Die Liste der Inhaltsstoffe einer Cola Zero - darunter der kennzeichnungspflichtige Süßstoff Aspartam.
Bildrechte: picture alliance / dpa Themendienst | Andrea Warnecke

Aspartam ist unter anderem in vielen Getränken enthalten. Die WHO will den Süßstoff wohl bald als "möglicherweise krebserregend" einstufen.

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WHO: Aspartam möglicherweise krebserregend - was bedeutet das?

Die Krebsforschungsagentur der Weltgesundheitsorganisation hat Aspartam als "möglicherweise krebserregend" eingestuft. Den Konsum solle man mäßigen. Doch ist der Süßstoff wirklich gefährlich und worin ist er enthalten? Was Sie darüber wissen sollten.

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Die Weltgesundheitsorganisation stuft den Süßstoff Aspartam als möglicherweise krebserregend für den Menschen ein. Man rate nicht dazu, Produkte zurückzurufen, heißt es in einer Stellungnahme der WHO. Den Konsum solle man mäßigen, steht darin weiter. Doch ist Aspartam wirklich gefährlich? Wie die Studienlage dazu ist, was Sie über Aspartam wissen sollten und welche Folgen die Entscheidung der IARC haben könnte.

Was ist Aspartam genau und wo ist am meisten enthalten?

Aspartam ist ein künstlicher Süßstoff. Er hat fast so viele Kalorien wie Zucker, aber ist laut Europäischer Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) etwa 200 Mal süßer als herkömmlicher Haushaltszucker, weshalb eine wesentlich kleinere Menge davon zum Süßen ausreicht. In der EU muss Aspartam - wie alle anderen Lebensmittelzusatzstoffe auch - auf dem Etikett entweder mit seinem Namen oder seiner E-Nummer E 951 angegeben werden.

Aspartam ist in Europa als Zusatzstoff zum Süßen von Nahrungsmitteln und als Tafelsüßstoff zugelassen. Es ist in vielen Getränken, Desserts, Süßigkeiten, Milchprodukten, Kaugummis, kalorienarmen Produkten und Produkten zur Gewichtskontrolle enthalten.

Wie gefährlich ist Aspartam? Die Studienlage

Laut der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit EFSA gilt Aspartam aufgrund eingehender Sicherheitsbewertungen als unbedenklich für den menschlichen Verzehr. Eine französische Studie aus dem Jahr 2022 mit mehr als 100.000 Erwachsenen hatte aber festgestellt, dass Menschen, die größere Mengen an künstlichen Süßstoffen - einschließlich Aspartam - konsumierten, ein leicht erhöhtes Krebsrisiko hatten.

Zu einem ähnlichen Ergebnis kam auch schon eine Studie aus dem Jahr 2006. Hier hatten italienische Forscher berichtet, dass einige Krebsarten bei Mäusen und Ratten mit Aspartam in Verbindung gebracht werden konnten. Der WHO-Sachverständigenausschuss für Lebensmittelzusatzstoffe JECFA sieht aber trotzdem den Verzehr von Aspartam seit 1981 als sicher an. Entscheidend für eine Gesundheitsgefahr ist wohl die Menge des Süßstoffs, die ein Mensch täglich zu sich nimmt. So müsste ein Erwachsener mit einem Gewicht von 60 Kilogramm jeden Tag zwischen zwölf und 36 Dosen Diätlimonade trinken - abhängig von der Aspartammenge im Getränk - um gefährdet zu sein, argumentiert der JECFA.

Auch das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) sieht bei der Bewertung der aktuell vorliegenden Studien keine Gesundheitsbeeinträchtigung durch die Verwendung von Süßungsmitteln wie Aspartam. In der im Februar 2023 veröffentlichten Stellungnahme weist das BfR aber ausdrücklich darauf hin, dass die derzeitige Datenlage für eine Risikobewertung unzureichend sei.

Aspartam: Was bedeutet "möglicherweise krebserregend"?

Die IARC hat insgesamt vier verschiedene Klassifizierungsstufen: krebserregend, wahrscheinlich krebserregend, möglicherweise krebserregend und nicht klassifizierbar. Die Stufen basieren auf der Stärke der Beweise und nicht darauf, wie gefährlich eine Substanz ist.

Als "möglicherweise krebserregend" qualifiziert die WHO zum Beispiel die mit der Benutzung von Mobiltelefonen verbundenen "hochfrequenten elektromagnetischen Felder".

Welche Folgen hat die Entscheidung über Aspartam?

Die für den 14. Juli erwartete Entscheidung könnte eine neue Diskussion über die Sicherheit von künstlichen Süßstoffen auslösen, aber auch über die Rolle der Krebsforschungsagentur IARC. So wies der Internationale Süßstoffverband ISA im Vorfeld der anstehenden Einstufung von Aspartam darauf hin, dass die IARC kein Gremium für Lebensmittelsicherheit sei. Die Bewertung von Aspartam sei wissenschaftlich nicht umfassend und stütze sich "in hohem Maße auf weithin diskreditierte Forschungsergebnisse", wird der Verband in einer Agenturmeldung zitiert.

Der Internationale Rat der Getränkeverbände ICBA äußerte die Sorge, dass die Einschätzung Verbraucher unnötigerweise dazu verleiten könnte, mehr Zucker zu konsumieren, anstatt sich für sichere zuckerfreie oder zuckerarme Alternativen zu entscheiden.

Im Video: WHO stuft Aspartam als möglicherweise krebserregend ein

Die Weltgesundheitsorganisation hat den Süßstoff Aspartam als möglicherweise krebserregend eingestuft.
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Die Weltgesundheitsorganisation hat den Süßstoff Aspartam als möglicherweise krebserregend eingestuft.

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