Eine Kurzwaffe, die in einem Anschlagschaft verbaut ist, steht in einem Waffenschrank eines Sportschützen (Symbolbild)
Bildrechte: picture alliance/dpa | Silas Stein

In Langweid sind drei Menschen erschossen worden. Könnten solche Taten durch besser Waffenkontrollen verhindert werden?

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Todesschüsse in Langweid: Zu lasche Waffenkontrollen?

Der Mann, der in Langweid drei Menschen erschossen und zwei schwer verletzt haben soll, war Sportschütze und besaß seine Waffe legal. Wer eine Waffenbesitzkarte hat, behält sie meist, auch wenn er psychisch auffällig wird, kritisiert eine Initiative.

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Schwaben am .

Der 64-Jährige, der in Langweid drei Menschen erschossen und zwei schwer verletzt haben soll, hat seit 1987 eine gültige Waffenbesitzkarte. Er wurde laut Landratsamt alle drei Jahre kontrolliert, wie es das Waffengesetz vorsieht. Die letzte Kontrolle fand im Jahr 2022 statt, wie Landrat Martin Sailer dem BR sagte. Man habe alles getan, was das Gesetz vorschreibe, so Sailer, "wahrscheinlich hätte auch eine Kontrolle vor drei Monaten an dieser Tat nichts geändert, wir haben unsere gesetzlichen Auflagen erfüllt".

Sportschützen kommen relativ leicht legal an Großkaliber-Waffen

Die Voraussetzungen dafür, als Sportschütze auch mit Großkaliber schießen zu dürfen, sind gar nicht so hoch. Für die Genehmigung ist ein Jahr Zugehörigkeit im Schützenverband nötig und man muss für ein weiteres Jahr ein regelmäßiges Schießtraining nachweisen, erklärt Gerhard Furnier. Er ist der Vizepräsident Sport im Deutschen Schützenbund und kommt aus Adelsried.

"Haben die Schützen die Nachweise erbracht, dass sie ihr Training absolviert haben, können sie die Waffe auswählen, die sie brauchen, um an einer bestimmten Disziplin teilzunehmen. Das Ordnungsamt stellt dann eine grüne Waffenbesitzkarte aus. Damit können sich die Schützen laut Furnier beim Waffenhändler die Waffe kaufen. Anschließend müssen sie die Waffe am Landratsamt oder Ordnungsamt endgültig eintragen lassen. Danach besitzen die Schützen die Waffe." Gerhard Furnier, Deutscher Schützenbund

Waffenkontrollen sind meist nur Aufbewahrungskontrollen

Ziel der folgenden regelmäßigen Kontrollen ist in der Regel die richtige Aufbewahrung der Waffen. Viel zu selten, das kritisiert zum Beispiel Roman Grafe von der Initiative "Keine Mordwaffen als Sportwaffen", komme es vor, dass eine Besitzkarte entzogen wird. Das geschehe nicht einmal, wenn jemand psychisch auffällig werde oder sich wiederholt aggressiv gezeigt habe.

Grafe fordert in einem offenen Brief an Ministerpräsident Söder sogar die Entlassung von Innenminister Herrmann. Dieser sei selbst Sportschütze und versuche "wirksame Verschärfungen des Waffengesetzes zu verhindern".

Zu wenig Personal, um Waffenrecht umzusetzen

Das deutsche Waffenrecht sei sehr streng, betont Gerhard Furnier vom Deutschen Schützenbund. Allerdings hapere es an der Umsetzung, kritisiert der Experte: "Das hängt aber auch damit zusammen, dass das Personal gar nicht vorhanden ist in den Ordnungsämtern, dass die das konsequent komplett nachprüfen können. Was soll der Sachbearbeiter machen? Jetzt ruft der Nachbar an und sagt, 'ich habe ständig Streit mit dem und der hat Waffen'. Was soll der Sachbearbeiter machen?" Im Fall Langweid war der mutmaßliche Schütze sogar polizeibekannt für seine Querelen mit den Nachbarn.

Viele Großkaliber-Schützen in Bayern

Der Anteil der Großkaliber-Sportschützen in Bayern ist hoch. Laut Furnier liegt er bei 20 Prozent im Vergleich zu den Luftgewehr- und Kleinkaliberschützen: "Es sind vor allem ältere Schützen", die mit Großkaliber schießen, erklärt Furnier.

Trauerfeier für Opfer der Gewalttat von Langweid

Die Gemeinde Langweid hat heute den Termin für die Trauerfeier bekannt gegeben. Am kommenden Sonntag, den 6. August, um 15 Uhr soll in der Kirche St. Vitus in Langweid der ökumenische Gedenkgottesdienst (nicht die Beerdigung) für die Opfer stattfinden. Laut Bürgermeister Jürgen Gilg sind dazu alle Trauernden eingeladen.

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