Logos der im Bayerischen Landtag vertretenen Parteien: CSU, Grüne, Freie Wähler, AfD, SPD, FDP.
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Parteimitglieder: Rückgang bei CSU und SPD, Grüne & Co legen zu

Eine BR-Abfrage bei Bayerns Parteien zeigt: Seit 2015 sinkt die Mitgliederzahl von CSU und Bayern-SPD weiter. Andere Landesverbände im Freistaat können dagegen zulegen - etwa Grüne, AfD und FDP. In der Minderheit bei allen Parteien: Frauen.

Während kleinere Parteien im Freistaat in den vergangenen fünfeinhalb Jahren einen Mitgliederzuwachs verzeichnen, haben CSU und Bayern-SPD Mitglieder verloren. Nach eigenen Angaben haben die Christsozialen derzeit gut 139.000 Mitglieder inner- und außerhalb Bayerns, Ende 2015 waren es noch 144.615. Bei der Bayern-SPD ist die Entwicklung ähnlich: Ende des vergangenen Jahres hatten die Sozialdemokraten im Freistaat demnach 54.652 Mitglieder - fünf Jahre zuvor waren es 59.872.

Wie viele Mitglieder in den vergangenen Jahren verstorben und wie viele ausgetreten sind, geht aus den Antworten nicht hervor. Eine Sprecherin der Bayern-SPD verweist darauf, dass die Zahlen des vergangenen Jahres auch vor dem Hintergrund der Corona-Pandemie betrachtet werden müssten. Der Ausfall von "Veranstaltungen, Infoständen und Co" habe auch Einfluss auf die Anzahl der Neumitglieder gehabt.

CSU: Genaue Zahl der Online-Mitglieder unklar

Die CSU wiederum verzeichnet zwar nach eigenen Angaben zuletzt einen Zulauf an Mitgliedern. Demnach hatte man zum Jahresende 2020 gut 137.000 Mitglieder - aktuell seien es gut 2.000 mehr. Allerdings ist bei den Christsozialen eine Besonderheit zu beachten: Seit einiger Zeit gibt es eine sogenannte Online-Mitgliedschaft, die kein Wahl- und Stimmrecht bei Versammlungen beinhaltet - und auch keine Mitwirkung in den CSU-Ortsverbänden ermöglicht.

Aus einem CSU-Ortsverband ist zu hören, es handle sich bei der Online-Mitgliedschaft letztlich um einen "kostenpflichtigen, erweiterten Newsletter". Trotz mehrmaliger BR-Nachfrage wollte ein Parteisprecher nicht sagen, wie viele der aktuell gut 139.000 Mitglieder eine solche Online-Mitgliedschaft abgeschlossen haben.

Im Zuge des Duells um die Kanzlerkandidatur der Union zwischen CDU-Chef Armin Laschet und CSU-Chef Markus Söder hatten die Christsozialen im April offensiv um Online-Mitglieder aus ganz Deutschland geworben - und daraufhin nach eigenen Angaben einen deutlichen Zuwachs verzeichnet. Kurz darauf wurde allerdings bekannt, dass offenbar tausende dieser Anmeldungen Teil eines Hackerangriffs waren.

Kurzzeitig sorgte die bundesweite Werbeoffensive der CSU auch bei der CDU für Unmut: "Die Online-Mitgliedschaft der CSU ist keine Parteimitgliedschaft im Sinne des Parteienrechts", betonte eine CDU-Sprecherin im April auf BR-Anfrage.

In den vergangenen Jahrzehnten hatten CSU und Bayern-SPD einen noch deutlicheren Rückgang bei ihren Mitgliederzahlen verzeichnet. Laut einer Erhebung der Freien Universität Berlin lag die CSU im Jahr 1990 noch bei gut 186.000 Mitgliedern. Allerdings haben die Christsozialen aktuell alleine immer noch mehr Mitglieder als die Landesverbände der fünf bei der vergangenen Landtagswahl nach ihnen platzierten Parteien zusammen.

Mitglieder in Bayern: Grüne und FDP legen weiter zu

Bei den meisten anderen im Landtag vertretenen Parteien beziehungsweise deren bayerischen Landesverbänden verfestigt sich ebenfalls der Trend der vergangenen Jahre: Die Zahl der Mitglieder nimmt zu - allerdings liegt sie noch weit unter dem Niveau von CSU und SPD. Die bayerischen Grünen haben aktuell nach eigenen Angaben gut 19.000 Mitglieder. Ende 2015 waren es im Freistaat noch lediglich knapp 8.400.

Die FDP sieht sich selbst laut einem Sprecher gar in einer "Phase des höchsten Mitgliederzustroms". Aktuell haben die Liberalen in Bayern demnach 7.681 Mitglieder. Ende 2015 waren es 4.855. Sowohl bei den Grünen als auch bei der FDP in Bayern stiegen die Mitgliederzahlen in den vergangenen fünfeinhalb Jahren damit kontinuierlich.

