreuth oder Coburg oder den Landkreisen Weißenburg-Gunzenhausen, Kronach, Hof, Rosenheim, Regen, Landsberg am Lech, Miesbach oder Wunsiedel.

Im Ernstfall: Warnung über Warnapps und Lautsprecher

In Städten und Landkreisen ohne Sirenen können die Bürgerinnen und Bürger nur über die Warnapps Nina, Katwarn oder Biwapp alarmiert werden – die aber hat nicht jeder auf seinem Smartphone installiert, und nicht jeder hat ein Smartphone. Im Fall einer Gefahrenlage behelfen sich die Katastrophenschutzbehörden mit Warndurchsagen: Dann würden Lautsprecherwagen der Feuerwehr oder anderer Organisationen durch die Straßen fahren.

Dass das auch funktioniert, wird regelmäßig gemeinsam geübt – im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen zum Beispiel zuletzt im März 2020, in der Corona-Zeit hätten Schulungen und Einzelübungen stattgefunden, teilt das Landratsamt mit.

  • Zum Artikel: Katastrophenschutz: Wie die Bevölkerung in Bayern gewarnt wird

In 200 Kommunen in Bayern fehlen Sirenen

Aktuell haben nach Auskunft des Bayerischen Innenministeriums 1.900 Kommunen in Bayern Sirenenwarnanlagen, manche auch mehrere – Nürnberg allein habe 91, verteilt über das gesamte Stadtgebiet und die Stadtteile. In 200 Kommunen fehlten Sirenen. Wo eine neue Sirene nötig ist, entschieden die Katastrophenschutzbehörden vor Ort in den Städten und Landkreisen. Aktuell sind demnach 1.500 Förderanträge gestellt. Bis alle neuen Sirenen installiert oder analoge Sirenen digitalisiert sind, werden nach Schätzung des Innenministeriums "mehrere Jahre" vergehen.

Die von der Flut zerstörte Eisenbahnbrücke über dem Fluss Ahr in Altenahr.
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Wie notwendig ein funktionierendes Warnsystem ist, hat zuletzt die Flutkatastrophe an der Ahr gezeigt.

💡 Wo heulen heute die Sirenen?

Das Bayerische Innenministerium hat eine Liste aller Städte, Landkreise und Kommunen veröffentlicht, die sich heute um 11.00 Uhr am landesweiten Probealarm beteiligen. Hier gelangen Sie zu dieser Liste.

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