Viele Brauer wie Georg Rittmayer fordern ein einheitliches Pfand von Mehr- und Einwegflaschen.
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Viele Brauer wie Georg Rittmayer fordern ein einheitliches Pfand von Mehr- und Einwegflaschen.

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Brauer fordern höheres Flaschenpfand

Viele Brauer fordern ein einheitliches Pfand von Mehr- und Einwegflaschen. Auch die Vielfalt an Flaschentypen soll eingeschränkt werden, um den Umweltschutz voranzutreiben.

Über dieses Thema berichtet: BR24live am .

25 Cent statt acht Cent Pfand für Mehrwegflaschen, das fordert ein Teil der deutschen Bierbrauer von der Politik. Das würde, so deren Hoffnung, den Anreiz vergrößern, leere Flaschen und Kästen wieder im Super- oder Getränkemarkt abzugeben.

BR24 berichtet im voraufgezeichneten Stream aus Coburg und Hallerndorf im Landkreis Forchheim über die Probleme der Brauerinnen und Brauer. Im Gespräch mit den BR-Korrespondenten vor Ort äußern sich Bayerns Umweltminister Thorsten Glauber (Freie Wähler), Brauer Georg Rittmayer und Joachim Vasold, Geschäftsführer des Sortierzentrum Coburg.

Mehr als 300 verschiedene Bierflaschentypen

Die Zahl an verschiedenen Bierflaschen wächst immer weiter. Mittlerweile stehen mehr als 300 verschiedene Bierflaschentypen zur Abfüllung bereit: von der bekannten Euro-Flasche bis zur Longneck, der NRW- oder der Steini-Flasche. Das Problem: Die zurückgegebenen Kästen sind nicht sortenrein. In mühevoller Arbeit werden die Flaschen beispielsweise im Sortierzentrum Coburg von Hand der richtigen Kiste zugeordnet. Es geht um bis zu 280.000 Flaschen pro Tag. Von Sortierzentrum werden sie wieder zu rund 2.000 Braustätten in ganz Deutschland transportiert. Umweltschutz sieht anders aus.

Der Rücklauf ist immer noch extrem schlecht

Immer langsamer und auch seltener kommt das Leergut wieder in die Brauereien zurück, wo sie neu befüllt werden. Das Pfand sei so niedrig, dass man auch leicht auf das Zurückbringen verzichten könne, so die Brauer. Doch die schlechte Rücklaufquote wird vor allem für die kleinen und mittelständischen Bierbrauer stetig teurer, denn der Preis für neue Flaschen ist enorm gestiegen. Und nicht nur das: Die Unternehmen kämpfen gegen drastische Verteuerungen von Gas und Strom, Braumalz und Verpackungsmaterial. Alleine der Kohlensäurepreis hat sich nach Auskunft des Deutschen Brauer-Bundes nahezu verdoppelt. Gleichzeitig setzt die Inflation der Wirtschaft weiter zu.

Auch der Verband Private Brauereien Bayern fordert eine Anhebung des Flaschenpfands. Der Vorsitzende, Georg Rittmayer, setzt sich seit langem für eine Erhöhung ein. "Die Politik in Bayern könnte das Thema anschieben", so Rittmayer. "Das Problem ist, dass die Großbrauereien ihr Kontingent an Flaschen aufgestockt und deshalb das Leergut auf dem Hof stehen haben. Ganz anders ist das bei uns Mittelständlern. Es sind ja nicht nur die Flaschen, die nicht zurückkommen, sondern auch die Kästen. Alleine das Granulat für einen Kasten kostet uns bis zu 2,40 Euro. Die Großbrauereien zahlen nur 1,50 Euro." Dass sich die Großen nicht der Forderung nach einer Pfanderhöhung anschließen, hat für Rittmayer einen Grund: "Das ist das Druckmittel der Großbrauereien gegen uns Klein- und Mittelständler".

Übergang bedeutet enorme Kosten für Brauer

Vor allem große Player am Markt haben sich deutlich gegen eine Erhöhung des Pfands ausgesprochen. Doch der Druck wird immer größer. Seit vielen Jahren wurde das Mehrwegflaschenpfand nicht erhöht, dafür stiegen die Preise für Rohstoffe und Transport. Zudem hat sich der Einkaufspreis neuer Flaschen verdoppelt.

