Rund 400.000 Flaschen Mineralwasser laufen in Bad Brückenau täglich vom Band.
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Der Weg des Wassers in die Flasche

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Trotz kühlerer Temperaturen: Hochbetrieb bei Wasserabfüllern

Auch wenn derzeit keine allzu große Hitze herrscht – die Abfüllbetriebe haben alle Hände voll zu tun, um den erhöhten Bedarf an Wasser zu decken. Bei den Staatlichen Mineralbrunnen AG in Bad Brückenau werden deswegen sogar Überstunden gemacht.

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Mainfranken am .

Zwei Fußballfelder hätten locker Platz in der riesigen Abfüllanlage der Staatlichen Mineralbrunnen AG Bad Brückenau. In diesen Wochen laufen hier in Oberleichtersbach die Maschinen heiß. Wohin man schaut: nicht enden wollende Flaschenketten, die auf den Förderbändern ihre Bahnen ziehen.

Am Ende werden sie, gefüllt mit Mineralwasser aus dem Staatsbad, die Halle wieder verlassen. Verkauft sind sie schon lange vorher, sagt Vertriebsleiter Udo Gerber. Denn Wasser gilt im Sommer einfach als Durstlöscher Nummer eins. Jeder und jede Deutsche trinkt pro Jahr etwa 140 Liter davon.

Hochsaison im Sommer: 25 Prozent höherer Verbrauch

Der Vertriebschef der Staatlichen Mineralbrunnen AG Bad Brückenau, Udo Gerber, gibt einen Einblick in das Sommergeschäft des Abfüllbetriebes. Derzeit würden rund 400.000 Flaschen Mineralwasser täglich die Hallen in Oberleichtersbach verlassen. Das bedeutet Schwerstarbeit für die Belegschaft, die in drei Schichten rund um die Uhr arbeitet. Und das sogar an den Wochenenden. Denn der Bedarf liegt im Sommer um etwa ein Viertel über dem Durchschnitt. Und um die Produktion zu steigern, kann man nicht einfach die Maschinen schneller laufen lassen. Denn die arbeiten ohnehin schon auf Hochtouren.

Erfolgsrezept: Wasser aus der Königsquelle

Das Wasser stammt aus den Tiefenquellen im Staatsbad Brückenau. Dort, am Rande des Kurparks, hatte das Unternehmen 1990 die erste ökologische Abfüllanlage Europas eröffnet. Insgesamt fünf Quellen fördert der Betrieb. Die Haupt-Marke "Bad Brückenauer" greift auf die Quelle "König Ludwig 1" zurück - bis heute so erfolgreich, dass der Standort in der Stadt schon nach zehn Jahren an seine Grenzen kam.

Seit 2003 füllt der Mineralwasserhersteller seine Produkte nun in Oberleichtersbach ab. Das Wasser gelangt hierher über drei Kilometer lange Edelstahlrohre. Die alte Abfüllanlage steht still. Auch deshalb, weil im Kurgebiet ein Drei-Schicht-Betrieb undenkbar wäre. Denn wo Flaschen Karussell fahren, scheppert es eben unüberhörbar. Aber im alten Gebäude befinden sich noch Wassertanks, die auch jetzt im Sommer immer genügend Reserven bieten.

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Volle Wasserflaschen in der Abfüllanlage der Staatlichen Mineralbrunnen Bad Brückenau in Oberleichtersbach.

Spülen und Abfüllen rund um die Uhr

Zwei Abfüllstraßen laufen in der neuen Halle ununterbrochen. Eine etwas kleinere für Glasflaschen mit einer Leistung von 13.500 Flaschen pro Stunde. Und eine leistungsstärkere für PET-Flaschen: Hier laufen jede Stunde 24.000 Flaschen vom Band.

Das Prinzip ist immer dasselbe: Aus dem Leergutkeller schrauben sich Kästen mit gebrauchten Flaschen in die Abfüllhalle. Sie werden automatisch ausgepackt, Etiketten und Schraubverschlüsse entfernt und dann geht es in die Spülmaschine. Erst dann erreichen die Flaschenschlangen die eigentliche Abfüllanlage, wo sie sekundenschnell mit Wasser und Kohlensäure gefüllt werden. Zuschrauben, neu etikettieren und zurück in die frisch gespülten Kästen.

Superblock – der "Türsteher" für PET-Flaschen

Jede Stunde fahren gut 13.000 Glasflaschen durch die Spülmaschine. Gegenüber tanzen fast doppelt so viele PET-Flaschen Polonaise. Sie müssen eine besondere Hürde nehmen: Die PET-Flaschen müssen erst den "Superblock" passieren, bevor sie in die Spülmaschine dürfen. In der Fachsprache bildet er einen sogenannten Critical Controll Point - also einen kritischen Kontrollpunkt, der überwunden werden muss.

Ein solcher CCP soll höchste Lebensmittelsicherheit garantieren. Und so nimmt der Superblock nicht nur jede einzelne PET-Flasche unter die Lupe, sondern auch unter seine Hightech-"Nase". Ja, die Maschine kann tatsächlich riechen, erklärt Produktions-Chef Andreas Zink. Der "Sniffer" verfügt über eine Bibliothek von zirka 1.500 Gerüchen, die er mit jeder einzelnen Flasche abgleicht. Kleinste Rückstände von Fremdstoffen wie Alkohol, Reinigungsmitteln, ja sogar von Fruchtsaftschorlen nimmt der Sniffer wahr und zieht die betreffende Flasche aus dem Verkehr: ab zum Recycling!

Der "Sniffer" kennt kein Pardon!

Der Mensch würde solche Geruchsreste gar nicht wahrnehmen. Aber der Sniffer kennt kein Pardon. "Wir wollen da auf Nummer sicher gehen", sagt Andreas Zink. Denn anders als eine Glasflasche kann man PET nicht bei 80 Grad spülen. Dann würde es sich verformen. Deshalb verwende man nur geruchsfreies Leergut.

Auf diese Weise müssen rund fünf Prozent der PET-Flaschen aus dem Verkehr gezogen werden. Selbst harmlose Fremdstoffe wie Milch oder Federweißer beenden die Mehrweg-Karriere einer Kunststoff-Flasche. Sie könnte sonst bis zu 15 Mal wieder befüllt werden!

Leergut bitte nicht zu Hause bunkern!

Gerade jetzt im Sommer fehlen diese Flaschen. Vor allem aber lagert ein beträchtlicher Teil der Wasserkästen zu Hause bei der Kundschaft. Deshalb appelliert Vertriebschef Udo Gerber an alle durstigen Seelen: "Bringt uns bitte das Leergut zurück!"

Gerber könnte im Moment noch mehr Wasser verkaufen. Aber ohne Flaschen? Im Leergutkeller klaffen gerade erhebliche Lücken. Genauso im Hof, wo die leeren Kisten sonst eine geschlossene Wand bilden.

Doch die jährliche Durststrecke nimmt ab August ein natürliches Ende. Nicht weil es dann kälter würde, sondern weil viele Kunden dann verreist sind. Dann kann auch für die Belegschaft der Bad Brückenauer Mineralbrunnen AG die Urlaubszeit beginnen.

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