Ein Fahrrad liegt im Würzburger Ringpark unter einem umgefallenen Baum.
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Im Würzburger Ringpark ist ein Baum umgestürzt und hat eine Frau erschlagen. Die Staatsanwaltschaft hat die Ermittlungen nun eingestellt.

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Frau in Würzburg von Baum erschlagen: Ermittlungen eingestellt

Im September ist ein Baum im Würzburger Ringpark umgestürzt und hat eine Frau erschlagen. Die Staatsanwaltschaft Würzburg hat die Ermittlungen nun eingestellt. Der starke Pilzbefall sei so nicht erkennbar gewesen, so ein Gutachten.

Über dieses Thema berichtet: Frankenschau aktuell am .

Es war ein sonniger Nachmittag in Würzburg, viele Menschen waren im Ringpark unterwegs, zu Fuß oder mit dem Fahrrad. Plötzlich stürzt eine 20 Meter hohe Buche in "Klein-Nizza" um – und trifft zwei Frauen. Eine Frau stirbt kurze Zeit später, eine andere ist leicht verletzt. Nun hat die Staatsanwaltschaft Würzburg die Ermittlungen in dem tragischen Fall eingestellt.

Gutachten: Starker Pilzbefall der Buche war so nicht erkennbar

Ein Gutachten habe gezeigt, dass das Umstürzen des Baums nicht vorherzusehen und ein tragischer Einzelfall gewesen sei. Äußerlich sei der Baum vollkommen gesund gewesen, der starke Pilzbefall sei so nicht erkennbar gewesen, so Oberstaatsanwalt Tobias Knahn.

Die Staatsanwaltschaft hatte wegen des Verdachts der fahrlässigen Tötung sowie der fahrlässigen Körperverletzung durch Unterlassen gegen Unbekannt ermittelt. Es ging um die Fragen: Haben die zuständigen Stellen bei Kontrolle und Pflege etwas versäumt? Hätte man das Umstürzen verhindern können, indem der Baum früher gefällt worden wäre?

Staatsanwaltschaft: Umsturz des Baums als "Lebensrisiko"

Nein, so das Fazit des Sachverständigen, den die Staatsanwaltschaft Würzburg beauftragt hat. Er ist zu dem Ergebnis gekommen, dass das Umstürzen der 20 Meter hohen Buche letztlich "als tragische Verwirklichung des allgemeinen Lebensrisikos anzusehen sei", so die Staatsanwaltschaft.

Buche im Würzburger Ringpark war mit Pilzen befallen

Ursache für die fehlende Standfestigkeit des Baumes sei dem Gutachten zufolge zwar ein Befall mit dem Pilz Riesenporling gewesen, welcher die Wurzeln zersetzt hatte. Doch der Befall sei erst dann äußerlich sichtbar, wenn dessen Fruchtkörper am Stammansatz nach außen treten – also die sichtbaren Pilze an Bäumen.

Im Sommer 2021 sei an der benachbarten Buche ein Befall aufgetaucht. Damals habe die Stadt nach Einschätzung des Sachverständigen aber ausreichende Maßnahmen für die gesamte Baumgruppe ergriffen: Der nun umgestürzte Baum sei damals sicherheitshalber um zehn Prozent gekürzt und häufiger als zuvor kontrolliert worden.

Befall mit Riesenporling erst kurz vor Unfall erkennbar

Beim letzten Termin im Dezember 2022, ein dreiviertel Jahr vor dem Unglück, konnte das Kontrollteam laut dem Gutachten keine Auffälligkeiten an dem Baum feststellen. Erst im August 2023, einen Monat vor dem Unglück, sei erstmals ein Fruchtkörper des Riesenporlings am umgestürzten Baum entdeckt werden.

Es habe dennoch keinen Grund gegeben, an der Standsicherheit der Buche zu zweifeln, weil diese äußerlich vollkommen vital gewesen sei. Bislang sei laut Gutachter kein Fall bekannt, in dem ein Baum mit einer vergleichbaren Vitalität wegen eines Pilzbefalls umgestürzt sei, so Staatsanwaltschaft weiter.

Es handle sich um einen Einzelfall, dass der Baum trotz des stark zerfressenen Wurzelwerks noch so vital gewesen sei. Vergleichbare Fälle würde es bis jetzt nicht geben.

Kritik eines Biologen: Stadt auf Pilze hingewiesen

Der Würzburger Biologe Rainer Heß hatte die Stadt mit seinen Aussagen schwer belastet. Der 81-Jährige war viele Jahre für die Höhere Naturschutzbehörde Unterfranken tätig, ist jetzt im Ruhestand. Er habe der Stadt mehrfach gemeldet, dass diese Baumgruppe mit Pilzen befallen sei, sagte er direkt nach dem Umsturz des Baums zu BR24.

Nach Angaben der Stadt Würzburg werden alle Bäume im Ringpark regelmäßig überprüft. Auch die Buche sei im Dezember begutachtet worden. "Es ist nicht so, dass der Baum keinerlei Schäden aufgezeigt hat. Nur es ist leider auch so, dass wir kaum mehr Bäume haben, die ohne Schaden sind", sagte Klima-Bürgermeister Martin Heilig (Die Grünen) nach dem Unfall. Viele Bäume im Ringpark hätten Pilzbefall oder seien durch den Hitzestress der vergangenen Jahre geschädigt.

Hintergrund: Buche erschlägt eine Frau und verletzt eine weitere

Am 18. September 2023 war die Rotbuche im Würzburger Ringpark umgestürzt. Ein Ast aus der Baumkrone hatte eine Fahrradfahrerin so massiv am Kopf getroffen, dass sie gestürzt war und unter dem Baum eingeklemmt wurde. Die 59-Jährige war noch am selben Tag an den Folgen des Unfalls gestorben – vor allem an den schweren Kopfverletzungen, so die Staatsanwaltschaft Würzburg. Eine weitere Frau, eine 25-jährige Fußgängerin, war mit leichten Verletzungen ins Krankenhaus gekommen.

Fall in Augsburg: Baumkontrolleur freigesprochen

Vor gut zwei Jahren war auf einem Spielplatz in Augsburg ein Ahorn auf eine Mutter und ihr Kleinkind gefallen. Das Amtsgericht Augsburg hat den zuständigen Kontrolleur freigesprochen. Der Mitarbeiter der Stadt war wegen fahrlässiger Tötung und fahrlässiger Körperverletzung angeklagt. Er habe nicht vorhersehen können, dass der schräg stehende Baum umstürzen würde, urteilte am Ende das Gericht.

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