Vertrocknete Buche im Irtenberger Wald bei Kist (Landkreis Würzburg)
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Seit sechs Jahren leiden viele Buchen in Unterfranken wie hier im Irtenberger Wald bei Kist (Landkreis Würzburg) sichtlich unter dem Klimawandel.

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Baumsterben durch Klimawandel: Forschende wollen Buchen helfen

Der Klimawandel macht nicht nur Nadelbäumen zu schaffen. Mittlerweile leidet mit der Buche auch der Laubbaum, der in Bayern am häufigsten wächst. Auf einer Tagung in Würzburg überlegen 150 Forschende, ob und wie der Buche noch zu helfen ist.

Über dieses Thema berichtet: Frankenschau aktuell am .

Noch sind Buchen die Laubbäume, die in Bayern am häufigsten wachsen. 13 Prozent der Bäume in Bayern und sogar 27 Prozent der Bäume in Unterfranken sind Buchen. Damit das auch in Zukunft so bleibt, suchen Forschende aus Deutschland, Österreich und der Schweiz gerade in Würzburg nach Möglichkeiten, den Buchen zu helfen.

Klimawandel lässt Buchenkronen absterben

Der aktuelle Zustand der Buchen macht den Experten große Sorgen. Der Blick in die gerade grün werdenden Wälder zeigt deutlich, dass die Klimakatastrophe mit Hitzeperioden und Trockenheit den Buchen bereits extrem zu schaffen macht. Im trockenen Unterfranken sind abgestorbene Baumkronen und Schäden an den Baumrinden keine Seltenheit mehr.

Auch deshalb hat die Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft Würzburg als Tagungsort gewählt und 150 Expertinnen und Experten aus dem deutschsprachigen Raum zu einer wissenschaftlichen Tagung zur Zukunft der Buche zusammengetrommelt. Am Mittwoch und Donnerstag tragen sie ihren Wissensstand zusammen und versuchen gemeinsam Wege herauszufiltern, die den Buchen auch unter den veränderten Klimabedingungen noch eine Überlebenschance ermöglichen könnten.

Wegesicherheit im Wald nicht gewährleistet

Ein paar Kilometer von Würzburg entfernt bei Greußenheim zeigt sich, wie schlecht es mittlerweile schon um die Buchen steht. Der zuständige Förster Wolfgang Fricker deutet auf viele abgestorbene Baumkronen und erklärt erschüttert, dass mittlerweile sogar die Wegesicherheit in den Wäldern nur noch schwer zu gewährleisten sei. "Das ist vielen gar nicht bewusst", sagt der Förster.

Er könne gar nicht mehr so viele abgestorbene Buchen entfernen lassen, wie es mittlerweile eigentlich notwendig sei. Auch die Forstarbeiten könnten teilweise kaum noch durchgeführt werden, weil jederzeit ein Ast von oben herunterkrachen könnte. Besonders tückisch: Nicht immer sieht man es den Buchen äußerlich an, wenn Teile abgestorben sind.

Förster: An manchen Tagen "deprimierend"

Seit 35 Jahren ist der Wald bei Greußenheim nun schon das Revier von Wolfgang Fricker. So hat er ihn in all den Jahren noch nicht gesehen: "Es ist schwierig für mich, an manchen Tagen auch richtig deprimierend", so Wolfgang Fricker. Er habe Jahrzehnte lang miterlebt, "wie der Wald wächst und wie er mal dagestanden hat und wie gesund und vital der Wald mal war und wie er jetzt aussieht". Da müsse er manchmal sogar woanders hingehen, weil er das Bild nicht mehr ertrage. 2017 habe es die ersten Anzeichen gegeben. In den trockenen Jahren 2018 und 2019 sei es dann richtig schlimm geworden für die Buchen.

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So sieht es mittlerweile in vielen Wäldern Unterfrankens aus: Ganze Baumkronen von Buchen sterben ab.

Buche trotzt Klimawandel nicht wie erhofft

Das zeigen auch die Forschungsarbeiten auf einer Versuchsfläche der Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft etwas weiter südlich im Landkreis Würzburg. Im Irtenberger Wald bei Kist macht Hans-Joachim Klemmt, Leiter der Abteilung "Waldbau und Bergwald", Probebohrungen an den nummerierten Buchen. Alle fünf Jahre bohren er und seine Kolleginnen und Kollegen die Buchen hier an, um anhand der Jahresringe abzulesen, wie sich die Lebensbedingungen auf das Wachstum auswirken.

Nach trockenen Jahren sind die Ringe deutlich dünner als nach niederschlagsreichen. "Die Buchen haben eben in den letzten Jahren doch auch erheblich gelitten. Obwohl wir eigentlich im Klimawandel gedacht haben, dass die Buchen damit relativ gut zurechtkämen", erklärt Hans-Joachim Klemmt.

Forschende suchen nach Lösungen

Noch suchen die Forschenden nach Lösungen. Möglicherweise könnte es helfen, die Buchen statt nach 120 Jahren wie aktuell üblich bereits nach 60 Jahren zu ernten. Denn ältere Buchen leiden derzeit besonders stark. Auch die Dichte der Bestände scheint eine Rolle zu spielen. Noch ist allerdings völlig offen, welche Maßnahmen tatsächlich helfen könnten.

Aufgeben wollen die Forschenden die Buche als häufigsten Laubbaum in Bayern auf keinen Fall. "Die Buche ist und bleibt ein wichtiger Bestandteil unserer Waldlandschaft", sagt Hans-Joachim Klemmt. "Der Klimawandel wird sich fortsetzen und dementsprechend muss man bei so langlebigen Individuen entsprechend frühzeitig ansetzen und einen langen Atem haben."

Mehr Mischwälder als Rettung?

Auch Förster Wolfgang Fricker erhofft sich Ratschläge und Konzepte von den Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern in Würzburg. Er selbst vermutet, dass Wälder dem Klimawandel besser standhalten könnten, wenn dort mehr verschiedene Baumarten wachsen würden. Mindestens fünf müssten es sein, so Fricker. Eichen, Kirschen, Elsbeeren, Walnuss und Feldahorn seien bisher zum Beispiel eher resistent. So eine Mischung könnte das Risiko minimieren.

Ganz so einfach sei das alles aber nicht. Möglicherweise müssten die Jägerinnen und Jäger dann auch mehr Wild aus den Wäldern entnehmen, damit diese die jungen Bäume nicht anfressen, erklärt der erfahrene Förster. Eins ist klar: Ein einfaches Wunder-Konzept zur Rettung der Buche wird es nicht geben. Wenn es gut läuft, kommt bei der Tagung in Würzburg aber zumindest ein Ansatz heraus, der den Buchen noch irgendwie helfen könnte. Damit die Buche hoffentlich doch auch weiterhin der häufigste Laubbaum in Bayern bleiben kann.

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