Asiatische Hornisse - Vespa Velutina
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Die Asiatische Hornisse breitet sich immer weiter aus. Auch in Unterfranken wurde die invasive Art bereits gesichtet.

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Asiatische Hornisse: Wie sich ihre Ausbreitung stoppen lässt

Die Asiatische Hornisse breitet sich immer weiter aus. Auch in Unterfranken wurde sie bereits gesichtet. Die invasive Art ist in der Lage, ganze Bienenvölker zu vernichten und könnte sich auch zum Ernteschädling entwickeln.

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Mainfranken am .

Drei Hornissenstiche sind tödlich – dieser Mythos hält sich hartnäckig in der Bevölkerung. Dabei sind Hornissen weder aggressiver noch giftiger als zum Beispiel Bienen oder Wespen und für Menschen damit ungefährlich.

Das trifft alles auch auf die Asiatische Hornisse zu. Gefährlich werden kann sie aber für Bienen. Denn sie ist in der Lage, ganze Bienenvölker auszurotten. Und: Die invasive Art verbreitet sich immer mehr in Deutschland. Im vergangenen Oktober wurde zum ersten Mal ein Exemplar in Bayern gesichtet - im unterfränkischen Neuhütten im Landkreis Main-Spessart.

Invasive Art über Südfrankreich nach Deutschland gelangt

Für Dr. Stefan Berg, Leiter des Instituts für Bienenkunde und Imkerei in Veitshöchheim, war das nur eine Frage der Zeit. 2004 wurde die Asiatische Hornisse, die "Vespa Velutina", erstmals in Südfrankreich entdeckt. Vermutlich wurde eine einzelne Königin durch Töpferware aus China eingeschleppt. Von dort aus breitete sich die Hornissenart nach Italien, Belgien, Schweiz und Großbritannien aus. 2014 wurde dann das erste Tier in Deutschland, in Baden-Württemberg nachgewiesen. Im Oktober 2022 erfolgte schließlich die Sichtung im Landkreis Main-Spessart.

Unterscheidung von Asiatischer und Europäischer Hornisse

"Vespa Velutina" lassen sich gut von den etwas größeren, heimischen Europäischen Hornissen "Vespa Crabro" unterscheiden. Der Kopf der Europäischen Hornisse ist rötlich bis schwarz gefärbt, die Asiatische Hornisse hat einen schwarzen Kopf mit oranger Stirn. Der Thorax der Asiatischen Hornisse ist komplett schwarz und der Hinterleib dunkler: Die vorderen Segmente sind schwarz, nur die Spitze ist orange-gelb gefärbt. Die europäische Art weist hingegen zur Spitze hin die wespentypische schwarz-gelbe Färbung auf. Die vorderen Segmente sind rotbraun und schwarz.

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Daran erkennt man die asiatische Hornisse

Asiatische Hornisse ernährt sich vorwiegend von Honigbienen

"Die 'Vespa Velutina' ist eine Bedrohung, man sollte das nicht zu leichtfertig sehen", findet Bienenexperte Berg. Das Problem: Die Asiatische Hornisse frisst sehr gerne Honigbienen, sie machen bis zu 85 Prozent ihres Speiseplans aus. Zwar jagen auch einheimische Hornissen an Bienenvölkern, allerdings ist deren Speiseplan vielfältiger: Die Bienen machen nur rund fünf Prozent der Beute aus. Noch dazu sind die Völker der "Vespa Velutina" zwei- bis dreimal so groß wie die der einheimischen Hornisse: Bis zu 2.000 Tiere können in einem Nest leben.

Die Asiatische Hornisse ist ein geschickter Jäger: Wie ein Jagdflieger lauert sie vor den Bienenstöcken und wartet auf heimkehrende Trachtbienen. Während die asiatische Honigbiene im Zuge der Koevolution einen Zickzack-Flug entwickelt hat und damit schwerer gefangen werden kann, fliegen die heimischen Honigbienen geradlinig zurück zu ihrem Volk und sind damit leichte Beute.

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Wie ein Jagdflieger lauert eine Asiatische Hornisse vor einem Bienenstock und wartet auf heimkehrende Trachtbienen.

