ARCHIV - 15.02.2019, Finnland, Helsinki: ILLUSTRATION - Eine Mitarbeiterin in einem Büro stützt den Kopf auf die Hand. (Zu dpa: «Krankenkasse: Stress bringt das Herz aus dem Takt») Foto: Antti Aimo-Koivisto/Lehtikuva/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
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Gestresste Person (Symbolbild)

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Forscher: Frauen und Männer reagieren unterschiedlich auf Stress

Welche Konsequenzen hat die Corona-Pandemie auf die psychische Gesundheit und die Lebensqualität? Mit dieser Frage haben sich Forscher der Uni Würzburg beschäftigt – und sind dabei auf klare Unterschiede zwischen Männern und Frauen gestoßen.

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten aus Mainfranken am .

Lockdown, Isolation, geschlossene Schulen, gesundheitliche Risiken und Unsicherheiten – die Corona-Pandemie hat die Welt und die Menschen über mehrere Jahre bestimmt und verändert. Experten aus den unterschiedlichsten Fachbereichen beschäftigen sich daher mit den Folgen und Auswirkungen. So auch Forscher der Uni Würzburg. Sie haben untersucht, welchen Einfluss die Pandemie und die ergriffenen Maßnahmen auf Lebensqualität und psychische Gesundheit von Männern und Frauen haben. Die Ergebnisse, so die Forscher, sind eindeutig.

Männer und Frauen mit unterschiedlichen Stressfaktoren

Befragt haben die Forscher etwa 2.900 Personen – etwas mehr als die Hälfte davon waren Frauen. Das Ergebnis: Frauen und Männer reagieren unterschiedlich auf Belastung und Stress. Bei Männern steige die Angst mit der Sorge um den Arbeitsplatz. Bei Frauen finde sich dieser Effekt nicht. "Dafür konnten wir bei Frauen eine Zunahme der Angstwerte parallel mit einer Zunahme der Sorgen um Familie und Freunde registrieren", sagte Studienleiterin und Neurowissenschaftlerin Grit Hein.

Gleichzeitig bemerkten die Forscher, dass Frauen in Krisenzeiten positiv auf die Unterstützung durch Freunde und Familie reagierten, indem sie ein Plus an Lebensqualität empfänden. Bei Männern dagegen zeigt sich dieses Phänomen laut Untersuchung nicht.

Ängste und Sorgen auf Geschlechterrollen zurückzuführen

"In der Vergangenheit haben zahlreiche Studien untersucht, welchen Einfluss psychosoziale Faktoren wie beispielsweise die Unterstützung durch Freunde und Kollegen und finanzielle, berufliche oder persönliche Sorgen auf die psychische Gesundheit und die Lebensqualität ausüben. Es fehlten jedoch Daten darüber, ob diese Zusammenhänge bei Männern und Frauen gleich sind", erklärte Hein den Hintergrund der Studie.

Die Ergebnisse stünden in Verbindung mit traditionellen Rollenmustern. "Die Beobachtung, dass Männer stärker mit der Arbeit und Frauen stärker mit Familie und Freunden in Verbindung gebracht werden, kann auf traditionelle Geschlechternormen und -rollen zurückgeführt werden", erklärte Hein.

Ergebnisse für Forscher wenig überraschend

Überrascht habe das Ergebnis die Verantwortlichen nicht. Laut Hein fühlten sich Männer in der Regel stärker von Arbeitsplatzunsicherheit und Arbeitslosigkeit betroffen, was zu einer höheren psychischen Belastung führt. Frauen empfinden hingegen eine höhere Belastung, wenn sie das Gefühl haben, ihre Familie zu vernachlässigen.

Dass es Frauen psychisch besser geht, wenn sie Unterstützung durch Freunde und Familie erfahren, liege ebenfalls auf der Hand: "Dies steht im Einklang mit der traditionellen weiblichen Familienrolle, die eine stärkere Tendenz zu engen sozialen Kontakten und zur Suche nach sozialer Unterstützung beinhaltet, um Stress abzubauen und das Wohlbefinden zu steigern", sagt Hein.

Die Ergebnisse der aktuellen Untersuchung seien zwar eindeutig – aber: Die Corona-Pandemie stelle "einen sehr spezifischen Kontext" dar. Deswegen müsse noch geklärt werden, ob die Ergebnisse auf allgemeine pandemieunabhängige Situationen übertragbar seien, so die Studienautoren.

Hintergrund zur Studie

Insgesamt haben sich an der Umfrage der Würzburger Universitätsmedizin 2.890 Menschen beteiligt, 1.520 Frauen und 1.370 Männer. Ihr Alter lag zwischen 34 und 85 Jahren, das Durchschnittsalter betrug 60 Jahre. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer mussten zwischen Juni und Oktober 2020 einen umfangreichen Fragebogen zu ihrem psychischen Befinden ausfüllen. Da sollte sie unter anderem Auskunft darüber geben, wie stark sie sich von ihrem sozialen Umfeld, ihren Kollegen und Vorgesetzten unterstützt fühlten und ob sie jemanden hatten, mit dem sie ihre Probleme besprechen konnten. Gefragt wurde auch, inwieweit Kontaktverbote zu Eltern und Großeltern sie belasteten und wie groß der Stress am Arbeitsplatz oder in der Schule war. Auch finanzielle Probleme oder die Sorgen darum wurden abgefragt und ausgewertet.

Mit Material von KNA

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