Gleisbauarbeiten: So wird es ab 2026 auf einigen Hauptstrecken in Bayern aussehen, die dann jeweils für fünf bis sechs Monate gesperrt sind.
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Gleisbauarbeiten: So wird es ab 2026 auf einigen Hauptstrecken in Bayern aussehen, die dann jeweils für fünf bis sechs Monate gesperrt sind.

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Totalsanierung: Bahn sperrt ab 2026 Hauptstrecken in Bayern

Die Bahn macht mit der angekündigten Generalsanierung des Schienennetzes Ernst: Sieben Hauptstrecken in Bayern sind ab 2026 nach und nach bis zu einem halben Jahr gesperrt. Ob die Ausweichstrecken und der Zeitplan aufgehen, bezweifelt "Pro Bahn".

Über dieses Thema berichtet: BR24 im Radio am .

Die Ziele sind ambitioniert: Über 700 Bahnkilometer sollen generalsaniert werden, damit nach 2030 die Züge auf sieben wichtigen Fernverkehrsstrecken in Bayern nahezu reibungslos fahren können. Los geht es im ersten Halbjahr 2026 mit der Strecke Nürnberg - Regensburg, dann folgt Regensburg/Obertraubling - Passau. Die Hauptstrecke München - Rosenheim - Salzburg ist in zwei Bauabschnitten für 2027 vorgesehen, die störungsanfällige Strecke Würzburg - Nürnberg für 2028. Der längste Sanierungsabschnitt Würzburg - Ansbach - Treuchtlingen ist für 2030 geplant, als letzte folgt im zweiten Halbjahr 2030 die Strecke Augsburg - Ulm (s. Grafik weiter unten). Innerhalb von fünf bis sechs Monaten sollen die jeweiligen Teilstrecken von 55 bis 170 Kilometern fertiggestellt sein.

Umleitung für Fernverkehr, Ersatzbusse für Nahverkehr

Auch Bahnhöfe, Brücken und Bahnübergänge werden, so die Planung, in den jeweiligen Sperrzeiträumen saniert. Für den Nahverkehr - also die Verbindungen entlang der Sanierungsstrecke - will die Bahn einen "Hochleistungsersatzverkehr mit Bussen" auf der Straße anbieten, wie sie nun auf einer Pressekonferenz in München mitteilte. Züge des Personenfern- und des Güterverkehrs werden teilweise sehr weiträumig umgeleitet, was zu deutlichen Verspätungen führt.

Ziel ist es laut Bahn, "die Infrastruktur innerhalb eines möglichst kurzen Zeitraums komplett zu erneuern. Dazu gehören Schwellen und Schotter, Gleise und Weichen, Signale und Stellwerke ebenso wie die Bahnhöfe. Das bedeutet: Die Strecke wird einmal gesperrt, statt wie bisher viele kleinere Einzelarbeiten zu realisieren."

Bahn will jahrelangen Verfall stoppen

Ziel des milliardenschweren Programms sind, wie Bayerns Bahnchef Klaus-Dieter Josel ausdrücklich betont, nicht die Beschleunigung und Ausweitung des Bahnverkehrs mit mehr Zügen und besseren Takten. Vielmehr soll das bestehende Netz zuverlässiger werden, robuster, widerstandsfähiger. Der jahrelange Verfall der Infrastruktur der Bahn soll so zunächst einmal auf den viel befahrenen Hauptkorridoren gestoppt werden. Die Finanzierung sei gesichert, so Josel, Sanierungsarbeiten im Bestandsnetz gingen vor Ausbau und Neubau, deshalb sei der Finanzbedarf für die Sanierung trotz Kürzung des bundesweiten Fördervolumens von 40 auf 27 Milliarden Euro gesichert.

Grafik: Diese Bahnstrecken in Bayern will die Bahn ab 2026 sanieren

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Sanierungspläne im bayerischen Haupt-Schienennetz bis 2030

"Pro Bahn" zweifelt an Ausweichstrecken

Detailpläne über die Umleitungsstrecken will die Bahn in den nächsten Monaten ausarbeiten. So ist laut Josel geplant, für die wichtige Ausweichstrecke München - Salzburg über Mühldorf fünf Stellwerke zu erneuern und Langsamfahrstellen zu beseitigen, bevor zwischen München und Rosenheim komplett gesperrt wird. Ob das rechtzeitig gelingt, bezweifelt Lukas Iffländer, der Vorsitzende des Fahrgastverbands ProBahn in Bayern. Auch von Nürnberg nach Regensburg sei die Ausweichstrecke über Amberg/Schwandorf mit einem "extrem fehleranfälligen Stellwerk" ausgestattet, das vorher nicht saniert werde. Er befürchtet daher gerade beim Güterverkehr eine Verlagerung auf die Straße. Die Sanierung an sich wird von Pro Bahn begrüßt.

Kritik am engen Zeitplan

Iffländer kritisiert aber auch die engen Zeitpläne der Bahn, da bundesweit nahezu gleichzeitig wichtige Korridore saniert werden sollen. Das schaffe die Bauindustrie nicht. Wörtlich sagte er dem BR: "Sie hat die Ressourcen nicht für die Sanierungen, so wie sie die Deutsche Bahn plant. Und dadurch wird es extrem schwierig." Das Personal bestehe häufig aus von vielen umworbenen Wanderarbeitern. "Wir sind wirklich bei den ganzen Baukapazitäten am Limit." Iffländer befürchtet, dass die Bahn mit dem sehr begrüßenswerten Sanierungsprojekt "eigentlich nur noch scheitern kann, weil es eben nicht in der Qualität schaffbar ist, wie es verkauft wird. Und wenn man lieber (...) einen Gang runterschalten würde, dann würde das auch wahrscheinlich zuverlässig funktionieren."

Bahn AG will viele Details noch klären

Der DB-Bevollmächtigte für Bayern, Klaus-Dieter Josel, ist dagegen zuversichtlich, die Zeitpläne für die Teilstrecken einhalten zu können. Er betont gegenüber dem BR aber auch, dass das Projekt "herausfordernd" sei, "weil wir hier alle Gewerke betrachten, von der Oberleitung, Oberbau, auch die Bahnhöfe. Und das alles übereinander zu bringen in dieser kurzen Phase: Das ist eine logistische Herausforderung und natürlich auch für die Branche."

Die Zeitpläne seien abgestimmt: mit Bahnindustrie, Baufirmen und den ausländischen Bahnen im grenzüberschreitenden Verkehr, etwa mit Tschechien und Österreich sowie Italien. Die Bahnverantwortlichen haben allerdings auf der Pressekonferenz in München darauf verwiesen, dass viele Details noch geklärt werden müssen in den nächsten Monaten - gerade auch die Ersatz- und Umleitungskonzepte.

Dieser Artikel ist erstmals am 8. April 2024 auf BR24 erschienen. Das Thema ist weiterhin aktuell. Daher haben wir diesen Artikel erneut publiziert.

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