Trotz einer Vielzahl von Einsatzkräften aus ganz Oberfranken und der Unterstützung der Bayerischen Bereitschaftsbeamter hat die Polizei im Zusammenhang mit dem 155. Coburger Convent (CC) am Pfingstwochenende eine Zunahme der Straftaten verzeichnet. Auch die Schwere der Delikte habe zugenommen, heißt es in einem Bericht. Der Tatverdacht richte sich nicht an Teilnehmer des Convents sondern durchwegs an Gegner. Der Fackellauf selbst sei ohne Zwischenfälle verlaufen, so die Polizei gegenüber BR24.
Unter anderem habe es einen mutmaßlichen Brandanschlag auf das Auto eines Teilnehmers des Convents gegeben. Durch die Hitze sei auch ein daneben geparktes Auto beschädigt worden, teilte die Polizei am Dienstag mit. Auch das habe einem Conventteilnehmer gehört. Der Schaden wird auf 20.000 Euro geschätzt.
Coburger Convent: Auto brennt, Brandbeschleuniger gefunden
Bei der Spurensicherung hätten Beamte Brandbeschleuniger an dem ausgebrannten Wagen festgestellt. Zudem meldete die Polizei zwei körperliche Angriffe auf Teilnehmer des Convents sowie mehrere Sachbeschädigungen.
Einen Tag später hieß es, es seien weitere Vorfälle zur Anzeige gebracht worden. Unter anderem seien drei von Conventteilnehmern gemietete Fahrzeuge mit roter Farbe beschmiert worden. Dazu sei das Gebäude einer Studentenverbindung mit Farbbeuteln beworfen worden und ein Mann habe sich gemeldet, dem vermummte Conventgegner Sand oder Erde ins Gesicht geworfen hätten. Wegen einer Augenreizung habe der Mann notärztlich versorgt werden müssen. Ein weiterer Mann behauptete, von mehreren Unbekannten angegangen und seiner Kopfbedeckung beraubt worden zu sein. Insgesamt sechs Diebstähle dieser Art soll es gegeben haben.
Unter Verdacht stünden in allen Fällen Gegner des Pfingstkongresses, so die Polizei. 150 von ihnen sollen zudem versucht haben, die Feierlichkeiten auf dem Coburger Marktplatz zu stören. Nur ein Großaufgebot der Einsatzkräfte habe verhindern können, dass Conventteilnehmer und Gegner aufeinander treffen konnten, so die Polizei. Weil es sich um politisch motivierte Straftaten handeln könnte, ermittelt in den genannten Fällen nun das Staatsschutzkommissariat der Kriminalpolizei.
Kritiker werfen Convent Nationalismus vor
Der Coburger Convent ist ein Zusammenschluss von knapp 100 Studentenverbindungen aus Deutschland und Österreich und hat nach eigenen Angaben mehr als 11.000 Mitglieder. Am Pfingstwochenende treffen sich Mitglieder des CC traditionell zu Feierlichkeiten in Coburg.
Kritiker werfen dem CC Nationalismus und patriarchale Strukturen vor. Frauen können dort nicht Mitglied werden, und der Convent nimmt keine Frauenverbindungen auf. Vor allem der Fackelmarsch am Pfingstmontag wird von Kritikern als rückwärtsgewandte Tradition gesehen, die an den Nationalsozialismus erinnere - zumal dieser, wie jedes Jahr, über die Straße führte, auf der Hitler zum ersten Mal mit seiner SA aufmarschierte.
CC-Chef tritt kurz vor Convent zurück
Vergangene Woche war der Kongressbeauftragte des Coburger Convents, Hans-Georg Schollmeyer, nach der Berichterstattung des BR über den Umgang mit kritischen Journalisten zurückgetreten. Coburgs Oberbürgermeister Dominik Sauerteig (SPD) sprach im Rahmen eines Stadtempfangs von einem "höchst zweifelhaften Umgang mit der Presse".
Wie der Vorstand des CC am Wochenende ankündigte, solle in den kommenden Wochen ein Nachfolger Schollmeyers bestimmt werden. Der CC plane darüber hinaus auch für das kommende Jahr eine Ausrichtung des Pfingstkongresses in Coburg samt Fackellauf.
Mit Informationen von dpa.
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