In einem leeren Klassenzimmer wurden die Stühle auf die Bänke gestellt. (Symbolbild)
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In der Stadt Hof liegt die Schulabbrecher-Quote laut einer Studie bei über 27 Prozent. Das ist bundesweiter Negativrekord.

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Höchste Schulabbrecher-Quote: Hof bittet München um Hilfe

In der Stadt Hof liegt die Schulabbrecher-Quote laut einer Studie bei über 27 Prozent. Das ist bundesweiter Negativrekord. Mit einem Runden Tisch will die Stadt nun das Problem angehen. Und baut auf stärkere Hilfe aus München.

Über dieses Thema berichtet: Frankenschau aktuell am .

27,7 Prozent eines Jahrgangs verlassen in Hof die Schule ohne zumindest einen Mittelschul-Abschluss zu haben. Diese aktuelle Zahl einer Studie der Bertelsmann-Stiftung hat nicht nur die Politik und Schulbehörden in Hof aufgeschreckt. Damit liegt die oberfränkische Stadt weit über dem bayerischen Durchschnitt von fünf und dem bundesweiten Schnitt von sechs Prozent. "Wir würden zu etwas niedrigeren Zahlen kommen", sagte Pascal Bächer, Strategischer Referent im Hofer Rathaus, bei einem Pressegespräch am Mittwoch.

Stefan Stadelmann, der als Leiter des Staatlichen Schulamts Hof für die Grund- und Mittelschulen zuständig ist, spricht von einer Abbrecher-Quote von zwölf Prozent. Aber grundsätzlich sehe man einen ähnlichen Trend wie die Wissenschaftler der Bertelsmann-Stiftung. "Egal ob 18, 20 oder 27 Prozent – diese Zahl ist auf jeden Fall zu hoch", so Bächer.

Schulabbrecher-Quote von 27 Prozent einfach zu hoch

Der Negativrekord bei den Schulabbrechern hat nicht nur die Politik und Schulbehörden in Hof aufgeschreckt. Mit mehr als 27 Prozent liegt die oberfränkische Stadt weit über dem bayerischen Durchschnitt von fünf und dem bundesweiten Schnitt von sechs Prozent. "Wir würden zu leicht anderen Zahlen kommen", sagt Pascal Bächer, Strategischer Referent im Hofer Rathaus. Stefan Stadelmann, der als Leiter des Staatlichen Schulamts Hof für die Grund- und Mittelschulen zuständig ist, spricht von einer Abbrecher-Quote von zwölf Prozent. Aber grundsätzlich sehe man einen ähnlichen Trend wie die Wissenschaftler der Bertelsmann-Stiftung. "Egal ob 18, 20 oder 27 Prozent – diese Zahl ist auf jeden Fall zu hoch", so Bächer.

Schulabbrecher in allen sozialen Schichten vertreten

Aufgeschreckt von der Studie hat Hofs Oberbürgermeister Eva Döhla (SPD) nun erstmals einen Runden Tisch einberufen. Zusammen mit Fachleuten aus dem Rathaus tauschte sie sich vergangene Woche intensiv mit Vertretern der diversen Schulbehörden, der Arbeitsagentur, Bildungsträgern wie Diakonie, Caritas oder Volkshochschule aus. 

In einem ersten Schritt ging es um Ursachenforschung. Es seien viele verschiedene Faktoren verantwortlich, dass Kinder schon in der Schule scheitern. Der starke Zuzug von Geflüchteten ab 2017 und aktuell infolge des Ukraine-Kriegs sei nur einer von vielen Gründen. "Es betrifft alle Schichten", so die Hofer Oberbürgermeisterin Döhla. Soziale Gründe würden genauso eine Rolle spielen wie etwa wirtschaftliche.

Döhla spricht von Überforderung mancher Eltern, die zum Teil selbst keinen Schulabschluss haben. Und sie verweist auf die überdurchschnittlich hohe Kinderarmut in Hof. 2021 waren 23,4 Prozent aller Kinder unter 15 Jahren in der Stadt auf Sozialgeld angewiesen – im bayerischen Durchschnitt waren es sechs Prozent.  Und es gebe auch gesundheitliche Gründe, warum Kinder längere Zeit nicht die Schule besuchen.

Zusammenarbeit von Schule und Eltern stärken

Im nächsten Schritt haben die Fachleute des Runden Tisch sich auf erste konkrete Maßnahmen verständigt: Man wolle die Zusammenarbeit mit den Eltern noch verstärken, sie noch mehr auf Unterstützungsmöglichkeiten durch Schule und Sozialverbände aufmerksam machen. Außerdem wollen man auch früher klären, warum manche Kinder sich verweigern und häufig in der Schule fehlen.

Auch über eine Art Werbekampagne für Fachkräfte wird in Hof nachgedacht. "Es lohnt sich, bei uns zu arbeiten und auch zu leben", so die Oberbürgermeisterin. Die 3.000 Euro Regional-Prämie, die Ministerpräsident Markus Söder (CSU) jenen Lehrerinnen und Lehrern versprochen hat, die sich gezielt nach Oberfranken und weitere Regionen mit Lehrkräftemangel versetzen lassen, sei schon mal ein Anfang, heißt es aus dem Rathaus.

Uni Bayreuth soll wieder Lehramtsstudium anbieten

Zusätzlich zu diesen "Hausaufgaben", die man als Netzwerk in der Stadt aus eigenen Kräften abarbeiten will, richtet Hof den Blick nach München. Der Hofer Schulamtsleiter Stefan Stadelmann fordert, dass an der Universität Bayreuth wieder ein Studienangebot für Grundschul- und Mittelschule angeboten wird. So können man junge Lehrerinnen und Lehrer an die Region binden.

Außerdem hat Oberbürgermeisterin Döhla kurzfristig ein Gespräch mit Kultusminister Michael Piazolo (Freie Wähler) vereinbaren können. Schon vor einigen Wochen hatten ihn seine Parteifreunde aus dem Hofer Stadtrat angeschrieben, aber da hatte der Minister noch keinen Handlungsbedarf gesehen. "Schulabgängern ohne Abschluss stehen auch zu einem späteren Zeitpunkt noch alle Möglichkeiten offen, einen Schulabschluss zu erreichen", antwortete das Kultusministerium Ende März.

Oberbürgermeisterin trifft sich mit Kultusminister

Nun hat der Kultusminister doch Zeit für ein Gespräch mit der Hofer Oberbürgermeisterin. Sie fährt Ende Mai zusammen mit den Hofer Schul- und Sozialreferenten und dem Stadtkämmerer nach München. Ein deutliches Signal: Denn die finanzschwache Stadt könne das Thema "Gute Bildung für alle" nicht allein stemmen. Bisher übernehme Hof einen Großteil der Kosten für Sozialarbeiter an den Schulen oder die Kosten für Angebote wie die erfolgreichen "Igel-Klassen" – diese Abkürzung steht für "Individuelles Ganzheitliches Erziehen und Lernen in der Grundschule". 

"Wir brauchen eine Härtefall-Regelung für Hof", so Oberbürgermeisterin Döhla. Das heißt mehr Lehrkräfte. Und man brauche auch zusätzliches Personal aus dem Bereich der Sozialarbeit zur Unterstützung für die "Lehrerinnen und Lehrer, die bereits gute Arbeit leisten, aber oft an ihre Grenzen kommen." Projekte wie "Kita-Einstieg" oder "Vorkurs-Deutsch", mit denen die Familien schon im Kindergarten unterstützt werden, seien oft nur befristet, bemängelten die Vertreter des Runden Tischs. 

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