Ein Anzeige für Druck ist in der Anlage des Gasspeicher Wolfersberg, östlich von München
Bildrechte: dpa-Bildfunk/Peter Kneffel

Die Gasspeicher sind gut gefüllt. Wenn keine extremen Ereignisse eintreten, wird es im Winter keine Mangellage geben, so die Bundesnetzagentur.

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Gasspeicher gut gefüllt: "Der Winter kann kommen"

Um die Gasversorgung für den kommenden Winter zu sichern, sollen die Erdspeicher zum 1. November zu 95 Prozent gefüllt sein. Das war in diesem Jahr schon Ende September erreicht. Und was noch besser ist: Der Verbrauch fällt bislang viel geringer aus.

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Ganz anders als im Vorjahr sind die Gasspeicher zu Beginn der Heizperiode in diesem Jahr zu 99 Prozent gefüllt. Außerdem ist der Verbrauch sensationell niedrig – die Erdspeicher werden vorerst kaum leerer. Laut Bundesnetzagentur lag der Verbrauch Mitte Oktober um fast ein Drittel unter dem Durchschnittswert der Jahre 2018 bis 2021. Seitdem ist das Herbstwetter äußerst mild ausgefallen, so dass eine Einsparung von 10 Prozent während der Heizperiode möglich erscheint, die der Präsident der Bundesnetzagentur, Klaus Müller, sich wünschen würde.

Gasmangel nur im Extremfall

Einen drohenden Gasmangel wie 2022 kann Müller sich nur im Extremfall vorstellen, etwa wenn Terroristen die Pipelines nach Norwegen sprengen, von wo wir einen Großteil unseres Gases beziehen. 45 Prozent der Importe kommen durch drei Röhren von Norwegen nach Deutschland. Aus den Niederlanden, wo bis vor kurzem große Gasfelder in Betrieb waren, bekommen wir inzwischen verflüssigtes Erdgas (LNG), und auch aus Belgien.

Dieses LNG wird per Tankschiff zunehmend auch an deutschen Terminals angelandet, die seit der Gaskrise von 2022 gebaut werden. Die Netzagentur schätzt, dass die Terminals an Nord- und Ostsee in diesem Winter nur zu etwa 50 Prozent ausgelastet werden. Der Anteil an LNG-Gas hat auch Auswirkungen auf die Preisentwicklung, weil das LNG vergleichsweise teuer ist - vor allem dann, wenn es im Hochwinter nachgekauft werden muss.

Russland und Ukraine liefern kein Pipeline-Gas mehr Richtung Europa

Ein Problem könnte auch sein, dass kein russisches Erdgas mehr durch die Ukraine nach Südeuropa geleitet wird. Das hat der russische Präsident Vladimir Putin inzwischen angekündigt, und auch die Ukraine berichtet, dass sie kein Gas aus Russland mehr nach Südeuropa durchleiten will. 2022 hatte Putin ja Deutschland den Gashahn zugedreht, dann wurde zusätzlich die Nord-Stream-Pipeline in der Nordsee zerstört. In andere südliche europäische Länder bestanden aber nach wie vor intakte Lieferbeziehungen.

Falls das Gas dort knapp werden sollte, wäre Deutschland verpflichtet, EU-Partnerländer aus seinen Erdspeichern zu versorgen, was zulasten unserer heimischen Reserven ginge. Mit hoher Wahrscheinlichkeit wird Deutschland jedoch laut Netzagentur in diesem Winter mit dem Gas auskommen, das im Sommer gespeichert wurde.

Kann ein extremer Winter bewältigt werden?

Viel hängt aber nach wie vor vom Wetter ab. Die Bundesnetzagentur hat immer noch den harten Winter von 2012 vor Augen, der vielen europäischen Ländern die niedrigsten Temperaturen seit fünf Jahrzehnten bescherte. In Deutschland wurden damals im Februar Frostnächte mit örtlich bis minus 30 Grad gemessen. Solche Temperaturen über mehrere Tage und Wochen können den privaten Gasverbrauch in den Haushalten sprunghaft steigen lassen.

Gas wird teuer bleiben

Bestes Mittel, um für eine solche Lage vorzubeugen, ist für den Chef der Bundesnetzagentur Sparsamkeit. Seine Erwartung wäre eine Einsparung von zehn Prozent gegenüber dem langjährigen Durchschnittsverbrauch, was Unternehmen und Privathaushalte im letzten Winter 2022 bereits geschafft haben. Im besten Fall könnten es auch 20 Prozent weniger sein, wenn die Temperaturen sehr mild bleiben.

Für ihre Sparsamkeit wurden die Verbraucher in den vergangenen zwölf Monaten auch belohnt. Berechnungen zufolge wurden die Haushaltskassen von Oktober 2022 bis September 2023 bei den Kosten für Erdgas im Schnitt um 440 Euro entlastet, weil sie einfach weniger davon verbraucht hatten. Dieser Effekt ist aktuell noch stärker, weil die Gaspreise inzwischen deutlich gestiegen sind.

Wenig Hoffnung machte Müller den Verbrauchern, dass die Preise wieder das alte Niveau erreichen könnten. Gas werde eher teuer bleiben, bei zwischenzeitlich stark schwankenden Preisen.

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