Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier bei der Kranzniederlegung in der LMU am 06.02.2023.
Bildrechte: BR / Sandra Demmelhuber

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier bei der Kranzniederlegung in der LMU am 06.02.2023.

Per Mail sharen
Artikel mit Video-InhaltenVideobeitrag

Bundespräsident erinnert an Widerstandskämpfer der "Weißen Rose"

Vor 80 Jahren wurden führende Mitglieder der Widerstandsgruppe "Weiße Rose" in München verhaftet und kurze Zeit später hingerichtet. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier erinnert in der Uni München an das Vermächtnis der Studierenden.

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Oberbayern am .

Vielleicht ist es der bekannteste Ort des unermüdlichen Kampfes der Mitglieder der "Weißen Rose" gegen das nationalsozialistische Terrorregime: der Lichthof der Ludwig-Maximilians-Universität in München. Hier landeten die Flugblätter der Widerstandsbewegung, die Hans und Sophie Scholl aus dem zweiten Stock abwarfen.

80 Jahre später hat Bundespräsident Frank-Walter-Steinmeier an diesem Ort einen Kranz niedergelegt. Die jährliche Gedenkstunde für die "Weiße Rose" erinnert an das Vermächtnis aller Widerstandskämpferinnen und Widerstandskämpfer gegen das nationalsozialistische Terrorregime. In diesem Jahr hielt Steinmeier die Gedächtnisvorlesung, er reiht sich damit ein in die Vorträge seiner Amtsvorgänger Joachim Gauck (2013), Johannes Rau (2003) und Richard von Weizsäcker (1993).

Steinmeier: Demokratie braucht Menschen, die sich für sie einsetzen

Frank-Walter Steinmeier sagte bei der feierlichen Kranzniederlegung: "Frieden, Freiheit, die Würde jedes Menschen und die Verantwortung jedes Einzelnen – diese Werte leiteten die Weiße Rose. Sie sind heute das Fundament unserer freiheitlichen Demokratie."

Steinmeier betonte, die Demokratie in Deutschland sei "in den vergangenen Jahren stärker unter Druck geraten". In Deutschland solle es "Verfassungsgegnern nicht noch einmal gelingen können, die Demokratie im Innersten anzugreifen". Er zeigte sich besorgt, dass sich Kritik an den bestehenden Verhältnissen zum Teil radikalisiere und sich als Widerstand gegen des System an sich artikuliere. Widerspruch sei nötig in der Demokratie, aber: "Es gibt kein Recht auf den Gebrauch von Gewalt gegen demokratisch getroffene Mehrheitsentscheidungen: Wer dafür heute in unserem Land ein Recht auf Widerstand gegen demokratische Institutionen für sich reklamiert, der missbraucht diesen Begriff", so der Bundespräsident.

Auch in der Bundesrepublik hätten "Rechtspopulisten und identitäre Extremisten Zulauf", sagte Steinmeier weiter. "Auch in unserem Land nehmen Hass und Hetze zu, vor allem im Netz. Und auch in unserem Land gibt es verfassungsfeindliche rechtsextreme Gruppierungen, die das so genannte 'System' stürzen wollen."

Eine wehrhafte Demokratie brauche gerade engagierte Bürgerinnen und Bürger, Menschen, "die in ihrem politischen Urteil moralisch klar und fest sind, die sich einsetzen für unser Land, für die Demokratie."

 Steinerne Flugblätter der Weißen Rose am Geschwister-Scholl-Platz in München, Bodendenkmal (Detail) des Künstlers Robert Schmidt-Matt von 1988 vor dem Haupteingang der Ludwig-Maximilians-Universität.
Bildrechte: BR / Sandra Demmelhuber
Artikel mit Audio-InhaltenAudiobeitrag

Flugblätter der Weißen Rose am Geschwister-Scholl-Platz in München, Denkmal des Künstlers Robert Schmidt-Matt vor dem Haupteingang der Uni.

Februar 1943: Das letzte Flugblatt und Hinrichtung in München

Im Sommer 1942 verfassten die Gründungsmitglieder der Widerstandsgruppe vier "Flugblätter der Weißen Rose". Nach und nach weiteten sie ihren Widerstand aus, immer höhere Auflagen wurden gedruckt, die Schriften gelangten bis nach nach Köln, Stuttgart, Berlin und Wien.

Am Vormittag des 18. Februar 1943 verteilen die Geschwister Sophie und Hans Scholl zum letzten Mal Flugblätter an der Münchner Uni. Als sie schon beim Hinterausgang an der Amalienstraße sind, kehrt Sophie Scholl noch einmal um und versetzt dem zuvor in der zweiten Etage ausgelegten Stapel einen Stoß. Die Blätter fliegen in den Lichthof der Universität.

Der Hausmeister der Uni, Jakob Schmid, sieht die Aktion - und verrät die Geschwister. Unter den Freunden von Hans und Sophie, die noch am 18. Februar 1943 von der Gestapo verhaftet werden, sind auch die Geschwister Willi und Anneliese Graf. Hans Scholl hat bei seiner Festnahme einen Flugblattentwurf von Christoph Probst dabei, so dass auch dieser festgenommen wird.

Nur vier Tage später, am 22. Februar 1943, werden Sophie und Hans Scholl sowie Christoph Probst vom Volksgerichtshof unter Vorsitz von Roland Freisler zum Tode verurteilt und noch am selben Tag im Gefängnis München-Stadelheim von Scharfrichter Johann Reichhart hingerichtet.

Kurt Huber, Willi Graf und Alexander Schmorell werden am 19. April 1943 in einem zweiten Prozess vor dem Volksgerichtshof ebenfalls zum Tode verurteilt. Kurt Huber und Alexander Schmorell sterben am 13. Juli 1943 im Gefängnis München-Stadelheim, die Hinrichtung Willi Grafs erfolgt am 12. Oktober 1943, nachdem die Gestapo über Monate hinweg versucht hat, aus ihm Namen aus dem weiteren Umfeld der Widerstandsgruppe herauszupressen.

Was ist die weiße Rose - Symbolbild
Bildrechte: BR
Artikel mit Video-InhaltenVideobeitrag

Was verbirgt sich hinter der "Weißen Rose"?

Das ist die Europäische Perspektive bei BR24.

"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!