Angeklagte und deren Anwälte im Gerichtssaal
Bildrechte: BR/Martin Hähnlein

Im Prozess um den Mordfall Alexandra R. haben heute mehrere Polizisten ausgesagt. Ihnen fiel das verdächtige Verhalten von Dejan B. auf.

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Mordfall Alexandra R.: Quittung belastet Angeklagten

Das Verschwinden der hochschwangeren Alexandra R. aus Nürnberg machte die Ermittler von Anfang an stutzig. Bei ihrem Ex-Lebensgefährten fanden sie die Quittung eines Baumarkteinkaufs. Dieser wirkte verdächtig.

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten Franken am .

Eine Frau verschwindet, Angehörige melden sie als vermisst. Ihr früherer Lebensgefährte hat sie oft geschlagen, es gab ein gerichtliches Kontaktverbot. Am zweiten Prozesstag ging es vor dem Landgericht Nürnberg-Fürth viel um Dejan B., den Ex-Partner des Opfers.

Einkauf im Baumarkt gilt als verdächtig

Hat er am Tag nach Alexandra R's Verschwinden im Baumarkt eingekauft? Und wenn ja, warum? Die Polizei fand bei ihm eine Quittung vom Tag nach dem Verschwinden von Alexandra R. Demnach wurden eingekauft: ein Cuttermesser samt Ersatzklingen, mehrere 120-Liter-Müllsäcke mit Zugband und ein Kaminsauger. Mit einem solchen lässt sich Asche einsaugen.

Dejan B.: "Wir sehen uns wieder"

Bei der Polizei in Schwabach ist Dejan B. noch am Tag seiner Aussage das beherrschende Thema. "So etwas habe ich noch nie erlebt", sagte einer der Beamten bei seiner Vernehmung am Landgericht Nürnberg-Fürth. Da werden einem Zeugen Autoschlüssel und Handy abgenommen, er wird in eine Polizeizelle gesperrt. Anschließend gibt er noch eine Speichelprobe ab – und stellt keine Fragen oder beschwert sich. Bei einem Beschuldigten in einer Mordsache wäre das ein übliches Vorgehen, aber als scheinbar Unbeteiligter in einem Vermisstenfall?

"Ich gehe davon aus, wir sehen uns wieder." Mit diesen Worten verabschiedete sich Dejan B. von den Ermittlern. Er sollte recht behalten, neun Monate später wird er wegen Mordverdachts verhaftet.

Opfer geschlagen und finanziell ausgenommen?

Der damals 48-jährige Dejan B. jedenfalls verlangt an jenem Dezembertag 2022 nicht nach einem Anwalt, sondern lässt alles stoisch über sich ergehen. Aus den Reihen der Angehörigen der Vermissten fiel sofort sein Name. Ihn sollten sich die Ermittler doch mal genauer anschauen, so die Angehörigen. Mehrfach habe er die damals 39-Jährige geschlagen und die Bankangestellte finanziell ausgenommen, so der Vorwurf.

Die Dienstgruppenleiterin der Polizeiinspektion Schwabach schildert in ihrer Vernehmung, dass sie von Anfang an nicht an einen gewöhnlichen Vermisstenfall geglaubt habe. Auf der einen Seite der aufgelöste Partner und die Angehörigen, darunter der Ex-Partner und Vater von Alexandra R's Pflegetochter. Auf der anderen Seite Dejan B., der eine Vorliebe für große Autos hatte, aber kaum die finanziellen Mittel, um ein Leben auf großem Fuß zu führen, gegen den zudem ein Kontaktverbot wegen Gewaltdelikten bestand. Wenige Tage später hätte wegen Streit um Geld ein weiterer Gerichtstermin stattfinden sollen. Ausgerechnet zu ihm soll Alexandra R. zurückkehren wollen? Die Ermittler sind sich sicher, dass hier etwas nicht stimmt.

Mysteriöse WhatsApp-Nachrichten von Alexandra R.

Bei der Polizei in Schwabach versuchte die zuständige Dienstgruppenleiterin alles, um den mysteriösen Vermisstenfall aufzuklären. Dass Alexandra R. kurz vor ihrem Verschwinden noch mehrere WhatsApp-Nachrichten an verschiedene Menschen verschickt haben soll, erschien ihr merkwürdig. Auch, dass der aus Rumänien stammenden Frau plötzlich gar keine Grammatikfehler mehr unterlaufen sein sollen, fiel den Ermittlern auf. Außerdem schien die Ausdrucksweise deutlich von ihrem gewöhnlichen Schreibstil abzuweichen.

Weil die Kollegen keine Streife zur Verfügung stellen konnten, beorderte die Beamtin kurzerhand ihr unterstellte Kollegen aus Schwabach nach Nürnberg, damit sie sich einen Eindruck von Alexandra R's Wohnung verschaffen konnten. Der Kühlschrank sei gefüllt gewesen, auf dem Herd habe kaltes Kochgut gestanden, sagte einer der Beamten bei seiner Zeugenvernehmung. Verhält sich so eine hochschwangere Frau, die abtauchen will?

Dutzende Verhandlungstermine bis Ende Juli

Die Staatsanwaltschaft Nürnberg-Fürth geht davon aus, dass Alexandra R. von ihrem früheren Lebensgefährten und dessen Geschäftspartner ermordet wurde. Die beiden Männer sollen die zum damaligen Zeitpunkt hochschwangere Frau entführt und anschließend getötet haben. Der Vorwurf: Geiselnahme und Mord in Tateinheit mit gemeinschaftlichem Schwangerschaftsabbruch in einem besonders schweren Fall. Sie habe Dejan B. den Geldhahn zudrehen und sich von ihm trennen wollen. Daraufhin hätten sich die beiden Angeklagten dazu entschlossen, sie zu töten und ihr Verschwinden zu verschleiern.

Das Gericht hat Dutzende Verhandlungstermine anberaumt. Das Urteil soll Ende Juli verkündet werden. Von Alexandra R. oder ihrer Leiche fehlt nach wie vor jede Spur. Die Puzzlearbeit hat gerade erst begonnen.

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