Nico Brumbach, seine Schwägerin Denise Keller und drei Kinder der Familie stehen vor dem Gehege mit den Kamelen. Im Hintergrund sieht man ein kleines Tierzelt und einen LKW-Anhänger mit der Aufschrift "Circus".
Bildrechte: BR / Michael Frick

Die Familie Brumbach ist mir ihrem Zirkus in Biessenhofen im Ostallgäu gestrandet.

Per Mail sharen
Artikel mit Audio-InhaltenAudiobeitrag

Nach Unglück: Zirkus sitzt seit Monaten im Allgäu fest

Ein schwerer Sturm hat im Juli das Zelt des Circus Brumbach zerstört. Zwei junge Artistinnen wurden schwer verletzt. Seitdem sitzt der kleine Familienzirkus in Biessenhofen fest. Seine Zukunft ist ungewiss. Doch die Hilfsbereitschaft im Ort ist hoch.

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Schwaben am .

Nico Brumbach steht auf der Wiese neben dem Schützenheim in Biessenhofen und übt mit seinen Keulen Jonglieren. Seit fast drei Monaten sitzt der kleine Circus Brumbach im Ostallgäu fest. Ohne Zelt sind die Artisten zum Nichtstun verdammt.

Für die 15-köpfige Familie ist das keine leichte Situation: "Das war ja unsere Arbeit: Jeden Morgen aufstehen, Reklame machen, an Kindergärten Flyer verteilen, Werbungsplakate aufhängen, Tierzelt aufbauen, Zirkuszelt aufbauen und dann um 16 Uhr immer die Vorstellung", sagt Juniorchef Nico Brumbach. "Das findet seit drei Monaten nicht mehr statt. Und das ist qualvoll für uns." Davor war der Zirkus jede Woche an einem anderen Ort.

Die Nacht vom 11. auf den 12. Juli wird für die Brumbachs zur Schicksalsnacht: Gerade hat die Familie das große Zirkuszelt aufgebaut. Es zieht ein Unwetter auf. Hagel, Regen, Wind – es wird richtig ungemütlich. Denise Keller, die Schwägerin von Nico Brumbrach, sowie seine Schwester suchen im Zelt Schutz vor dem Unwetter. Doch das ist ein Fehler. Das Zirkuszelt wird für sie zur Falle.

Sturm reißt Zelt aus der Verankerung

Von einer Sekunde auf die andere setzt ein heftiger Sturm ein und reißt das Zelt aus der Verankerung. Es dreht sich einmal um die eigene Achse, kracht dann in sich zusammen und begräbt Denise Keller und ihre Schwägerin unter sich. "Die ganzen Trümmer sind auf uns gefallen", erzählt die 25-Jährige. "Auch die Massen von weit über 1,5 Tonnen." Denise Keller bricht sich das Sprunggelenk, den Unterschenkelknochen und drei Lendenwirbel.

Heute – drei Monate und fünf Operationen später – kann die junge Frau zwar wieder ohne Krücken laufen. Sie humpelt aber immer noch. An Luftakrobatik – vorher ihre Spezialität – ist noch lange nicht zu denken.

Junge Mutter sitzt seit dem Unfall im Rollstuhl

Ihre Schwägerin, die in der Unglücksnacht mit im Zelt war, hat es noch härter getroffen: Sie ist noch immer im Krankenhaus, sitzt derzeit im Rollstuhl. Ob sie jemals wieder laufen kann – die Brumbachs wissen es nicht. Vor dem Unfall war die junge Mutter die Haupt-Artistin und der Star im Circus. "Das nimmt uns schon alle mit", sagt Denise Keller. "Aber wir als Familie – wir schaffen das. Wir haben schon so viele Dinge überlebt. Das werden wir auch noch irgendwie hinbekommen."

Das Schicksal der Zirkusfamilie hat in Biessenhofen viele erschüttert – und eine Welle der Hilfsbereitschaft ausgelöst: Die Bürgerstiftung in dem Ostallgäuer Ort hat wenige Tage nach dem Unwetter ein Spendenkonto eingerichtet. Binnen weniger Wochen sind viele Tausend Euro eingegangen.

Große Hilfsbereitschaft über Biessenhofen hinaus

"Es ist inzwischen genug Geld da, dass die Familie ihr Zelt reparieren lassen kann", sagt der Vorsitzende der Stiftung, Johann Leonhart. Er ist auch zuversichtlich, dass auch noch eine ordentliche Summe übrig bleibt für einen rollstuhlgerechten Wohnwagen. Den wird die verletzte Artistin wohl brauchen, wenn sie aus dem Krankenhaus zurück zur Familie kommt.

Von Privatpersonen über Firmen bis hin zu Religionsgemeinschaften und Vereinen reicht die Liste der Spender. Auch viele Sachspenden hat die Zirkusfamilie bekommen. "Wir sind wahnsinnig dankbar für die große Unterstützung, auch von der Gemeinde", sagt Junior-Zirkuschef Nico Brumbach. "Es ist schön, dass es Menschen gibt, die uns nicht hängen lassen."

Zirkusfamilie will bald wieder auftreten

Der größte Wunsch der Familie ist im Moment jedoch, dass die verletzte Artistin bald wieder nach Hause kommen und dann – hoffentlich – auch wieder laufen kann. Sobald das Zelt wieder repariert ist, will die Zirkusfamilie wieder auftreten. Denn Aufgeben ist sie keine Option. "Es soll weitergehen und es muss weitergehen", sagt Juniorchef Nico Brumbach. "Wir sind in der achten Generation. Meine Großeltern, meine Urgroßeltern haben daran gearbeitet, haben das aufgebaut. Und wir wollen das weiterführen."

Im Video: Die Zukunft des Cirkus Brumbach ist ungewiss

Circus Brumbach: Aufgeben ist keine Option
Bildrechte: BR 2023
Artikel mit Video-InhaltenVideobeitrag

Circus Brumbach: Aufgeben ist keine Option

Das ist die Europäische Perspektive bei BR24.

"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!