Lehrerpult mit Stuhl und Schultafel.
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An bayerischen Gymnasien fehlen immer mehr Lehrkräfte.

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Philologenverband: Lehrer-Mangel auch an Gymnasien spürbar

Ein akuter Mangel an Lehrkräften an bayerischen Grund-, Mittel und Förderschulen ist schon länger ein Thema. Jetzt taucht das Problem auch an den Gymnasien immer öfter auf, teilt der Philologenverband auf seiner Hauptversammlung in Würzburg mit.

Über dieses Thema berichtet: BR24 am .

Auf der Anfang Juli veröffentlichten Gymnasialen Warteliste 2023 stehen so wenige Bewerberinnen und Bewerber wie schon lange nicht mehr, heißt es während der Hauptversammlung des Bayerischen Philologenverbands (bpv) in Würzburg. An bayerischen Gymnasien und Beruflichen Oberschulen spürt man die Folgen schon: Es fehlen immer mehr Lehrkräfte. Christian Raith, Schuleiter des Wirsberg-Gymnasiums in Würzburg, sagte im Gespräch mit BR24: "Die Situation an der Basis ist ohne Zweifel angespannt. Der Lehrermangel kommt nicht, er ist schon da."

Konkret macht Raith das an der Zahl der Referendarinnen und Referendaren fest, die die Schule ausbildetet: "Noch vor wenigen Jahren hatten wir Seminare mit 30 Teilnehmern und größer. Aktuell sind es noch sieben und die noch nicht mal exklusiv hier im Haus, sondern auch zusammen mit anderen Seminarschulen", so Raith.

Verband fordert mehr Unterstützung für Bayerns Lehrekräfte

Einen kurzfristigen Ausfall einer Lehrkraft löse man derzeit intern. Das gehe im Schulalltag "mal besser, mal schlechter". "Wenn dann jemand langfristig ausfällt, müssen wir uns eben auf die Suche begeben und extern jemanden finden, der bereit ist, unter diesen Bedingungen in der Schule als Lehrkraft zu arbeiten", sagt der Schulleiter.

Hierfür wünscht er sich mehr Unterstützung von der Politik. Der bpv fordert auf seiner Hauptversammlung in Würzburg, zusätzliche Unterstützungskräfte an die Schulen zu holen, zum Beispiel als Laborassistenzen für die MINT-Fächer oder mehr IT-Techniker und Sozialarbeiter.

Als Folge der Corona-Pandemie träten psychische Belastungen bei Schülerinnen und Schüler viel häufiger auf. Dafür bräuchte es mehr professionelle Betreuung.

Fokus soll auf Kernarbeit statt Projekte gelegt werden

Zusätzlich soll laut Meinung des Verbands der Fokus zurück auf die Kernarbeit, den Unterricht, gelenkt werden. Dafür brauche es nicht "jeden Tag ein neues Projektschild am Haupteingang", wie eine Lehrkraft aus Unterfranken auf der Tagung betonte. Laut dem Philologenverband seien teilweise verpflichtende Zusatzaktionen und Projekte wie der "Tag der Umwelt" oder "Tag des Handwerks", "Europatag" etc. in "Mangelzeiten kaum mehr leistbar".

Gewünschte Maßnahmen werden Piazolo und Söder vorgestellt

Die diskutierten Maßnahmen stellte der Verband im Rahmen eines "Festaktes" am Freitagnachmittag dem Kultusminister Michael Piazolo (Freie Wähler) und dem Bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder (CSU) vor.

Während dem Treffen kündigte Piazolo zusätzliche Einstellungen an den Gymnasien an. "Wir fahren eine langfristige Einstellungspolitik und binden heute schon die Lehrkräfte an uns, die wir durch den zusätzlichen Jahrgang im G9 ab 2025 brauchen. Ich bin zuversichtlich, dass wir so in diesem Jahr den allermeisten Bewerbern am Gymnasium oder an der FOSBOS eine Stelle anbieten können", sagte der Kultusminister. Mit den zusätzlichen Kapazitäten würden die Lehrkräfte entlastet, die mit besonderen Aufgaben bei der Umstellung auf das Abitur nach neun Jahren (G9) betraut seien.

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