Forscher haben herausgefunden, dass nicht der Geschmack im Mund dafür verantwortlich ist, dass wir nicht genug von Süßkram bekommen.
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Forscher haben herausgefunden, dass nicht der Geschmack im Mund dafür verantwortlich ist, dass wir nicht genug von Süßkram bekommen.

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Warum uns Zucker so süchtig macht - und Süßstoff nicht

Naschereien und Schokolade scheinen uns abhängig zu machen. Das liegt nicht - wie lange angenommen - am Geschmack, sondern an Signalen, die vom Darm in das Gehirn gesendet werden, welche das Begehren verstärken. Bei Süßstoff funktioniert das nicht.

Über dieses Thema berichtet: Planet Wissen am .

Plagt Sie auch das schlechte Gewissen, weil Sie wieder mal zu viele Süßigkeiten gegessen haben? So lecker sie auch sind, so süchtig machen sie uns auch. Fängt man einmal an, fällt es schwer, wieder aufzuhören. Forscher glauben nun, darauf eine Erklärung gefunden zu haben - die noch dazu gegen Diabetes und Adipositas helfen könnte, denn bei künstlichen Süßstoffen bleibt das aus.

Signale aus dem Darm

Zucker nehmen wir vor allem über die Sinneszellen auf der Zunge wahr. Schmeckt etwas süß, werden Signale an das Gehirn gesendet, die das Belohnungssystem anregen. Wir wollen mehr davon - dachten wir zumindest bisher. Forscher der Columbia University haben nun herausgefunden, dass das nicht der einzige Weg ins Gehirn ist. Denn nimmt man "echten" Zucker - also Glukose - auf, werden auch durch den Darm Nervenzellen im Vagus, einem Hirnnerv, aktiviert, der sie dann an den Hirnstamm weiterleitet. Nur diese Reaktion - nicht die Empfindung im Mund - löst das Verlangen nach mehr aus. Das passiert aber nicht bei künstlichen Süßstoffen, obwohl sie im Mund gleich schmecken. Eine Erklärung dafür, warum die es nie geschafft haben, uns so richtig zu befriedigen.

"Echter" Zucker vs. Süßstoff

Diese Darm-Hirn-Achse ist nicht unbekannt, in Bezug auf Zucker und Ernährung wurde sie bisher aber noch nicht untersucht. Das konnte das Team um den Neurowissenschaftler Charles Zuker nun bei Mäusen nachweisen: Sie gaben ihnen zwei Tage lang Wasserschälchen. In dem einen war "echter" Zucker, in dem anderen Süßstoff. Nach zwei Tagen wollten die Mäuse nur noch den echten Zucker. Überraschend war, dass genetisch veränderte Mäuse ohne Geschmacksrezeptoren für Süße ebenfalls das Schälchen mit dem richtigen Zucker bevorzugten. Es konnte also nicht nur am Geschmack liegen. Und sie fanden heraus, dass nur durch echten Zucker die Neuronen einer bestimmten Region im Hirnstamm aktiv wurden - die Signale dafür kamen aus dem Darm. Bei Süßstoff nicht. Wurde den Mäusen der Zucker direkt über den Darm und nicht den Mund verabreicht, reagierten sie ebenfalls nur bei echtem Zucker.

Funktioniert nur bei Glukose

Die Regionen im Gehirn wurden nur bei Glukose aktiviert - einem der zwei Bestandteile von echtem Zucker. Weder bei Süßstoffen, noch bei dem Fruchtzucker Fruktose (auch im Haushaltszucker enthalten) sprangen die Nervenzellen an. Als die Forscher die Nervenbahn zur Übertragung trennten, gab es im Hirnstamm auch keine Reaktion mehr auf den Zucker und das Verlangen der Mäuse nach gesüßtem Wasser ließ nach. Die Forscher gehen davon aus, dass die Kombination aus Süße im Mund und der Nervenzellenaktivierung durch den Darm den Tieren hilft, zuckerreiche Nahrungsquellen zu finden.

Risiko für Diabetes senken

Die Erkenntnisse sind aber nicht nur für Mäuse interessant: Sie könnten einer Therapie gegen übermäßigem Zuckerkonsum dienen und damit das Risiko für Diabetes und Adipositas senken. Denn es wäre interessant, herauszufinden, ob die Darm-Hirn-Achse auch bei anderen Nährstoffen aktiviert wird. Dann könnte man einen Süßstoff entwickeln, der echten Zucker besser imitieren kann und uns damit mehr befriedigt. So müsste man nicht mehr "echten" Zucker essen, um seinen Hunger nach Süßem zu stillen.