Ein Mann trägt Einkaufstüten durch die Innenstadt (Symbolbild)
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Wer das höchste Einkommen hat, kann sich nicht automatisch am meisten leisten - es kommt auch darauf an, wo man wohnt.

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Weniger Kaufkraft in Städten: München hinter Landkreis Wunsiedel

Wie wohlhabend man ist, hängt nicht nur vom Einkommen ab. Auch die regionalen Kosten spielen eine Rolle. Das wirft die teuren Städte zurück und die bayerische Rangliste teils kräftig durcheinander.

Über dieses Thema berichtet: BAYERN 1 am Vormittag am .

Obwohl die Münchnerinnen und Münchner im Durchschnitt mehr verdienen, können sich die Menschen im Landkreis Wunsiedel mehr leisten: Das hat eine Berechnung des Instituts der deutschen Wirtschaft ergeben. Entscheidend sind demnach nicht nur das Einkommen, sondern auch die regionalen Lebenshaltungskosten. Und der günstigste Landkreis Wunsiedel liegt demnach vor der teuersten Stadt München - obwohl das durchschnittliche nominale Jahreseinkommen in München fast 8.500 Euro höher ist.

Unterschied zwischen Nominal- und Realeinkommen

Zum Verständnis: Das nominale Einkommen oder der Nominallohn ist die Summe, die ein Arbeitnehmer bekommt. Beim Reallohn dagegen wird das Preisniveau berücksichtigt. Ein Beispiel: Verdienen die Arbeitnehmer in einer Stadt mehr als die im benachbarten Landkreis, sind die Preise - etwa die Mieten - in der Stadt aber noch viel höher als auf dem Land: Dann haben die Arbeitnehmer in der Stadt zwar einen höheren Nominal-, aber einen geringeren Reallohn, können sich also weniger leisten.

Starnberg bleibt bundesweit am reichsten

Weiterhin gilt allerdings: Reich bleibt reich. Das höchste verfügbare Jahreseinkommen in regionalen Preisen findet sich den IW-Berechnungen zufolge mit gut 32.800 Euro im bayerischen Landkreis Starnberg. Das sind 34,7 Prozent mehr, als der Bundesdurchschnitt zur Verfügung hat. Der Landkreis und die Stadt Starnberg sind schon beim nominalen Einkommen Nummer eins und der Vorsprung schlicht so groß, dass er von den hohen Lebenshaltungskosten, die dort 14,1 Prozent über dem Bundesschnitt liegen, nicht ausgeglichen getilgt werden kann.

Die nächsthöheren Realeinkommen in Bayern finden sich in den Landkreisen Miesbach, München, Erlangen-Höchstadt und Wunsiedel. Die erste kreisfreie Stadt ist Schwabach auf Rang sechs. Die Stadt München folgt erst auf Rang acht.

Wunsiedel mit günstigsten Lebenshaltungskosten

Vor allem die Platzierung des oberfränkischen Landkreises Wunsiedel ist dabei auffällig. Bei den Einkommen liegt der Landkreis nur im bayerischen Mittelfeld - aber er hat die niedrigsten Lebenshaltungskosten im Freistaat: 9,2 Prozent billiger als im Bundesschnitt ist es dort. Besonders die Preise für Wohnraum sind besonders günstig. Das reicht, um bei der Kaufkraft an der Stadt München vorbeizuziehen. Die hat zwar das zweithöchste nominale Einkommen pro Kopf in Bayern, aber die mit Abstand höchsten Lebenshaltungskosten - vor allem hohe Mieten. 25,1 Prozent über dem deutschen Durchschnitt liegen die Ausgaben und fressen einen großen Teil des Einkommens der Münchner auf.

Auch am unteren Ende des Rankings gilt: Arm bleibt arm. Hinter Augsburg, wo niedrige Einkommen auf eher hohe Kosten treffen, folgen Passau, Bayreuth, Rosenheim, Regensburg, Nürnberg, Kempten, Bamberg und Ingolstadt. Teils sind hier auch die nominellen Einkommen eher gering und werden nicht durch niedrige Kosten ausgeglichen (wie bei Passau oder Bayreuth), teils drücken deutlich überdurchschnittliche Lebenshaltungskosten die Stadt nach unten, wie bei Rosenheim, Regensburg und ganz besonders Ingolstadt.

Umland oft günstiger als die Städte

Oft schneidet dabei das Umland der Städte besser ab. So liegt der Landkreis Nürnberger Land 83 Plätze vor der Stadt Nürnberg und der Landkreis Augsburg im soliden Mittelfeld. Insgesamt liegt Bayern aber über dem bundesweiten Durchschnitt: Nur 17 bayerische Städte und Landkreise liegen beim realen Einkommen unter dem deutschen Durchschnittswert, 79 darüber.

Andere Großstädte in Deutschland sind durch die Preisbereinigung deutlich abgestürzt: Bei Stuttgart geht es um 259 Plätze nach unten: Rang 301 statt 42. Für Frankfurt am Main geht es von 118 auf 370, für Hamburg von 64 auf 297. Dafür steigen günstige Landkreise auf: allen voran Tirschenreuth in der Oberpfalz, das durch niedrige Preise 140 Plätze gutmacht und auf Rang 60 springt. Der Landkreis Vulkaneifel verbessert sich um 139 Plätze, Cochem-Zell um 135 und die Landkreise Hof und Regen um 133 beziehungsweise 132.

Aus der Gruppe der sieben größten Städte können sich nur München und Düsseldorf nach der Preisbereinigung in der reicheren Hälfte halten. Düsseldorf fällt dank nur 8,5 Prozent überdurchschnittlicher Kosten nur von Platz 19 auf 103. Bei München dämpft das auf Rang zwei herausragend hohe nominale Einkommen den Fall trotz der bundesweit höchsten Kosten. So bleibt die bayerische Landeshauptstadt mit Rang 24 beim preisbereinigten Einkommen zumindest in der erweiterten Spitzengruppe.

Gelsenkirchen bundesweites Schlusslicht

Das niedrigste preisbereinigte verfügbare Jahreseinkommen errechnen die IW-Experten für Gelsenkirchen. Mit 18.886 Euro liegt es 22,5 Prozent unter dem Bundesschnitt. Schon vor der Preisbereinigung lag die Stadt auf dem letzten Platz. Die um 5,1 Prozent unterdurchschnittlichen Kosten dort ändern daran nichts mehr. Dahinter folgen Offenbach am Main, Duisburg, Herne und Freiburg, die 21,7 bis 16,2 Prozent unter dem Bundesschnitt liegen.

Hinter dem Ranking steckt der Gedanke, dass Unterschiede bei den Lebenshaltungskosten einen Teil der Einkommensunterschiede ausgleichen könnten. Basis des Rankings sind Daten des Statistischen Bundesamtes zum nominalen Einkommen mit Stand 2021, die das IW mit seinem Index der regionalen Lebenshaltungskosten kombiniert hat. Dieser basiert unter anderem auf 24 Millionen im Jahr 2022 abgefragter Preisdaten.

Mit Informationen von dpa.

Kaufkraft in Städten: München hinter dem Landkreis Wunsiedel
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Kaufkraft in Städten: München hinter dem Landkreis Wunsiedel

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