Ein Handy mit der Eichhörnchen-App des Bund Naturschutz
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Der Bund Naturschutz hat einen Eichhörnchen-App entwickelt. Mit dieser können Sichtungen der Tiere per Handy gemeldet werden.

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Diese App soll Eichhörnchen das Leben retten

Eichhörnchen sind süß und putzig. Aber sie sind durch den Straßenverkehr gefährdet. Jetzt soll eine App ihr Leben retten. Sie lokalisiert Stellen, an denen besonders viele Tiere überfahren werden. Später sollen dort dann sichere Überwege entstehen.

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Franken am .

Gerade jetzt im Winter sind Eichhörnchen vor allem in den Mittagsstunden zu sehen. Dann sind sie auf der Suche nach ihren Nahrungsverstecken, die sie im Sommer und Herbst angelegt haben. Die kleinen Nager mit dem buschigen Schwanz halten Winterruhe. "Das heißt, dass sie immer mal wieder ihr Nest verlassen, denn sie machen ja keinen Winterschlaf und brauchen etwas zum Essen", sagt Martina Gehret. Sie ist Eichhörnchen-Expertin und Projektleiterin beim Bund Naturschutz. Sie hat die Eichhörnchen-App entwickelt. Mit diesem sogenannten Bürgerforschungsprojekt werden seit April 2020 Daten zur Verbreitung und zum Verhalten der Tiere gesammelt.

Eichhörnchen im Paarungs-Rausch

Demnächst beginnt die Paarungszeit. Dann flitzen die Tiere die Bäume hoch und runter. Wer ein Eichhörnchen sieht, kann das per Klick auf dem Handy melden - und dazu die Fellfarbe und die Aktivität des Tieres. Die App wurde gerade überarbeitet. "Eichhörnchen läuft über die Straße" und "Eichhörnchen tot" heißen die Optionen, die Gehret und ihr Team neu hinzugefügt haben. Das klingt erst einmal gar nicht schön. Es bringt den Naturschützen aber wichtige Daten. Denn die Tiere sind vor allem durch den Straßenverkehr gefährdet.

"Seit das Projekt läuft, haben uns immer mehr Menschen über die Bemerkungsfelder in der App informiert, dass überfahrene Eichhörnchen gesichtet wurden", sagt Gehret. Das zeigt ein Problem auf, das die Naturschützer in dieser Größenordnung nicht erwartet hatten. Sie wollten mehr wissen und haben die App überarbeitet. "Wir wollen jetzt eben auch die toten Tiere erfassen und sind darauf angewiesen, dass wir über die App die entsprechenden Daten bekommen", sagt Gehret.

Gefahren lauern bei der Suche nach Nahrung

Straßen zerschneiden die Lebensräume der Eichhörnchen. Das ist eine große Bedrohung, sagt die Expertin. "Denn die Tiere folgen immer der Nahrung. Und da kann es schnell passieren, dass sie überfahren werden." Eichhörnchen müssen viel fressen, um gerade im Winter ihren Stoffwechsel aufrechterhalten zu können. Und dabei sind sie dann von Nahrungsdepot zu Nahrungsdepot unterwegs. Stehen links und rechts Bäume, springen die Tiere von Ast zu Ast über die Straße. Gefährlich wird es, wenn dort nichts wächst. "Über die App können wir jetzt erfahren, wo es solche gefährlichen Stellen gibt", sagt Gehret. Dann könnten dort Brücken gebaut werden.

Eine Eichhörnchen-Brücke ist ein Seil, das zwischen Bäumen oder Masten über die Straße gespannt ist. Einige solcher Brücken gibt es bereits im Freistaat - zum Beispiel im oberfränkischen Memmelsdorf. "Dort wurden geschätzt zwanzig Tiere überfahren im Jahr. Und seitdem die Brücke existiert, wohl keines mehr", weiß Gehret. Das sei ein toller Erfolg, der auch an anderen Standorten möglich sei. Voraussetzung: Es gibt ausreichend viele Meldungen über die App.

Insgesamt gingen über die Eichhörnchen-App bisher bayernweit bisher rund 66.000 Meldungen ein. Die Experten haben die Daten analysiert, zum Beispiel Karten erstellt, wo in Bayern die Eichhörnchen welche Fellfarbe haben. "Uns fehlen noch Daten aus zusammenhängenden Wäldern", sagt Gehret. Ihr Appell an Wanderer und Spaziergängerinnen: Die kostenlose App herunterladen und bei einer Sichtung die Tiere melden.

Die Vergesslichkeit der Tiere hilft der Natur

Eichhörnchen seien ja ursprünglich Waldbewohner, erläutert Gehret. "Wenn wir rausfinden, warum da nicht mehr ganz so viele Tiere leben, dann wäre das eine wichtige Information für uns." Denn Eichhörnchen sind nicht nur schön anzuschauen. Sie sorgen auch dafür, dass sich der Wald verjüngt. 60 Prozent der Depots, die sie im Herbst anlegen, finden sie nach zwei Monaten auch wieder, weiß die Projektleiterin. Bleiben 40 Prozent, die die Eichhörnchen vergessen haben. Aus den Nüssen und Samen in diesen Verstecken gehen neue Bäume auf – "und das ist ganz wichtig für die Natur", sagt Gehret.

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Vor drei Jahren hat Martina Gehret für den Bund Naturschutz das Mitmach-Projekt zu den Eichhörnchen in Bayern entwickelt.

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