Eine Hornisse frisst an einem Apfel.
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Bei der Mitmach-Aktion "Insektensommer" von LBV und NABU wurden in diesem Jahr mehr Hornissen gesichtet als sonst.

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Hornissen: Dicke Brummer - besser als ihr Ruf

Sie sind nützlich und entgegen ihres Rufs nicht gefährlich: Hornissen sind faszinierende, aber scheue Insekten. Dieses Jahr scheint es besonders viele zu geben. Sie gelten nicht mehr als gefährdete Art. Aber sie nisten öfter in der Nähe von Menschen.

Über dieses Thema berichtet: BR24 am .

Sie ist auffallend gelb gestreift, und beim Fliegen gibt sie ein tiefes Brummen von sich. Dass eine Hornisse manchen Menschen Angst einjagt, kann die Insektenexpertin Tarja Richter verstehen. "Sie ist groß, summt laut, und das klingt auch sehr bedrohlich." Und dann ist da noch der verbreitete Irrglaube, dass sieben Hornissenstiche ein Pferd töten könnten – und drei einen Menschen. Dabei sind Hornissen nicht nur sehr friedfertig, sondern auch viel scheuer als ihre lästigen Verwandten, die Wespen.

Mehr Hornissen im Frühsommer 2023

Im Frühsommer 2023 wurden deutlich mehr Europäische Hornissen (Vespa crabro) bei der Mitmachaktion "Insektensommer" gesichtet als zu dieser Jahreszeit üblich. Der Landesverband für Vogel- und Naturschutz (LBV) aus Hilpoltstein und der Naturschutzbund Deutschland (Nabu) hatten dafür die Menschen in Deutschland dazu aufgerufen, in einem Zeitraum von zehn Tagen im Juni die Insekten in ihrer Umgebung zu zählen. Im Vergleich zum Vorjahr flog die Hornisse 19 Plätze nach vorne und landete auf Rang elf der am häufigsten beobachteten Insekten. Insgesamt gingen 3.500 Meldungen ein.

Morgen (Freitag, 4.8.) startet eine zweite Zählrunde, sie geht bis zum 13. August. Die Wahrscheinlichkeit, jetzt Hornissen zu beobachten, könnte sogar noch höher sein, heißt es vom LBV. Denn im Spätsommer erreiche ein Hornissenvolk sein Maximum von bis zu 700 Tieren.

Hornissen nicht mehr gefährdet

Aber sind Hornissen in diesem Jahr tatsächlich häufiger? Und wenn ja, warum? Im Vergleich zur Gemeinen und zur Deutschen Wespe sei die ebenfalls zu den Faltenwespen zählende Hornisse seltener, erläutert die LBV-Expertin Tarja Richter. "Die Bestände haben sich im Vergleich zum vergangenen Jahrzehnt aber erholt." Das bestätigt auch der Münchner Bienen- und Wespenkundler Leander Bertsch, der gerade mit anderen Fachleuten die Roten Liste für Wespen überarbeitet. "Hornissen sind besonders geschützt. Gefährdet sind sie aber mittlerweile nicht mehr."

Nistplätze näher am Menschen

Dass man die großen Brummer häufiger zu sehen bekommt, könnte nach Ansicht von Richter auch daran liegen, dass Hornissen aus ihrem natürlichen Lebensraum vermehrt in Siedlungen ziehen. Normalerweise nisten sie in Baumhöhlen in lichten Wäldern und an Waldrändern. Weil aber natürliche Baumhöhlen selten geworden seien, suchten sie andere Nistplätze, von denen es in der Nähe des Menschen reichlich gibt, zum Beispiel in Rollladenkästen, alten Schuppen, zwischen Wänden oder in Nischen auf dem Dachboden.

Hornissen vertilgen Plagegeister

"Die ausgewachsenen Hornissen sind Vegetarier. Sie ernähren sich von Nektar und Pflanzensäften", erklärt LBV-Expertin Tarja Richter. Nur die Larven werden mit Insektenfleisch gefüttert. Etwa ein halbes Kilogramm Insekten braucht ein Hornissenvolk dem Umweltbundesamt zufolge am Tag für seinen Nachwuchs. Dadurch hält es den Menschen Plagegeister wie Stubenfliegen, Bremsen und Wespen vom Leib. Hornissen sind deshalb äußerst nützlich. Und sie sind keinesfalls so gefährlich, wie der Volksmund ihnen nachsagt: Ihr Stich ist nach Angaben der Fachleute nicht giftiger als der einer Biene oder Wespe.

Friedliche Hornissen unter Artenschutz

Weil Hornissen unter Artenschutz stehen, dürfen sie nicht getötet werden. Das heißt auch, dass ein Nest im Garten oder am Haus nicht entfernt werden darf. Dies sei auch nicht nötig, meint der Wildbienen- und Wespenexperte Christian Schmid-Egger von der Deutschen Wildtier Stiftung in Berlin – "Hornissen sind relativ friedlich", sagt er und empfiehlt, einfach ein bis zwei Meter Abstand zum Nest zu halten.

Asiatische Hornisse breitet sich aus

Dass mehr Hornissen beim diesjährigen "Insektensommer" von LBV und NABU gezählt wurden, könnte auch an einer Verzerrung liegen, meint Schmid-Egger. Aktuell werde viel über die Asiatische Hornisse berichtet, die sich in Rheinland-Pfalz sowie in Teilen von Hessen, Baden-Württemberg und Hamburg ausbreite. Dies habe womöglich die Aufmerksamkeit auf Hornissen gelenkt. Eine Gefahr für heimische Hornissen sei die asiatische Variante zwar nicht, dafür aber für Bienen, die sie jagt, es kann sogar vorkommen, dass die invasive Art ganze Bienenstöcke überfällt.

Im Video: Natur-Doku über Wespen und Hornissen

Hornisse (Vespa crabro)
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Wespen und Hornissen? Keine Panik!

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