Messungen an Bienenständen in Südfrankreich haben ergeben, dass Asiatische Hornissen dort bis zu 1.500 Bienen pro Tag gefangen haben. "In zehn Tagen wären das 15.000 Bienen", versucht Berg das Gefährdungspotenzial der Asiatischen Hornisse deutlich zu machen. "Das sind im späten August die Sammelbienen eines Volkes. Dann sind zwar noch Jungbienen im Kasten, aber keine mehr, die Futter bringen!" Einhausungen der Bienenstände mit Netzen hätten ergeben, dass die Fangquote der Hornissen zumindest etwas abnimmt.

Ausbreitung der Hornisse verhindern

Natürliche Feinde hat die Asiatische Hornisse kaum. Um ihre weitere Ausbreitung zu verhindern, müsste man deren Nester finden und vernichten. Diese befinden sich meist in Baumwipfeln in mehr als zehn Metern Höhe und werden oft erst im Spätherbst gefunden, wenn Laub von den Bäumen fällt. Dann können die Königinnen, die ab September begattet werden und im nächsten Jahr die Nester gründen, schon in ihr Winterquartier ausgeflogen sein.

Frühzeitig die Nester finden: So lautet also die Devise. Das kann gelingen, indem einzelne Tiere mit Lebendfallen gefangen werden. Den Hornissen werden winzig kleine Minisender umgeschnallt. Eine teure und nicht immer erfolgreiche Methode, berichtet Stefan Berg. Denn oft haben die Hornissen offenbar keine Lust, mit dem Sender zurück zum Nest zu fliegen - und nach rund 20 Stunden ist dessen Akku leer. Noch dazu sind nur wenige Tiere dafür geeignet. Denn sie müssen eine bestimmte Größe und Gewicht haben, damit sie überhaupt besendert werden können.

Eine andere Methode ist die sogenannte Triangulation, bei der man gefangene Hornissen von verschiedenen Stellen aus losfliegen lässt, um so die Richtung des Nestes ausfindig zu machen.

Aktuell sind nur wenige Asiatische Hornissen zu sehen. Die Königinnen sind in ihren Nestern und nur einzelne Arbeiterinnen unterwegs. Ihre Hauptflugzeit beginnt erst: Im August und September werden die Nester richtig groß. Teilweise bis zu einem Meter lang, berichtet Berg: "Dann sind viele Tiere drinnen und man hat auch gute Chancen, Hornissen am Bienenstand zu sehen, weil sie dorthin kommen, um zu jagen."

Asiatische Hornisse könnte sich zum Ernteschädling entwickeln

Manche Behörden oder Naturschutzverbände halten die Sorgen der Imkerschaft vor der Asiatischen Hornisse für unbegründet und warnen gar vor falsch verstandenen Aktionismus. Stefan Berg vom Institut für Bienenkunde hingegen geht durchaus davon aus, dass die invasive Art die heimische Imkerei in Mitleidenschaft ziehen wird. Auch für die übrige Insektenwelt seien die Folgen noch nicht absehbar: "Wir haben zusätzlich ein sehr hungriges Tier, was unsere Insektenwelt zusätzlich dezimiert!" Obendrein könne sich die Asiatische Hornisse sogar zum Ernteschädling entwickeln: Süße Früchte wie Weintrauben könnten betroffen sein.

Mögliche Sichtungen mit Foto melden

Klar ist: Einmal eingeschleppt, lässt sich die invasive Art hierzulande nicht mehr ausrotten. Vielleicht lässt sich die Ausbreitung aber zumindest etwas eindämmen. "Und vielleicht lernen wir in Zukunft auch noch ein paar Mechanismen kennen, wie die Asiatische Hornisse noch besser bekämpfbar ist", hofft Stefan Berg und appelliert an die Bevölkerung und die Imkerschaft, mögliche Sichtungen der Asiatischen Hornisse zu melden: entweder an die Unteren Naturschutzbehörden in den örtlichen Landratsämtern oder direkt an das Institut für Bienenkunde und Imkerei in Veitshöchheim, idealerweise mit einem Foto. Auf keinen Fall das Tier töten, denn vielleicht ist es ja doch eine einheimische Hornisse. Die steht unter Naturschutz.

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