Nach Abschuss des Ballons über South Carolina: China schäumt, US-Amerikaner jubeln.
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Kampfflieger nähern sich dem mutmaßlichen Spionage-Ballon über South Carolina.

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Nach Ballon-Abschuss: Jubel in den USA, Wut in China

Der mutmaßliche Spionage-Ballon aus China schwebt nicht länger über den USA: Kampfjets haben ihn vom Himmel geholt. US-Amerikaner jubeln, Vertreter aus China schäumen. Wie die "Ballon-Affäre" das ohnehin schwierige Verhältnis beider Länder belastet.

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"Das ist meine Luftwaffe, Kumpel", ruft jemand stolz aus der Menge in Myrtle Beach im US-Staat South Carolina. Dort - wie an vielen anderen Orten in den USA - sind am Samstagabend alle Augen auf den Himmel gerichtet. Sie beobachten, wie das Geschoss eines F-22-Kampfjets einen mutmaßlichen chinesischen Spähballon trifft und zerstört. Der tagelange Flug des Ballons über US-Territorium ist damit beendet, die politischen Folgen bleiben.

"Verdunkelt eine bereits stark düster werdende Stimmung im Kapitol"

Der China-Experte Bill Bishop hält die "Ballon-Affäre" für eine Angelegenheit, die einen weiteren Spalt zwischen die USA und China treiben könnte, und zwar keinen kleinen: "Ich glaube nicht, dass die (chinesische) Führung versteht, zu welch einer großen politischen Sache dieser Spionageballon in (Washington) DC wird", sagte Bishop in einem Interview. Nach seinen Worten verdunkelt die Affäre "eine bereits stark düster werdende Stimmung im Kapitol".

Tatsächlich ist das Verhältnis zwischen beiden Ländern bereits so schlecht wie lange nicht. Für Spannungen sorgt etwa Chinas unklare Haltung zu Russlands Angriffskrieg in der Ukraine, außerdem Pekings Umgang mit Taiwan. China wiederum stört sich an den US-Exportkontrollen für Hightech-Produkte und wirft den Vereinigten Staaten vor, sie behinderten den Aufstieg der Volksrepublik und wollten einen neuen Kalten Krieg.

China protestiert gegen "Überreaktion" der USA

Während sich die USA weiter überzeugt zeigen, dass der abgeschossene Ballon der Spionage dienen sollte, streitet die Staats- und Parteiführung in Peking das strikt ab: Es habe sich um ein ziviles Luftschiff gehandelt, das völlig zufällig und durch höhere Gewalt in den US-Luftraum geflogen sei. Ein Forschungsballon auf Irrwegen sozusagen.

Dass die USA trotzdem Gewalt angewandt hätten, sei eine "Überreaktion" und verstoße ernsthaft gegen die internationale Praxis. Auch eine Drohung kommt aus Peking: Man behalte sich das Recht auf "notwendige Reaktionen" vor. Wie die aussehen könnten, darüber kann bisher nur spekuliert werden.

China-Besuch erst, "wenn die Bedingungen es erlauben"

Eigentlich hätte US-Außenminister Antony Blinken an diesem Sonntag China besuchen wollen. Auch ein Treffen mit Staats- und Parteichef Xi Jinping in Peking war offenbar geplant. Es wäre der erste Besuch eines US-Außenministers in China seit 2018 gewesen. Aber unter den aktuellen Umständen sagte Blinken ab. Der Besuch werde nachgeholt, "wenn die Bedingungen es erlauben".

Dabei waren die Erwartungen an die Blinken-Reise ohnehin nicht besonders groß. Hoffnungen gab es aber schon, dass die schwierigen Beziehungen zwischen beiden Ländern sich zumindest etwas entspannen würden.

Am Dienstag wird US-Präsident Joe Biden im Kongress auftreten und seine jährliche Rede zur Lage der Nation halten. Mit Spannung wird erwartet, inwiefern China in dieser Rede eine Rolle spielt.

"Überwachungsballons" aus China wohl schon zur Trump-Zeit

Übrigens war es nicht das erste Mal, dass ein chinesischer Beobachtungsballon in den US-Luftraum eingedrungen ist. Mindestens dreimal hätten "Überwachungsballons" aus China die USA überflogen, als Donald Trump noch an der Macht war, teilte ein Beamter aus dem Pentagon mit. Das lässt insofern aufhorchen, als die Sichtungen damals offensichtlich kaum Aufmerksamkeit erregten - ganz anders als in diesen Tagen.

Mit Informationen von dpa und AP

Der mutmaßliche chinesische Spionagesatellit sorgt für Verstimmung zwischen den USA und China.
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Der mutmaßliche chinesische Spionagesatellite ist durch die USA abgeschossen worden

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