AfD: Deutlicher Anstieg seit 2015 - zuletzt Rückgang

Bei der bayerischen AfD zeigt sich in den vergangenen Jahren in Summe ebenfalls ein deutlicher Anstieg bei der Mitgliederzahl. Waren es 2015 nach eigenen Angaben noch 2.241 Mitglieder, verzeichnete die AfD im Freistaat Ende des vergangenen Jahres 4.651 Mitglieder. Allerdings gab es zuletzt einen Rückgang - denn Ende 2019 lag die Zahl der Mitglieder beim bisherigen Höchststand von etwas über 5.000. Die bayerische AfD teilt dazu mit, dass die Einführung eines Abmahnwesens dazu geführt habe, dass man in letzter Zeit Mitglieder verloren habe. Verstorbene und Wegzüge spielten demnach keine Rolle.

Bei den Freien Wählern ist das mit den Zahlen so eine Sache. Neben der parteilich organisierten Landesvereinigung gibt es auch den Landesverband mit gut 41.000 Mitgliedern. Dieser Landesverband umfasst gut 870 Orts- und Kreisverbände - ist aber nicht so hierarchisch organisiert wie klassische Parteien. Die bayerische Landesvereinigung der Freien Wähler wiederum, Teil der als Partei organisierten Bundesvereinigung, hat nach eigenen Angaben gut 3.600 Mitglieder. Aktueller Vorsitzender beider Säulen der Freien Wähler, Landesvereinigung und -verband, ist Hubert Aiwanger.

Frauenanteil: zwischen 20 und knapp 50 Prozent

Beim Anteil der Geschlechter ist auffällig: In keiner Partei, die derzeit eine Fraktion im Landtag stellt, ist die Mehrheit der Mitglieder weiblich. Den höchsten Wert verzeichnen die bayerischen Grünen - hier sind 43 Prozent der Mitglieder Frauen. Bei der Bayern-SPD sind es 34 Prozent. Bei CSU, Freien Wählern, AfD und FDP ist dagegen nur rund jedes fünfte Mitglied weiblich. Auch das geht aus der BR-Abfrage bei den Parteien hervor.

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Frauenanteil bayerischer Parteien.

Mitglieder: CSU und SPD wohl mit höchstem Altersschnitt

Den vermutlich höchsten Altersschnitt bei den Mitgliedern verzeichnen derweil CSU und SPD - bei den Christsozialen sind es 59 Jahre, bei den Sozialdemokraten 61 Jahre. Die Grünen können das Alter ihrer bayerischen Mitglieder nach eigenen Angaben "aktuell nicht erfassen". Eine Sprecherin geht aber davon aus, dass es dem bundesweiten Durchschnittsalter der Grünen-Mitglieder entspricht, das bei 48 Jahren liegt. Noch etwas darunter liegt der Altersdurchschnitt bei den Mitgliedern der bayerischen FDP: 46 Jahre. Freie Wähler und AfD beantworteten die Frage nach dem Durchschnittsalter nicht.

Bayerns Linke hat gut 3.300 Mitglieder

Derweil hat auch die Linke in Bayern derzeit mehr Mitglieder als Ende 2015. Laut einem Sprecher liegt die aktuelle Mitgliederzahl bei 3.314 - das sind demnach rund 37 Prozent mehr als vor fünfeinhalb Jahren. Laut dem Sprecher gibt es innerhalb der bayerischen Linken-Mitglieder viel Bewegung und Veränderung: "Die Hälfte der heutigen Mitglieder ist in den letzten vier Jahren eingetreten", teilt er mit. Häufigster Austrittsgrund seien nicht bezahlte Beiträge.

Bayerns Linke hat von allen abgefragten Parteien den jüngsten Altersdurchschnitt bei den Mitgliedern - er liegt bei 43 Jahren. Beim Frauenanteil liegen sie dagegen hinter Grünen und SPD: Knapp 29 Prozent der Linken-Mitglieder im Freistaat sind weiblich.

Mitglieder: Auch Bayernpartei und ÖDP legen zu

Auch bei den beiden verbleibenden Parteien, die in Bayern bei der Landtagswahl 2018 mehr als ein Prozent der Stimmen geholt haben, stieg die Zahl der Mitglieder zuletzt an. Einen kontinuierlichen Anstieg vermeldet die ÖDP, besonders in zeitlichem Zusammenhang mit dem von ihr initiierten, vor gut zwei Jahren erfolgreichen Volksbegehren "Rettet die Bienen". Hatte die ÖDP Ende 2015 nach eigenen Angaben noch rund 3.900 Mitglieder, so sind es aktuell gut 5.100. Der Altersdurchschnitt beträgt den Angaben zufolge 51 Jahre, der Frauenanteil liegt bei 46 Prozent.

Die Bayernpartei hat nach eigenen Angaben derzeit 5.300 Mitglieder - fast genauso viele wie vor fünfeinhalb Jahren. Allerdings gab es 2019 eine Delle mit nur gut 4.700 Mitgliedern. Ziemlich genau jedes dritte Mitglied der Bayernpartei ist weiblich - das Durchschnittsalter aller Mitglieder liegt bei 46 Jahren.

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