Diskussion von Schülern mit dem Zentralrat der Juden in Deutschland und dem bayerischen Antisemitismusbeauftragten über Antisemitismus.
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Diskussion von Schülern mit dem Zentralrat der Juden in Deutschland und dem bayerischen Antisemitismusbeauftragten über Antisemitismus.

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Antisemitismus: Schüler befragen Schuster zu AfD und Aiwanger

Von der AfD über Aiwangers Flugblattaffäre bis zu antisemitischen Alltagsbemerkungen: Der Vorsitzende des Zentralrats der Juden, Josef Schuster, stellt sich den Fragen fränkischer Schülerinnen und Schüler. Dabei geht es nicht nur um Tagespolitik.

Über dieses Thema berichtet: regionalZeit - Franken am .

Antijüdische Vorurteile und Einstellungen gibt es weiterhin in weiten Teilen der Gesellschaft. Wie kann man dagegen angehen? Darüber haben am Dienstag in Karlstadt im Landkreis Main-Spessart Schülerinnen und Schüler des Johann-Schöner-Gymnasiums mit dem Vorsitzenden des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster, und dem bayerischen Antisemitismusbeauftragten Ludwig Spaenle (CSU) diskutiert.

Von AfD bis zu Aiwangers Flugblattaffäre

Inhaltlich bewegte sich die Diskussion dabei vom Erstarken der AfD bis zu Hubert Aiwangers (Freie Wähler) Flugblattaffäre sehr nah an der Tagespolitik. Die Schülerinnen und Schüler wollten aber auch wissen, was sie bei konkreten Bemerkungen im Alltag unternehmen könnten. Die Antwort von Josef Schuster: Dagegenhalten und den Freund oder Bekannten direkt ansprechen. Zum Beispiel mit folgenden Fragen: "Weißt du eigentlich, was du da gerade gesagt hast? Hast du darüber schon mal nachgedacht?"

Auswandern bei Regierungsbeteiligung der AfD?

Rund eine Stunde lang stellten rund 100 Schülerinnen und Schüler der Q12 dem Vorsitzenden des Zentralrats der Juden Fragen, die ihnen zum Thema Antisemitismus auf den Nägeln brannten. Josef Schuster sagte, ihn erschreckten die hohen Umfrageergebnisse der AfD in einigen Bundesländern sehr. Für ihn sei die AfD ganz klar eine Partei, die die Menschen auseinanderdividiere und spalte. Spätestens, wenn die AfD im Bund an einer Regierung beteiligt wäre, würde er darüber nachdenken, Deutschland zu verlassen, so Schuster.

Spaenle: "AfD gefährlichste politische Kraft"

Der Antisemitismusbeauftragte der Bayerischen Staatsregierung und ehemalige Bayerische Kultusminister Ludwig Spaenle schickte voraus, dass er ja selbst Parteimitglied und Abgeordneter der CSU und somit inhaltlich gerade kurz vor der Wahl befangen sei. Trotzdem: Er halte die AfD für die gefährlichste politische Kraft seit Jahrzehnten. "Der Kern der Funktionäre, die das Sagen haben, sind extreme Rassisten. Das sind extremistische Leute, die ganz deutlich sagen: 'Wir wollen mit den Möglichkeiten, die eine repräsentative parlamentarische Demokratie bietet, dieses System abschaffen'.", so Spaenle.

Spaenle wirft Aiwanger "Täter-Opfer-Umkehr" vor

Natürlich wollten die Jugendlichen auch wissen, wie der CSU-Abgeordnete und Antisemitismusbeauftragte Ludwig Spaenle zum antisemitischen Flugblatt in Hubert Aiwangers Schultasche stehe. Spaenles Antwort: Es sei einerseits nicht nachzuweisen, dass Aiwanger der Urheber des Flugblatts sei. Er kritisiere aber massiv, wie Aiwanger reagiert habe: "Er hat wörtlich gesagt, dass die Shoah, der industrielle Massenmord an sechs Millionen Jüdinnen und Juden, parteipolitisch instrumentalisiert wird, um ihm zu schaden. Das ist Geschichtsvergessenheit höchsten Ausmaßes. Das ist eine Täter-Opfer-Umkehr", so Spaenle.

Schulleiter: Antisemitismus als Gefahr für Gesellschaft

Der Schulleiter des Johann-Schöner-Gymnasiums, Gerald Mackenroth, bekräftigte, wie wichtig es sei, neben Wissen auch demokratische Werte zu vermitteln. Antisemitismus – das sei keine Gefahr für eine kleine Gruppe, sondern für die ganze Gesellschaft und ihre Werte. Die Veranstaltung war auf Einladung des Freundeskreises "Ehemalige Synagoge Laudenbach" zustande gekommen.

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