Blumen und Kerzen liegen auf einem Hauseingang. In diesem Haus wurden drei Bewohner erschossen.
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Die Anteilnahme nach der Bluttat in Langweid ist groß. Unter anderem bei einem ökumenischen Gottesdienst konnten die Einwohner gemeinsam trauern.

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"Tat lässt uns nicht los": Trauergottesdienst in Langweid

Nach dem Dreifachmord von Langweid haben am Sonntagnachmittag bei einem ökumenischen Gottesdienst mehr als 200 Trauernde der Toten gedacht. Die Frage nach dem "Warum" beschäftigt das Dorf bei Augsburg seit der Tat Ende Juli.

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Bis auf den letzten Platz war die Kirche St. Vitus der Gemeinde zufolge besetzt. Auch vor dem Gotteshaus verfolgten weitere Zuhörer den Trauergottesdienst trotz des Regenwetters über Lautsprecher. Evangelische und katholische Kirche hatten die Menschen in Langweid zum ökumenischen Trauergottesdienst eingeladen - Anlass war die Gewalttat Ende Juli, bei der mutmaßlich ein Mann in dem kleinen Ort bei Augsburg drei Menschen erschossen hatte.

Der evangelische Dekan Frank Kreiselmeier bat die Anwesenden des Trauergottesdienstes, zunächst eine Schweigeminute einzulegen. Er zitierte eine Bibelstelle aus dem Buch Hiob, wo es darum geht, anderen Beistand zu leisten, nichts zu sagen, sondern einfach nur da zu sein und zuzuhören, weil der Schmerz zu groß ist: "Wir müssen jetzt auch einfach die Sprachlosigkeit aushalten", sagt Kreiselmeier.

Kirchen bieten den Trauernden Hilfe an

Die evangelische wie die katholische Kirche in Langweid wollen für die Menschen da sein, sind als Seelsorgerinnen und Seelsorger für Trauersituationen geschult. Pfarrer Kreiselmeier rief die Trauernden dazu auf, "zum Hörer zu greifen" und sich Hilfe zu holen. Erste Anfragen gebe es bereits. Unterstützung gebe es von kirchlicher Seite auch für Eltern, die ihren Kindern Fragen im Zusammenhang mit der Tat und auch der Trauer beantworten müssten.

"Absolut sprachlos" sei man angesichts des Geschehens, bestätigt auch der katholische Pfarrer Abbe Nkou Roger. In dem Trauergottesdienst verlasen der Landrat Martin Sailer und der Langweider Bürgermeister Jürgen Gilg zusammen die Fürbitten. Die schreckliche Tat habe Familien zerstört, Nachbarn, Freunde und Kollegen fassungslos gemacht und die Menschen im Ort "zutiefst verängstigt", so Landrat Sailer.

Viel Mitgefühl für hinterbliebenen Jungen

"Die unfassbare Tat lässt uns nicht los", sagt der Bürgermeister der kleinen Gemeinde bei Augsburg, Jürgen Gilg, in seiner Traueransprache. Die Frage nach dem "Warum" beschäftige nicht nur ihn seit einer Woche. Eine Antwort werde die Gemeinde möglicherweise nie erhalten. Man trauere um die Opfer und denke an die beiden Verletzten und die Hinterbliebenen. "Wir trauern mit einem Jungen, der nie wieder die liebevolle Umarmung seiner Eltern erfahren wird." Der Trauergottesdienst sei ein erster Schritt zur Bewältigung der Trauer gewesen, so Bürgermeister Jürgen Gilg später im Gespräch. Man müsse jetzt weiterhin füreinander da sein.

Ende Juli soll ein 64-Jähriger in Langweid drei Nachbarn in einem Vierparteien-Haus erschossen und zwei weitere Menschen verletzt haben. BR24 berichtete. Der Polizei zufolge zogen sich die Streitigkeiten bereits über mehrere Jahre hin. Der 64-Jährige sitzt in Untersuchungshaft. Er besaß die Schusswaffen den Behörden zufolge rechtmäßig.

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