Das höhere Pfand würde wahrscheinlich mittelfristig helfen, die Rücklaufquote an Flaschen zu steigern. Das Problem ist laut Rittmayer die Übergangszeit, wenn alte Flaschen mit acht Cent Pfand noch in Umlauf sind, aber das Pfand von 25 Cent schon gelten würde. Laut dem Deutschen Brauer-Bund (DBB) würde das enorme Mehrkosten für die Brauer bedeuten. Zahlreiche Brauereien könnten das nicht überstehen, befürchtet der DBB.

Umweltminister will sich mit Brauern an einen Tisch setzen

Und: Nach einer Umfrage des DBB sagten nur 22 Prozent der Kunden, dass sie ihr Leergut schneller zurückgeben würden, wenn das Pfand pro Flasche auf 25 Cent steigen würde. Rittmayer sieht das anders. "Wir brauchen eine längere Vorlaufzeit und an den Rückstellungskosten müsste die Politik etwas ändern. Dann würde das funktionieren und wir hätten wieder genug Flaschen für die Abfüllung".

"Bayerns Brauereien liefern uns seit Jahrhunderten regionale Produkte von sehr hoher Qualität. Sie sind unverzichtbarer Teil der bayerischen Kultur. Wir wollen gerade die kleinen bayerischen Brauereien unterstützen. Ob einheitliches Flaschenpfand oder einheitliche Flaschen, es gibt mehrere Hebel, wo wir ansetzen können. Ich würde mich gerne mit den Brauereien an einen Tisch setzen, um die besten Lösungen zu erarbeiten." Thorsten Glauber, bayerischer Umweltminister

Schnelle Lösung für Umweltschutz ist möglich

Doch nicht nur die Erhöhung des Pfands für Mehrwegflaschen auf 25 Cent wird gefordert. "Wir müssen auch endlich an die Eindämmung der hohen Zahl an verschiedenen Flaschen ran", fordert der Vorsitzende der Privaten Brauereien in Bayern. Unterstützung dafür bekommt er vom Sortierzentrum aus Coburg. Dort kommen täglich tausende leere Flaschentypen an, die neu sortiert werden, um dann wieder zu den Brauereien oder anderen Getränkeherstellern in ganz Deutschland gefahren zu werden. Der Grund: Oft kommen in Getränkemärkten die verschiedensten Bierflaschen zurück. Auch in Kästen stecken dann Bügel-, Euro-, Langhals- oder Vichyflaschen nebeneinander. Meist haben die einzelnen Flaschen auch noch spezielle Prägungen der Brauereien oder der Verschluss ist mit dem Namen einer Marke versehen. Sie können also nur von einem bestimmten Hersteller wiederverwendet werden.

Die Vielfalt der Flaschentypen ist zu groß

280.000 Flaschen werden täglich alleine im Sortierzentum Coburg im Zweischichtsystem händisch sortiert. Dann geht es quer durch ganz Deutschland, um sie wieder den Brauereien zur Abfüllung zur Verfügung zu stellen. "Weniger Flaschen wären gut für den Umweltschutz , dann würden sich natürlich die Transportwege bei der Leergutrückführung entsprechend reduzieren", meint dazu der Geschäftsführer des Sortierzentrum Coburg, Joachim Vasold. Das Bier würde aus einer Steini-Flasche nicht anders schmecken als aus einer Euro-Flasche. Alles sei nur eine Marketingsache.

Zahl der Brauer sinkt weiter

Seit Beginn der Corona-Pandemie hat sich nach Angaben des DBB die Zahl der Brauereien um drei Prozent verringert. 45 Betriebe haben 2022 endgültig die Türen geschlossen, auch in Bayern. Bundesweit sei die Zahl damit auf 1.507 Brauereien gesunken.

"Immer mehr Brauereien stehen massiv unter Druck – die Corona-Krise ging nahtlos in eine Energiepreiskrise über." Holger Eichele, Hauptgeschäftsführer Deutscher Brauer-Bund

Bayern kam gut über die Krisenjahre. Es ist das einzige Bundesland, das mehr als vor der Corona-Krise braut, nämlich zusätzlich rund 16 Millionen Maß. Nahezu jedes vierte in Bayern gebraute Bier wird im Ausland getrunken. Nach wie vor ist Deutschland mit einem jährlichen Gesamtbierabsatz von zuletzt 8,8 Milliarden Litern die größte Braunation in Europa.

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