Computertastatur mit Herztaste
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Auf Liebesbetrug reingefallen – Wie Sie Scamming erkennen

Eine Oberpfälzerin ist Opfer beim sogenannten "Love-Scamming" geworden. Die Frau aus dem Landkreis Amberg-Sulzbach überwies über 30.000 Euro an einen unbekannten Mann. Diese Art von Betrug breitet sich derzeit stark im Internet aus, warnen Behörden.

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten aus der Oberpfalz am .

Immer wieder fallen Menschen auf Internet-Betrügereien herein und verlieren dabei viel Geld. Die Arten des Betrugs sind dabei ganz unterschiedlich: Ob vorgetäuschte Liebe, falsche Identität, unechte Geldversprechen, Wohnungsangebote, Traumjob oder gefälschte Schecks.

Auch eine Frau aus dem Landkreis Amberg-Sulzbach hat es jüngst getroffen. Wie das Polizeipräsidium Oberpfalz diese Woche mitteilte, überwies die ältere Dame insgesamt 32.000 Euro an einen Unbekannten.

Fälle häufen sich in Bayern

Der Mann hatte ihr eine Beziehung über das Internet vorgegaukelt. Am Wochenende brachte die Betrogene den Fall zur Anzeige. Laut Polizei habe der Mann die Frau bereits im Februar auf Instagram kontaktiert. Ob sie jemals ihr Geld wiederbekommt, ist unklar.

Solche Fälle häufen sich: Landesweit haben Betrüger laut Justizministerium im Jahr 2020 mit dieser Masche neun Millionen Euro erbeutet. Einzelne Opfer hätten sechsstellige Summen verloren. Allein in Bayern haben sich Betrüger in Singlebörsen und sozialen Netzwerken zig Millionen Euro erschlichen. Laut Bayerns Justizminister Georg Eisenreich (CSU) beläuft sich der angezeigte Gesamtschaden auf etwa 20 Millionen Euro.

Die Betrüger erschleichen sich dabei das Geld mit "perfiden Methoden", ob in Online-Partnerbörsen oder auch in sozialen Netzwerken. Ist ein Kontakt erst einmal hergestellt, werden die Opfer mit Liebesbekundungen und Aufmerksamkeit überhäuft. Oder ihnen werden falsche Erfolgsversprechen mit Geldanlagen vorgetäuscht.

Vorgetäuschte Liebe von Ingenieur oder Krankenschwester

Beim "Love-" oder "Romance-Scamming" warnt die Polizeiliche Kriminalprävention der Länder und des Bundes davor, dass die virtuellen Partner vorgeben, zum Beispiel bei einer Geschäftsreise nach Westafrika in Geldnot geraten zu sein. Oder sie benötigen Geld für eine wichtige Operation ihres Kindes oder eines Angehörigen. Auch gestohlene Koffer und Pässe, unbezahlter Lohn oder eine Hotelrechnung werden oft als Ausreden verwendet.

Männer geben sich dabei laut Polizei gerne als Ingenieure, Architekten, Soziologen, Konstrukteure in der Ölindustrie, als Tierärzte, Computerspezialisten und U.S. Soldaten aus. Die Fotos, die von den Männern zu sehen sind, sind gestohlen und auch wenn der Mann vorgibt, in Amerika oder Europa zu leben, sitzen sie oftmals in Westafrika oder Asien.

Nicht nur Männer, sondern auch Frauen nutzen die Betrugsmasche. Sie spielen bevorzugt vor, Krankenschwestern, Ärztinnen, Geschäftsfrauen jeglicher Art, Mitarbeiterinnen im Waisenhaus oder Lehrerinnen zu sein. Auch hier sind die Bilder gestohlen oder extra für das Scamming fotografiert worden. Viele Frauen geben sich als Russinnen aus. Sie können aber auch aus Südamerika, Thailand, Afrika oder Europa stammen. Unterhalten wird sich in allen Fällen in sehr gutem Englisch oder auch Deutsch.

Fall aus der Oberpfalz: Arbeiter auf Ölbohrinsel

Beim jüngsten Fall aus der Oberpfalz stellte sich der Mann als Arbeiter auf einer jordanischen Ölbohrinsel vor. Er umgarnte die Frau, die sich schließlich in ihn verliebte. Nach und nach stellte der Mann Geldforderungen, denen die Frau nachkam. Immer wieder überwies sie ihm Geld, teilweise schenkte sie ihm auch die von ihm geforderten Guthabenkarten des Online-Diensts Steam, so die Polizei.

So können Scammer erkannt werden

Dabei gibt es viele Tipps, wie Scammer leicht erkannt werden können, sodass gar kein Schaden entsteht. Laut der Polizeilichen Kriminalprävention der Länder und des Bundes überhäufen Scammer ihre Opfer oft schon nach dem ersten Kontakt mit langen Liebeserklärungen. Dabei sollte man definitiv hellhörig werden.

Oft sollen auch seriös wirkende Mails das Interesse wecken. Die Scammer wollen dabei alles über das Opfer wissen: Hobbys, ehemalige Partner, Kinder, Freunde, auch der Glaube an Gott spielt oft eine Rolle. Gefordert werden oft Geld, Visum, gemeinsame Konten oder auch Guthabenkarten. Momentan sehr stark ausgeprägt sei der Wunsch nach einer Einladung nach Deutschland.

Es wird auch empfohlen, den Namen der Internetbekanntschaft zu überprüfen. Dafür kann der Name der Bekanntschaft mit dem Zusatz "Scammer" im Internet gesucht werden. Das geht auch mit der umgekehrten Bildersuche, wodurch mehr Informationen zum Bild erhalten werden können.

Was tun, wenn es schon zu spät ist?

Bayern Justizminister Georg Eisenreich rät Betroffenen: "Schauen Sie online genau hin, wer Sie anschreibt – vor allem wenn die Person nach dem Erstkontakt schnell vom Dating-Portal zu Messenger-Diensten wechseln möchte und nie für ein persönliches Treffen oder ein Videotelefonat zur Verfügung steht."

Wenn es bereits zu spät ist, wird empfohlen, den Betrüger zu ignorieren, nicht mehr auf weitere Forderungen einzugehen, den Kontakt komplett abzubrechen und die Person bei der Polizei anzuzeigen. Außerdem sollten die Bilder, E-Mails und Nachrichten vorher gespeichert werden.

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