Niedrigwasser an der Vils in Vilsbiburg
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Hitze und Trockenheit haben in Vilsbiburg jetzt zu den niedrigsten je gemessenen Grundwasserpegeln geführt.

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Historisch niedrigster Wasserstand an der Vils bei Vilsbiburg

Hitze und Trockenheit haben im niederbayerischen Vilsbiburg jetzt zu den niedrigsten je gemessenen Grundwasserpegeln geführt. Auch ein Bachzulauf der großen Vils ist fast völlig ausgetrocknet. Das hat weitere Folgen für die Natur.

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Niederbayern und Oberpfalz am .

Der Rettenbach, der durch Vilsbiburg im Kreis Landshut fließt, bringt normalerweise frisches Wasser aus dem niederbayerischen Hügelland in die Vils. Wegen der Trockenheit der vergangenen Monate ist der Bach jedoch kurz vor der Mündung in die Vils ausgetrocknet. Verbunden damit: ein lautloses Artensterben.

"Letztendlich ist der Lebensraum Rettenbach hier tot"

"Die Kleinfische ziehen hier normalerweise von der Vils in den wärmeren Rettenbach hoch", berichtet Martin Jarosch, der Vorsitzende des Kreisfischereivereins Vilsbiburg. Jetzt, wo der Bach an einer Stelle ausgetrocknet ist, konnten die Kleinfische nicht mehr zurück und sind teilweise verendet. Wie viele andere Kleinlebewesen auch.

Weiter abwärts führt der Bach zwar noch etwas Wasser, doch aus dem Fließgewässer ist ein grünlich schimmerndes, stehendes Gewässer geworden. "Hier gibt es keine Beschattung mehr, die Sonne knallt rein, entsprechend hoch ist die Wassertemperatur. Es ist kein Wasserlauf mehr, es bilden sich Algen. Letztendlich ist der Lebensraum Rettenbach hier tot", sagt der Vorsitzende des Kreisfischereivereins im Interview mit dem Bayerischen Rundfunk.

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Normalerweise bringt der Rettenbach frisches Wasser aus dem niederbayerischen Hügelland in die Vils.

Grundwasser: Niedrigste Werte seit Beginn der Aufzeichnung

Nicht nur der Rettenbach hat einen historischen Tiefstand erreicht: Auch an zwei Grundwasserpegeln wurden in dieser Woche im Raum Vilsbiburg die niedrigsten Werte seit Beginn der Aufzeichnungen gemessen, bestätigt Jakob Härtl vom Wasserwirtschaftsamt in Landshut im Gespräch mit dem Bayerischen Rundfunk.

Damit verbunden seien zwar noch keine unmittelbaren Konsequenzen, doch, so der Wasserexperte, es gelte einfach ab sofort sparsamer mit Trinkwasser, also auch mit dem Grundwasser umzugehen. Speziell: Niederschlagswasser sammeln, um es für Klospülungen und für die Gartenbewässerung zu nutzen und dadurch die Übernutzung von Grundwasservorkommen zu vermeiden.

Auch die Vils könnte trocken werden

Sinkende Grundwasserstände verursachen nicht nur Risse in den Böden der Wiesen und Felder, sie könnten sich im schlimmsten Fall auch auf Gebäude auswirken und kleine Risse in Mauern verursachen, sagen Bauexperten.

Auch in der großen Vils, der Lebensader der Stadt, sinkt der Wasserstand auf historische Tiefststände. Dass auch der Fluss irgendwann abschnittsweise trockenfallen könnte, ist zwar aktuell kaum vorstellbar, aber auch nicht völlig ausgeschlossen.

"Also das ist das schlimmste Szenario, dass man sich hier so gar nicht vorstellen mag", sagt Sibylle Entwistle (SPD), Bürgermeisterin der Stadt Vilsbiburg. Sie macht sich Sorgen angesichts sinkender Pegelstände. "Für uns ist die Vils ja ein sehr prägendes Merkmal in der Stadt. Sie fließt ja mitten durch die Stadt, unser Name Vilsbiburg kommt ja auch vom Fluss. Und da gilt es jetzt auch zu überlegen, welche Maßnahmen jetzt zu ergreifen sind."

In jeder Hinsicht sparsamer mit Wasser umgehen

Es geht darum, sparsamer mit Wasser umzugehen. Mit dem Trinkwasser, aber auch mit dem Wasser aus dem Fluss. Doch wer macht den Anfang? Die einen stören sich am Bewässern von Fußball- und Golfplätzen, andere kritisieren Gemüsebauern oder das Bewässern von "englischem" Rasen im Vorgarten.

"Ich glaube, dass jeder von uns gefordert ist", sagt die Bürgermeisterin. Eine Stadt sei gefordert, ein Verein, eine Firma – aber auch jeder Private sei gefordert. "Das beginnt schon morgens, wenn ich Zähne putze: Wie gehe sich denn mit der Ressource Wasser um", sagt die Rathauschefin.

Fische als Frühwarnsystem in den Gewässern

Nicht nur am teilweise ausgetrockneten Rettenbach, auch in der Vils wird es für Fische immer kritischer. Die Karpfen kommen an die Wasseroberfläche und schnappen nach Sauerstoff. Das Wasser im Fluss wird weniger und zugleich stärker erwärmt. "Und durch die Wassererwärmung geht natürlich auch der Sauerstoff raus, den der Fisch braucht. Deshalb kommt der Fisch nach oben und schnappt nach Luft."

Dazu komme noch, dass das warme Wasser auch die Algenblüte und das Algenwachstum fördert, was dem Wasser wiederum Sauerstoff entzieht. "Schlimmstenfalls kann dann auch passieren, dass ein großes Fischsterben kommt und dann alle Fische verenden", warnt der Fischereiexperte. Die Fische sind sozusagen das Frühwarnsystem in unseren Gewässern.

Niedrigwasser an der Vils in Vilsbiburg
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Hitze und Trockenheit haben in Vilsbiburg jetzt zu den niedrigsten je gemessenen Grundwasserpegeln geführt.

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