Unterschiedliche Figuren stehen während der Neuheitenschau der Spielwarenmesse am Stand von Playmobil.
Bildrechte: dpa-Bildfunk/Daniel Karmann

Kinder lieben Playmobil, aber offenbar nicht mehr so sehr wie früher. Der Mutterkonzern verzeichnet Verluste und baut 700 Stellen ab.

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Playmobil-Konzern streicht hunderte Stellen

Kinder lieben die freundlichen Playmobil-Männchen. Doch hinter den Kulissen des Spielzeug-Herstellers herrscht Krisenstimmung: Der Playmobil-Mutterkonzern streicht weltweit hunderte von Arbeitsplätzen – auch in Franken.

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten Franken am .

Der Playmobil-Mutterkonzern baut weltweit rund 700 Stellen ab, davon rund 370 in Deutschland. Das gab die Horst Brandstätter Gruppe heute am Hauptsitz des Unternehmens in Zirndorf im Landkreis Fürth bekannt. Der Stellenabbau entspreche einem Anteil von 17 Prozent weltweit und betrifft 16 Prozent der Gesamtbelegschaft in Deutschland.

Hauptproduktion von Playmobil in Dietenhofen

Wo genau und in welchen Geschäftsbereichen die Stellen abgebaut werden sollen, teilte die Brandstätter Gruppe nicht mit. Mit ziemlicher Sicherheit dürfte es aber Dietenhofen im Landkreis Ansbach treffen – im dortigen Playmobil-Werk werden rund 60 Prozent des weltweit verkauften Spielzeugs gefertigt. Auch Pflanzgefäße der Marke Lechuza werden in Dietenhofen hergestellt. Eine weitere Produktionsstätte war bis vor einem Jahr in Selb im Landkreis Wunsiedel. Die dortige Reifenfertigung war im Juli 2022 nach Dietenhofen umgezogen.

Darüber hinaus befinden sich das Logistikzentrum von Playmobil in Herrieden im Landkreis Ansbach und die Firmenzentrale in Zirndorf. Direkt neben dem Hauptsitz ist der Playmobil Fun Park angesiedelt.

Nach Corona-Gewinnen machte Playmobil Verluste

Der Playmobil-Mutterkonzern verzeichnete den Angaben zufolge in den beiden vergangenen Geschäftsjahren Verluste bei Umsatz und Gewinn. Als Grund für den Stellenabbau gab der Konzern die schwierige wirtschaftliche Lage an. Sowohl die Spielzeug-Marke Playmobil, als auch die ebenfalls zum Konzern gehörende Marke Lechuza spüren demnach weiterhin die Auswirkungen der Corona-Pandemie.

Mit dem "notwendigen Personalabbau" sichere die Horst Brandstätter Gruppe Arbeitsplätze in Deutschland und Europa, hieß es nun in einer Mitteilung. In den nächsten Jahren seien Investitionen in die Marken des Konzerns geplant, um die Zukunft des Unternehmens zu sichern.

Nach Angaben mehrerer Online-Plattformen machte die Horst Brandstätter Gruppe im von Corona geprägten Geschäftsjahr 2020/2021 rund 758 Millionen Euro Umsatz, davon 640 Millionen Euro mit der Marke Playmobil. Der Gewinn betrug demnach 81,5 Millionen Euro. Den Angaben zufolge war dieses Geschäftsjahr das erfolgreichste in der Unternehmensgeschichte. Im Jahr 2022 jedoch gingen Umsatz und Gewinn zurück, auf 691,6 bzw. 36,7 Millionen Euro. Neuere Zahlen liegen aktuell nicht vor.

Transformationsprozess in Brandstätter Gruppe

Der Stellenabbau ist aber offenbar auch das Ergebnis eines Transformationsprozesses im Unternehmen, der 2019 begann, damals noch unter dem ehemaligen Vorstandsvorsitzenden Steffen Höpfner. Ein Sprecher des Unternehmens teilte zum Stellenabbau mit: "Dies hat die Unternehmensleitung nach Abschluss einer umfassenden Untersuchung aller Geschäftsbereiche und unter Berücksichtigung der Geschäftsentwicklung und aktuellen wirtschaftlichen Herausforderungen entschieden."

Bereits am Freitag war bekannt geworden, dass der Playmobil-Hersteller seinen Formenbau auslagern und 74 Stellen streichen will. Der Formenbau gehöre nicht mehr zu den Kernkompetenzen des Unternehmens und habe an Bedeutung verloren, teilte das Unternehmen mit.

Vorstand ging im Sommer 2023

Erst im Juli 2023 hatte der bisherige Chef der Horst Brandstätter Gruppe, Steffen Höpfner, seinen Hut genommen. Er war 26 Jahren im Konzern und sieben Jahren im Amt. Wie das Unternehmen mitteilte, hatte Höpfner selbst um eine vorzeitige Beendigung seines Vertrags gebeten. Den von ihm angestoßenen Veränderungsprozess führte er damit nicht zu Ende. Seit Frühjahr 2023 wird dieser Prozess von einem Beratungsunternehmen unterstützt.

Nach Höpfners Ausscheiden übernahm der bisherige Finanzvorstand René Feser das Ruder in Zirndorf. Allerdings teilt sich Feser die Konzernleitung mit Playmobil-Chef Bahri Kurter und dem für Beschaffung zuständigen Vorstand Matthias Fauser. Lechuza wird von Matthias Hemme geleitet. Playmobil-Gründer Horst Brandstätter war 2015 gestorben.

Auch Spielzeughersteller Haba in der Krise

Erst vor kurzem war mit Haba ein anderer großer fränkischer Spielwarenhersteller in die Krise geraten. Im Juli kündigte das Familienunternehmen aus dem oberfränkischen Bad Rodach zunächst einen "massiven Stellenabbau" an, kurz darauf die Einstellung des Geschäftsbereichs Jako-o Kinderkleidung ab 2024. Mitte September meldete Haba schließlich Insolvenz in Eigenverantwortung an. Ziel sei es, nach den wirtschaftlichen Turbulenzen der vergangenen Monate wieder auf solide finanzielle Füße zu kommen. Mit 1.800 Beschäftigten ist Haba der größte Arbeitgeber in der Region Coburg.

Mit Informationen von dpa

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