Metzger im Schlachthof.
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Fleischverarbeitung in einem Schlachthof (Symbolbild)

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Kranke Tiere geschlachtet? Weiterer Schlachtbetrieb geschlossen

Es ist die zweite Schließung eines Schlachthofs am Untermain innerhalb weniger Tage: Das Veterinäramt hat einen Schlachtbetrieb im Landkreis Miltenberg geschlossen. Dort sollen kranke Tiere geschlachtet worden sein. Die Staatsanwaltschaft ermittelt.

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten aus Mainfranken am .

Erst vor knapp zwei Wochen musste der Schlachthof in Aschaffenburg nach Vorwürfen der Tierquälerei seinen Betrieb einstellen. Jetzt hat das Veterinäramt des Landratsamtes am Dienstag einen Schlachtbetrieb im Landkreis Miltenberg geschlossen. Nach BR-Informationen handelt es sich dabei um einen kleinen Betrieb in Hobbach, einem Ortsteil von Eschau. Grund dafür sind "belastbare Hinweise auf schwerwiegende tierschutzrechtliche Verstöße", bestätigte Landrat Jens Marco Scherf (Bündnis 90/Grüne) am Mittwoch auf Nachfrage von BR24.

Tierschutzorganisation übergibt Videos aus Schlachtbetrieb

Am Montag hatte die Tierschutzorganisation "Soko Tierschutz" dem Landratsamt in Miltenberg Videomaterial von versteckten Kameras im Schlachtbetrieb übergeben. Das Veterinäramt hat das Material gesichtet und die zuständigen Behörden informiert. Auf den Videos zu sehen sind nach Informationen von BR24 beispielsweise Rinder, die kaum laufen können und nicht mehr transportfähig gewesen wären. Sogenannte Krankschlachtungen sind gesetzlich verboten.

Die Polizei hat den Schlachtbetrieb daraufhin durchsucht und dabei "diverse Unterlagen und Datenträger im Zusammenhang mit den Schlachtungen sichergestellt". Das bestätigt die Staatsanwaltschaft Aschaffenburg auf Nachfrage. Das Veterinäramt hat den Schlachthof schließlich sofort geschlossen. Die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen Mitarbeitende des Schlachtbetriebs und mindestens einen Tierhalter.

Vorwurf: Kranke Tiere angeliefert und geschlachtet

Dem Schlachtbetrieb wird nun unter anderem vorgeworfen, "dass kranke und damit nicht mehr transportfähige Tiere dort angeliefert und geschlachtet wurden", sagt Landrat Scherf. Außerdem gibt es laut Landratsamt konkrete Anhaltspunkte für "teils schwerwiegende Tierschutzverstöße beim Abladen der für die Schlachtung vorgesehenen Tiere und bei der Betäubung."

Von der Staatsanwaltschaft heißt es: "Es besteht der Verdacht der quälerischen Tiermisshandlung." Auch die Rolle, die die zuständige amtliche Tierärztin im Miltenberger Fall eingenommen hat, ist laut Landrat Scherf Gegenstand der Ermittlungen. Das Landratsamt hat die Tierärztin inzwischen von ihren Aufgaben entbunden. Laut Staatsanwaltschaft bestehen jedoch bislang keine strafrechtlichen Vorwürfe gegen sie.

Landrat Scherf: "Ich bin wirklich schockiert"

Die jüngste Kontrolle in dem Schlachtbetrieb hatte das Veterinäramt des Landratsamts Miltenberg im Mai durchgeführt. Dabei wurden laut Landratsamt "mittelgradige tierschutzrechtliche Verstöße festgestellt, die im Nachgang behoben werden konnten". Hinweise auf die Anlieferung von kranken Tieren seien dem Landratsamt zum damaligen Zeitpunkt nicht bekannt gewesen.

"Ich bin wirklich schockiert", sagt Jens Marco Scherf. Dass in dem Betrieb kranke Tiere angeliefert und geschlachtet worden sein sollen, zeige die kriminelle Energie, die dahinterstecke. "Mich macht wütend, dass die gute Arbeit der kleinen Handwerksmetzgereien im Landkreis jetzt darunter leidet", so Scherf. Diese seien von den Vorwürfen nicht betroffen.

Erst vor etwa zwei Wochen haben Behörden einen Schlachthof in Aschaffenburg geschlossen – auch wegen des Verdachts der Tierquälerei. Der Schlachtbetrieb in Hobbach ist deutlich kleiner als der Schlachthof in Aschaffenburg. Er hat nach BR-Informationen keine eigene Metzgerei und keinen Hofladen.

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