Monika Maendlen bei den Aufräumarbeiten nach einen Hochwasserschaden in ihrem Keller
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Im Keller von Monika Maendlen steht das Wasser knöchelhoch.

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Hohe Grundwasserspiegel: Nasse Keller im Raum München

Weil Regen und Tauwetter anhalten, ist der Grundwasserpegel in Oberbayern gestiegen. Das betrifft besonders das Umland nördlich und westlich von München. In Olching stehen derzeit die Keller unter Wasser. Wie gehen die betroffenen Menschen damit um?

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Oberbayern am .

Monika Maendlen kniet in ihrem Keller und schöpft mit einer Schaufel Wasser in einen Eimer. Eigentlich hat sie den Kampf schon aufgeben, trotzdem will die 66-Jährige ihr Hab und Gut vor dem Hochwasser in ihrem Haus retten. Der Grundwasserpegel in Olching steigt seit einer guten Woche und sucht sich nun seinen Weg nach oben.

Unerwarteter Anstieg des Grundwassers sorgt für "Schock"

Monika Maendlen reicht das Wasser bis über ihre Knöchel, zirka zehn Zentimeter misst sie in ihrem Keller. Als sie das Wasser zu Wochenbeginn entdeckt, kommen sie und ihr Mann gerade aus dem Urlaub. Sie sind geschockt. "Sowas haben wir in 15 Jahren noch nie erlebt. Für uns kam das überraschend", sagt Maendlen. Es habe bei ihnen in Olching nicht stark geregnet in letzter Zeit. Auch der Schnee sei nicht rasant geschmolzen, noch immer würde etwas Schnee liegen. "Dass der Grundwasserstand so steigt, war für uns nicht zu erwarten", schildert die 66-Jährige.

Im Erdgeschoss stapeln sich Kisten und Kartons. Das Wichtigste aus dem Keller soll trocknen. Den Rest stapeln Monika Maendlen und ihr Mann so, dass so wenig wie möglich direkt am Boden steht und nass wird. Die Situation macht der Olchingerin Sorge: "Wenn der Wasserpegel weiter steigt, müssen wir die Waschmaschine, den Gefrierschrank, den Kühlschrank und vor allem die Heizung vom Strom nehmen. Keine Heizung bedeutet: kein warmes Wasser und keine Wärme", sagt Maendlen. Allein die Vorstellung sorgt für ein beklemmendes Gefühl.

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Monika Maendlen in ihrem Keller in Olching

Grundwasserspiegel: Rasanter Anstieg nördlich von München

"Die meisten Menschen verbinden mit Hochwasser die Pegelstände von Flüssen. Aber es gibt auch noch das Grundwasser, das Keller flutet", erklärt Maendlen. Das steigende Grundwasser ist derzeit nicht nur in Olching ein Problem.

Das zuständige Wasserwirtschaftsamt München verzeichnet seit Mitte November vor allem im nördlichen Umland von München einen rasanten Anstieg des Grundwasserstandes. Zum Beispiel in Haimhausen, Feldmoching, Garching, Freising, Kranzberg oder Pulling seien laut Behörde die Grundwasserstände "sehr hoch". Für Erding, Eichenried, das Gebiet südlich von Günding bei Dachau und Olching habe man sogar neue Höchstwerte erreicht.

Grundwasserpegel noch nie so hoch in den letzten 40 Jahren

Da, wo Monika Maendlen wohnt, gab es zwar schon "mehrfach hohe Grundwasserstände in annähernder Größenordnung", heißt es vom Wasserwirtschaftsamt auf BR-Anfrage. Man sehe aber auch, "dass der Grundwasserstand in der Tat in den letzten 40 Jahren noch nie so hoch stand", so Stefan Homilius, Chef des Wasserwirtschaftsamts München. Verglichen mit den letzten 40 Jahren ist die Kellerüberschwemmung der Familie Maendlen also wohl ein singuläres Ereignis.

Eigentlich sollte uns ein Anstieg des Grundwasserpegels freuen

Generell lässt sich aber feststellen, dass die Grundwasserspiegel landesweit eher sinken. Wäre an der Stelle nicht gerade der Keller der Familie Maendlen, müsste man sich eigentlich über den steigenden Grundwasserpegel freuen, so der Experte: "Dass sich die Grundwasserstände nach der hinter uns liegenden 'Trockenzeit' wieder erholen, ist wasserwirtschaftlich sehr positiv", so der Behördenleiter. Wenn Keller überschwemmt werden, liege allerdings generell der Verdacht nicht fern, dass sie baufehlerhaft sind, sprich zu tief oder nicht wasserdicht errichtet wurden.

Tauwetter und Schneeschmelze als Gründe

"Der nasse November mit Niederschlägen und Schneeschmelze ist der Grund für den Anstieg des Grundwassers", erklärt Stefan Homilius, Behördenleiter vom Wasserwirtschaftsamt München. Man merke es am ehesten in den Bereichen, wo der Grundwasserspiegel relativ hoch sei. Dort bestünden nur wenige Meter zwischen Grundwasser und Oberfläche. Je weiter südlich man von München gehe, desto mehr komme man in die Schotterebene und desto tiefer liege dann auch das Grundwasser.

Städte bieten als Soforthilfe kostenlos Pumpen an

Im nördlichen Raum hingegen berichten die Städte Olching und Garching von Anwohnern wie Monika Maendlen, die nasse Keller haben. Als Sofortmaßnahme können Betroffene in beiden Städten bei der Freiwilligen Feuerwehr kostenlos Pumpen ausleihen. Ein Angebot, das für Monika Maendlen aber keine Option ist: "Das Pumpen funktioniert erst ab einer gewissen Wasserhöhe."

Außerdem habe sie von Nachbarn gehört, je stärker man das Wasser jetzt wegpumpe, desto mehr drücke es von außen nach, sagt Maendlen. Solange der Wasserstand nicht noch höher sei, tue man sich mit einer Pumpe wohl keinen Gefallen.

Monika Maendlen weiß, dass sie den Grundwasserpegel nicht beeinflussen kann. Trotzdem versucht sie den Wasserstand in ihrem Keller gering zu halten und dabei optimistisch zu bleiben: "Letztendlich hilft nur Abwarten – und Hoffen."

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