Die als lebensgefährlich eingestufte Ecstasy-Tablette "Blue Punisher" ist seit einiger Zeit in Umlauf - auch in Bayern.
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Die als lebensgefährlich eingestufte Ecstasy-Tablette "Blue Punisher" ist seit einiger Zeit in Umlauf - auch in Bayern.

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"Blue Punisher": Grenzpolizei Passau findet Ecstasypillen im Zug

Klein, blau, hochgefährlich: An der Ecstasy-Pille "Blue Punisher" sind bereits mehrere Jugendliche gestorben. In Bayern hat die Grenzpolizei Passau solche Pillen sichergestellt. Der Drogenbeauftragte der Bundesregierung mahnt mehr Prävention an.

Die als lebensgefährlich eingestufte Ecstasy-Tablette "Blue Punisher" ist seit einiger Zeit in Umlauf - auch in Bayern. Wie das Landeskriminalamt auf BR-Anfrage mitteilte, wurde seit 2019 eine "niedrige, zweistellige Anzahl an Vorgängen" mit Bezug zu den blauen Pillen registriert.

In einem Fernzug nach Wien stellte die Grenzpolizei Passau nun bei drei Männern ebenfalls unter anderem "Blue Punisher"-Tabletten sicher. Bereits Ende Juni hatte die Polizei eine solche Pille bei einem jungen Mann beim Kulmbacher Altstadtfest gefunden.

Darum ist die Ecstasy-Pille "Blue Punisher" so gefährlich

Ecstasy ist eine synthetische Droge oft in Tablettenform, die ohne natürliche Rohstoffe im Labor hergestellt wird. Ecstasy führt zu Höhenflügen, Kontaktfreudigkeit und Verlust des Zeitgefühls. Das körpereigene Warnsystem wird ausgeschaltet. Beim Einsatz als Partydroge kann es bei langem Tanzen zu extremem Wasserverlust, Organschäden oder Kreislaufzusammenbruch kommen. Tödliches Nierenversagen wurde ebenso beobachtet wie tödliche Hirnblutungen. Die Droge kann zudem Psychosen und Wahnvorstellungen verursachen.

"Blue Punisher" (deutsch: "blauer Bestrafer") oder auch nur "The Punisher" ist eine besonders starke Variante von Ecstasy. Ganze Pillen können nach Angaben des Bayerischen Landeskriminalamtes zwischen 50 und 200 Milligramm MDMA enthalten. Dabei gelten mehr als 1,5 Milligramm MDMA pro Kilogramm Körpergewicht bei Männern und 1,3 Milligramm pro Kilogramm Körpergewicht bei Frauen als lebensgefährlich. Das heißt: Selbst die Einnahme einer halben Pille kann zu einer Überdosis führen.

Mehrere Jugendliche an "Blue Punisher" gestorben

Im Juni war in Brandenburg eine 15-Jährige vermutlich nach einer Überdosis chemischer Drogen gestorben, kurz danach eine 13-Jährige in Mecklenburg-Vorpommern. Dann wurde ein weiterer Todesfall einer 18-Jährigen in Sachsen-Anhalt bekannt. Bei der 13-Jährigen geht die Polizei fest davon aus, dass sie die Ecstasy-Variante "Blue Punisher" konsumiert hatte. Zwei Freundinnen des Mädchens taten das ebenfalls und überlebten nur knapp. Sie lagen tagelang in der Klinik.

Nach Angaben des Bundeskriminalamtes waren von den 1.990 Menschen, die im vergangenen Jahr an den Folgen ihres illegalen Drogenkonsums starben, 392 unter 30 Jahre alt und 21 minderjährig.

Drogenbeauftragter Blienert: "Jeder Todesfall ist einer zu viel"

Der Drogenbeauftragte der Bundesregierung Burkhard Blienert (SPD) mahnte verstärkte Prävention an: "Jeder Todesfall ist einer zu viel und sollte uns alle zum Nachdenken bringen, was wir besser machen können." Jugendliche müssten schon ganz früh wissen, wie gefährlich auch nur das einmalige Probieren von Drogen sein könne und "dass sie dadurch durchaus mit ihrem Leben spielen. Denn keiner kann genau wissen, wie verunreinigt der Stoff ist, den sie gekauft oder gar geschenkt bekommen haben." Sobald Eltern oder Freunden auffalle, dass jemand Drogen nehme, sei es wichtig, das anzusprechen und sich kompetente Hilfe zu holen.

Mehrere Bundesländer planen kostenlose Drogentests

Helfen kann auch das sogenannte "Drug-Checking". Der geschäftsführende Vorstand der Nürnberger Jugend- und Drogenhilfe "mudra", Norbert Wittmann, spricht von einem "sehr erfolgreichen" Instrument, das zu "Kontrolle und Schutz" beitragen könnte. "Drug-Checking, das können sowohl stationäre kleine Einrichtungen in den Städten sein, oder auch mobile Einrichtungen auf Festivals oder Clubveranstaltungen, wo man vor Ort die Möglichkeit hat, die Droge, die ich erworben habe oder mitgebracht habe, kurz testen zu lassen, auf Inhaltsstoffe, auf Wirkstoffgehalt, auf Verunreinigung", so Wittmann im Interview mit dem BR.

Solche Angebote würden sehr gut angenommen: "Auch Jugendliche sind keine Lemminge, und Jugendliche haben durchaus ein großes Interesse, gesund zu bleiben." Sie seien "clever genug zu sagen: Wenn ich die Möglichkeit habe, das Zeug testen zu lassen, dann lasse ich das natürlich testen". Viele würden nach einem solchen Test weniger riskant und generell weniger Drogen konsumieren, weil sie gut aufgeklärt und vielleicht auch gewarnt seien.

In Berlin können Süchtige ihre Drogen bereits auf die Inhaltsstoffe untersuchen lassen. Der Bundestag hat nun eine bundesweite Regelung zu Drug-Checking-Modellen beschlossen.

GdP: Drogenfahndung vollkommen falsch organisiert

Die Gewerkschaft der Polizei (GdP) fordert unterdessen, den für Drogenfahndung zuständigen Zoll besser zu organisieren. "Die Drogenfahndung ist vollkommen falsch organisiert", sagte der stellvertretende GdP-Vorsitzende Frank Buckenhofer den Zeitungen der Mediengruppe Bayern. "Es gibt zu wenig Personal, untaugliche Strukturen und die falsche Ausrichtung." Die Personalsituation bei Grenzkontrollen sei keine ernsthafte Gefahr für Drogenschmuggler. "Da ist man so schlecht aufgestellt, dass es auch egal ist, ob jemand überhaupt vor Ort ist."

Hilfe bei Suchtproblemen

Es gibt eine bundesweite Sucht & Drogen-Hotline, die rund um die Uhr erreichbar ist: Tel. 01806 313031. Das Angebot ist kostenpflichtig: 0,20 € pro Anruf aus dem deutschen Festnetz und aus dem Mobilfunknetz.

Bei der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen e. V. kann gezielt nach Suchtberatungsstellen in der Nähe gesucht werden. Eine Übersicht über Suchthilfeeinrichtungen speziell in Bayern hat die Koordinierungsstelle der bayerischen Suchthilfe (KBS) zusammengestellt.

Hilfe bekommen Betroffene und Angehörige ebenfalls bei der SuchtHotline (SHM München e.V.: Tel. 089 / 28 28 22. Die Beratung wird von ehrenamtlichen Mitarbeitenden geleistet.

Mit Informationen von dpa.

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