Eine Kuh blickt ängstlich aus einem Tiertransporter.
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Tiertransport

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Geschlossene Schlachthöfe am Untermain: Sorge und Entsetzen

Am Untermain wurden binnen kurzer Zeit zwei Schlachthöfe geschlossen. Die Vorwürfe: Tiere sollen nicht tierschutzgerecht oder in krankem Zustand geschlachtet worden sein. Vor Ort ist man sich einig: Schließungen alleine lösen das Problem nicht.

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten aus Mainfranken am .

Die Vorwürfe gegen zwei Schlachthöfe am Untermain wiegen schwer: Tiere sollen in krankem oder nicht transportfähigem Zustand geschlachtet worden sein, Tiere sollen nicht fachgerecht betäubt worden sein. All das ist zu sehen auf Videos von versteckten Kameras der Tierschutzorganisation "Soko Tierschutz", die dem Bayerischen Rundfunk vorliegen. Aus der Region gibt es unterschiedliche Reaktionen dazu.

Zwei Schlachthöfe in kurzer Zeit geschlossen

Die Bilder hat die "Soko Tierschutz" an die zuständigen Behörden, also die Veterinärämter, weitergegeben. Der aktuellste Fall bezieht sich auf einen kleinen Schlachtbetrieb im Landkreis Miltenberg. Dem Betrieb wird unter anderem vorgeworfen, dass kranke und damit nicht mehr transportfähige Tiere dort angeliefert und geschlachtet wurden. Solche sogenannten Krankschlachtungen sind gesetzlich verboten. Am Dienstag wurde der Betrieb nach polizeilichen Durchsuchungen geschlossen. Die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen des Verdachts der "quälerischen Tiermisshandlung". Der Betrieb war bislang für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.

Schon vor knapp zwei Wochen wurde der Schlachthof im wenige Kilometer entfernten Aschaffenburg geschlossen. Auch hier nach belastenden Videoaufnahmen, auch hier ermittelt die Staatsanwaltschaft wegen Tierschutzverstößen – unter anderem auch gegen eine Tierärztin, die vor Kontrollen gewarnt haben soll.

Bauern aus der Region besorgt: weitere Wege für Schlachttiere

Nach der weiteren Schließung eines Schlachtbetriebs am Untermain zeigte sich der unterfränkische Bezirkspräsident des Bayerischen Bauernverbands (BBV) besorgt: "Jeder weitere Betrieb, der wegfällt, bedeutet für die Landwirte vor Ort, dass ihre Tiere einen weiteren Weg zur Schlachtung zurücklegen müssen", sagte Stefan Köhler auf Anfrage von BR24.

Er habe von den Vorwürfen gegen den Schlachtbetrieb im Landkreis Miltenberg durch die Presse erfahren. "Wenn es dort zu extremen Tierschutzverstößen gekommen ist, dann ist das natürlich nicht zu dulden", so Köhler. Gleichwohl sei es schade um jede Schlachtstätte in der Region, die verloren gehe. Schon die Schließung des Schlachthofs in Aschaffenburg habe dazu geführt, dass die Landwirte ihre Tiere weiter weg bringen und andere Betriebe die Schlachtungen ausgleichen mussten.

Ministerium fordert "hartes und konsequentes Eingreifen"

Einig sind sich Behörden, Betroffene und Amtsträger in folgenden Punkten: Die Fälle müssten umfassend aufgeklärt werden und Verstöße gegen den Tierschutz seien nicht hinzunehmen. Das bayerische Verbraucherschutzministerium forderte etwa im Gespräch mit der Nachrichtenagentur dpa ein "hartes und konsequentes Eingreifen der zuständigen Behörden".

Behörden reagieren: Schließungen und "Task Force"

Die Veterinärämter in Miltenberg und Aschaffenburg haben bereits mit den jeweiligen Schließungen der Betriebe reagiert. Miltenbergs Landrat Jens Marco Scherf sagte außerdem: "Mich macht wütend, dass die gute Arbeit der kleinen Handwerksmetzgereien im Landkreis jetzt darunter leidet". Diese seien von den Vorwürfen nicht betroffen.

Im Aschaffenburger Fall hat die Stadt bereits eine überparteiliche "Task Force" gegründet. Die soll sich mit der Zukunft des Schlachthofs beschäftigen und dabei auch die Bauernverbände der Region und die Metzger-Innung einbeziehen. Es geht zum Beispiel um die Frage, unter welchen Voraussetzungen es auch weiterhin einen regionalen Schlachthof geben kann.

Im Video: Zwei Schließungen eines Schlachthofs am Untermain in wenigen Tagen

BR-Reporter Albrecht Rauh im Gespräch mit dem Miltenberger Landrat, Jens Marco Scherf (Bündnis 90/Grüne).
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Weiterer Schlachtbetrieb am Untermain geschlossen

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