Proteste der Letzten Generation am Rande des Kirchentags in Nürnberg
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Proteste der Letzten Generation am Rande des Kirchentags in Nürnberg

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Kirchentag: Wenn Protestanten für die "Letzte Generation" singen

Sitzen, kleben, blockieren - der Protest der "Letzten Generation" ist nicht neu. Beim Kirchentag in Nürnberg aber haben sich den Aktivisten auch evangelische Christen angeschlossen. Manche hadern noch mit der Protestform.

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Sitzen, kleben, singen: Dass eine Straßenblockade der Klimaaktivisten der "Letzten Generation" von Taizé-Klängen begleitet wird, ist neu. Am Rande des Kirchentags haben sich Besucher des evangelischen Großevents den Protesten der umstrittenen Aktivisten angeschlossen.

Singen und kleben

Einige aber hadern sichtlich mit der Form des Protests. "Wir stehen doch eigentlich nur da", entgegnet eine der Damen einem Polizisten, der sie bittet, die Straßenseite zu wechseln. Dörte nennt sie sich. Sie trägt Kirchentagsschal und vor der Brust ein Demo-Schild. Darauf steht: "Nein und Amen." Und: "Kirchliche Solidarität mit der Letzen Generation."

Ihr Unwohlsein steht ihr ins Gesicht geschrieben - einerseits sei sie für den Klimaschutz und der Meinung, es müsse was passieren. Die von der Polizei in Aussicht gestellten Konsequenzen aber beunruhigen sie doch. Sie bewundere die, die sich da vor ihr auf die zweispurige Straße gesetzt haben, sagt sie. Sie selber habe nicht den Mut dazu, wolle aber ihre Solidarität zeigen.

Solidarität vom Straßenrand

Die Polizei aber ist der Meinung, das könne sie auch von der anderen Seite der Straße aus machen, auf dem Platz vor dem Bahnhof. "Da könnt ihr eure Meinung kundtun, wir werden jetzt hier die Sitzblockade auflösen und da können wir euch nicht brauchen." Der Polizist verweist auf den "polizeilichen Arbeitsbereich", wo man "Ruhe und Frieden" haben wolle. Da beginnt Dörte zu singen: "Bleibet hier und wachet mit mir!" Es ist ein Lied von 1982, ein Lied der Friedensbewegung. Und Dörte bleibt stehen. Am Straßenrand neben den Aktivisten.

Dorothea Römischer dagegen sitzt - zusammen mit etwa einem Dutzend Aktivisten. Es ist nicht das erste Mal, dass sich die evangelische Theologin auf eine Straße setzt für den Klimaschutz, aber das erste Mal im Rahmen des Kirchentags. Mit der Kritik an der Form des Protests kann sie umgehen, wie sie sagt. "Menschen können gerne unsere Methoden kritisieren, aber unsere Ziele sind vom Grundgesetz und von der Verfassung und vom UN-Sekretär Guterres und von allen Wissenschaftlern des IPCC gedeckt."

Ihr gehe es um die Sache, um das dringende Umdenken in der Gesellschaft. Dafür ist sie auch bereit, rechtliche Konsequenzen und Strafen in Kauf zu nehmen. "Wir müssen unseren Alltag erst mal unterbrechen und uns überlegen, ob uns das nicht gerade mit Volldampf an die Wand fährt."

Im Video: Streit über Klimaproteste beim Evangelischen Kirchentag

arla Hinrichs von der "Letzten Generation" und Wirtschaftsminister Robert Habeck bei einer Diskussionsveranstaltung auf dem Evangelischen Kirchentag in Nürnberg
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Beim Evangelischen Kirchentag stand heute die Frage im Fokus, wie weit Protest von Klimaaktivisten gehen darf.

Unterbrechung des Alltags - nicht von allen goutiert

Die Reaktionen auf die "Unterbrechung" des Alltags rund um den Nürnberger Hauptbahnhof fallen gemischt aus. Während Einzelne den Aktivisten Respekt zollen für ihren Mut, ist der Unmut auf der gegenüberliegenden Tram-Haltestelle hörbar. Zum Klimaschutz äußern sich viele positiv, die Form des Protest, der nach einer guten halben Stunde zu bröckeln beginnt, aber kritisieren einige.

Dorothea Römischer sagt, sie möchte die Straße "eigentlich nicht freiwillig" verlassen, sondern weggetragen werden. Nach einer kurzen Diskussion mit den Polizisten einigt man sich darauf, dass sie sich von der Straße hochziehen lässt.

Man bedankt sich bei der Polizei fürs Gespräch, reicht die Hände

Die anderen Protestierenden aber wollen der nochmaligen Aufforderung, den Platz zu verlassen, nicht nachkommen. Es folgt ein freundlicher Wortwechsel mit dem Kommunikationsbeauftragten der Polizei. Am Ende ist man der Meinung, man verstehe sich ja. Man reicht sich - ganz christlich - die Hände. Die Demonstrierenden bedanken sich bei dem Polizisten - und bleiben sitzen.

Dörte indes hat sich vom angedrohten Platzverweis überzeugen lassen und verlässt, begleitet von Polizisten, den Bürgersteig in Richtung Bahnhofsvorplatz.

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