Eine Lehrerin unterteilt den Religionsunterricht an der Tafel in "katholisch" und "evangelisch".
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Gemischt-konfessioneller Unterricht in Bayern absolute Ausnahme

Anders als in anderen Bundesländern ist der gemeinsame Religionsunterricht für evangelische und katholische Kinder bisher eine seltene Ausnahme. Trotzdem sagen Experten, der Lehrermangel und sinkende Kirchenmitgliedszahlen werden ihn vorantreiben.

Über dieses Thema berichtet: Abendschau - Der Süden am .

Immer weniger Menschen gehören der katholischen oder evangelischen Kirche an, immer weniger lassen ihre Kinder taufen: Diese Entwicklung schlägt sich auch im Religionsunterricht nieder.

Wie könnte der Religionsunterricht in Zukunft aussehen?

Denn nach Konfessionen zu trennen, also in katholisch und evangelisch, lohnt sich immer seltener. Deshalb haben schon länger andere Bundesländer das Modell des sogenannten konfessionell-kooperativen Religionsunterrichts eingeführt. In Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen ist er schon fast Normalität.

In Bayern ist ein konfessionell-kooperativer Unterricht noch die absolute Ausnahme. Doch auch im Freistaat geht die Zahl der Religionslehrer und der getauften Kinder zurück. Damit stellt sich immer drängender die Frage, wie auch in Bayern der Religionsunterricht in Zukunft aussehen könnte.

Schulleiterin: "Das Modell kommt allen entgegen"

Es ist 9 Uhr Vormittags in der ersten Klasse der Friedrich-Staedtler-Grundschule in Nürnberg. "Ich wünsche euch einen schönen guten Morgen", begrüßt Religionslehrerin Stefanie Holzmann ihre Klasse. "Wir fangen heute mit unserer ersten Reli-Stunde an. Und wir machen das so, dass wir am Anfang ein Lied singen." In der Schulklasse sind 14 Kinder evangelisch, zwei katholisch. Trotzdem haben alle gemeinsam Religionsunterricht. So sieht es das sogenannte "Rumek"-Modell vor.

"Rumek" steht für "Religionsunterricht mit erweiterter Kooperation" und wird in Bayern nur in Ausnahmefällen zugelassen. Dann nämlich, wenn eine Konfession in der Klasse so schwach vertreten ist, dass es sich nicht lohnt, den Unterricht in der anderen Konfession anzubieten.

An der Filialschule im Stadtteil Almoshof kommt das Modell allen entgegen, sagt Schulleiterin Ulrike Maurer: "Die Kinder müssen nicht extra mit Taxis, mit Shuttlebussen in unser Haupthaus nach Neunhof gebracht werden, wo katholischer Religionsunterricht selbstverständlich stattfindet", sagt die Rektorin. "Die Eltern berichten immer wieder, ihnen sei es wichtig, die gleichen Klassenkameraden zu haben, in der Klasse zu sein", erzählt Maurer.

Kinder lernen erst mal christliche Grundbegriffe

Probleme beim gemeinsamen Religionsunterricht hat die Schulleiterin nach eigenen Angaben bisher nicht erlebt. Schließlich werde alles vor Beginn des Schuljahres mit den Eltern und den kirchlichen Schulreferaten besprochen. Und Religionslehrerin Stefanie Holzmann sagt: "Es gibt mal Rückfragen zum Kommunionsunterricht, wo wir aber ganz klar auch gesagt haben, dass das Thema Kommunionsfeier eigentlich gar nicht mehr im Religionsunterricht integriert ist. Also auch im katholischen Lehrplan nicht mehr." Vor allem für jüngere Schüler sei es ohnehin wichtiger, erst einmal die christlichen Grundbegriffe zu lernen.

Momentan wird das "Rumek"-Modell an 142 Grund- und Mittelschulen in Bayern angeboten. In der Lehramts-Ausbildung ist der konfessionsübergreifende Unterricht noch relativ neu und wird, wenn überhaupt, nur als Wahlpflichtfach angeboten, weiß Stefanie Lorenzen vom Lehrstuhl für Religionspädagogik der Universität Bamberg. Trotzdem glaubt Lorenzen, dass das die Zukunft des Religionsunterrichts in Bayern sein wird. "Es wird in vielen Gegenden und natürlich auch in Ballungsgebieten immer schwieriger, sinnvolle Lerngruppengrößen in den einzelnen Konfessionen zu bilden und, was vielleicht viel schneller und drängender wird, ist der Lehrkräftemangel", sagt die Religionspädagogin.

Konfessionell-kooperativer Unterricht wird von Kirchen beantragt

Der sei im Fach Religion noch ausgeprägter als im Durchschnitt. Beantragt werden muss der konfessionell-kooperative Religionsunterricht nicht von der Schule oder den Eltern, sondern von den Kirchen: Beim Katholischen Büro Bayern und beim Landeskirchenamt der Evangelischen Kirche. Von diesen kirchlichen Stellen heißt es, man berate derzeit intensiv über eine künftige Ausweitung der konfessionellen Kooperation.

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