Eine Biene sitzt auf einer violetten Blume
Bildrechte: picture alliance / NurPhoto | Jaap Arriens

Die Biene: Ist sie wirklich so fleißig - oder vielleicht manchmal auch faul?

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Die Biene: Fleißiger Brummer oder Faulpelz?

Sie liefern uns Honig, bestäuben unsere Pflanzen und sind für den Menschen und die Landwirtschaft unersetzlich: Die "fleißigen Bienen" sind schon lange ein geflügelter Ausdruck. Ob sie das wirklich sind, wird unter anderem in Würzburg erforscht.

Über dieses Thema berichtet: STATIONEN am .

In Bienenstöcken und um sie herum summt und brummt es. Ständig fliegen Bienen hinein und hinaus. Bei diesem geschäftigen Treiben entsteht schnell der Eindruck, dass die Bienen fleißige Tiere sind.

Bienenforschung: Ein Chip verrät die "faule Biene"

Die Bienenstation an der Universität Würzburg untersucht das Verhalten von Bienen. Auf mehr als 3.000 Quadratmetern leben mehr als 50 Bienenvölker, die ausschließlich für die universitäre Forschung gehalten werden. Dort wird unter anderem kontrolliert, wie oft die Bienen in ihren Stock fliegen. Dazu wird ein kleiner Chip auf den Rücken geklebt. Die Verhaltensbiologin und wissenschaftliche Leiterin Ricarda Scheiner wertet aus, wie oft die Insekten ein- und ausfliegen.

"Wir beobachten, dass einige Bienen nur ganz wenige Sammelflüge in ihrem Leben machen", erklärt sie. "Während andere bis zu 150 Mal ausfliegen." Daraus könne aber nicht abgeleitet werden, ob Bienen an sich nun faul oder fleißig seien. "Denn das heißt ja nicht, dass nur die, die ausfliegen, wirklich arbeiten. Andere haben ja Aufgaben im Inneren des Volkes."

Bienen: Faule Männer, fleißige Frauen

Aber manche Bienen sind doch fauler als andere, weiß Inga Klingner vom Imkerverein Cadolzburg. Für sie sind die größten Faulpelze in ihrem Bienenvolk die Drohnen - also die männlichen Bienen. "Deren Aufgabe ist es, die Königin zu begatten", erklärt Klingner. "Sie sind ohne Frage wichtig, aber vielleicht die entspanntesten Wesen im Bienenvolk." Dafür leben die Drohnen auch am Kürzesten - denn spätestens vor Beginn des Winters werden sie von den Arbeiterinnen aus dem Bienenstock geworfen.

Die Königin hingegen hat eine beeindruckende Lebensleistung, sagt die Imkerin. "Die legt in der Saison bis zu 2.000 Eier am Tag." Und auch die Sammlerinnen tragen immerhin fast die Hälfte ihres Körpergewichts zurück in den Bienenstock.

Eine durchschnittliche Honigbiene lebt etwa 40 Tage und produziert in dieser Zeit einen Teelöffel Honig. Für einen Menschen reicht das für ein Stück Brot, für die Biene ist es eine Lebensleistung.

An der Universität Würzburg hat Ricarda Scheiner die Erfahrung gemacht, dass auch die Ammenbienen fleißige Tiere sind. Denn die kümmern sich um den Nachwuchs. "Die sind wie junge Mütter. Die arbeiten rund um die Uhr und müssen zwischendurch immer mal ein Nickerchen machen."

Gut organisiert: Bienen als Vorbilder für Menschen?

Sind Bienen also weder besonders fleißig noch besonders faul, sondern teilen ihre Arbeit einfach nur gut auf? Verhaltensbiologin Ricarda Scheiner jedenfalls meint, dass wir Menschen uns etwas von den Bienen abschauen könnten – nämlich ihr Organisationstalent.

"Man hat ja nicht den Eindruck, dass sie völlig geschafft sind. Und trotzdem werden alle Arbeiten ordentlich ausgeführt und es bleibt noch genügend Zeit, dass einige Bienen ihren Mittagsschlaf halten oder andere Bienen auch nachts schlafen, je nachdem, welche Aufgabe sie haben."

Und auch Imkerin Inga Klingner hat eine Antwort auf die Frage gefunden, wie fleißig Bienen denn nun wirklich sind. "Wenn man das als Kollektivleistung betrachtet, dann sind sie fleißig. Aber jede Einzelne kann es sich sicherlich erlauben, mal eine Auszeit zu nehmen."

Ein Bienenvolk vollbringt erstaunliche Leistungen. Die Einzelbiene jedoch, und das mag für uns Menschen tröstlich sein, ist manchmal einfach auch faul.

Rund um das Thema "Faulheit" geht es in der Sendung STATIONEN, am Mittwoch, 12. Juli 2023, um 19 Uhr im BR Fernsehen und in der ARD Mediathek.

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