Am Sonntag beginnt der G7-Gipfel in Elmau - wieder: Schon 2015 fand das Treffen dort statt  und die Bilder gingen um die Welt. Aber bringt das mehr als einen kurzfristigen Effekt? Welche Auswirkungen hat der G7-Gipfel auf die Tourismusregion?
Bildrechte: BR/Martin Breitkopf

Schloss Elmau im Landkreis Garmisch-Partenkirchen am Fuß des Wettersteingebirges

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G7-Gipfel: Profitiert die Tourismus-Branche?

Auf dem G7-Gipfel im Schloss Elmau geht es um Weltpolitik. Die Bilder, die um die Welt gehen, transportieren eine zusätzliche Botschaft: Bayern ist schön und eine Reise wert. Aber profitiert der Tourismus vor Ort von so einem Ereignis wirklich?

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Im oberbayerischen Schloss Elmau beginnt am Sonntag das große internationale Gipfeltreffen der G7. Schon 2015 fand das Treffen in der kleinen Gemeinde Krün im Landkreis Garmisch-Partenkirchen statt – und die Bilder gingen um die Welt. Damals sahen Millionen Menschen weltweit die werbewirksamen Bilder aus der Region am Fuß des Wettersteingebirges. Aber bringt das Großereignis mehr als einen kurzfristigen Werbeeffekt? Welche Auswirkungen hat der G7-Gipfel auf die Tourismusregion?

Rückblick auf den G7-Gipfel 2015

An den Tag, als der damalige US-Präsident Barack Obama das nahegelegene Krün besuchte, erinnert sich Bürgermeister Thomas Schwarzenberger gern: "Das war eigentlich für uns der Gipfel während des Gipfels 2015. Da waren wir alle mit dabei und hatten die Möglichkeit dem amerikanischen Präsidenten oder der Bundeskanzlerin die Hand zu schütteln, Bilder zu machen, Selfies zu machen. Das war schon ein ganz besonderes Highlight in unserer Ortsgeschichte."

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Und Präsident Obama genoss den Aufenthalt in Krün sichtlich, auch die bayerische Brotzeit – und das Weißbier. Dieses stammte von der Brauerei Karg in Murnau. Die Bierbank, auf der Barack Obama mit Angela Merkel damals saß, steht heute vor der Brauerei. Die Eigentümerfamilie denkt gerne zurück an den Gipfel, als der US-Präsident zum Werbeträger der kleinen Brauerei wurde. "Der Moment des Ruhmes", erinnert sich Victoria Schubert-Rapp. "Einen Tag lang waren wir sehr heiß begehrt bei allen Medien, und das kennt man ja so nicht als kleine Familienbrauerei irgendwo im Hinterland. Von dem her war das schon sehr toll für uns." Wirtschaftlich brachte es der Brauerei allerdings wenig.

"Einer, der Karg nicht kennt und dieses Weißbierglas sieht, für den ist das halt ein Weißbierglas – und sonst gar nichts. Also es ist nur etwas für den 'Karg-Kenner'. Und darum haben wir eigentlich nicht einen riesen Ausstoß-Zuwachs gekriegt", resümiert Franz Schubert.

Übernachtungszahlen stiegen um 40 Prozent

Anders sieht das bei den Beherbergungsbetrieben in der Region aus, wie der Vorsitzende des Hotel- und Gaststättenverbands Garmisch-Partenkirchen, Daniel Schimmer, erläutert. Seit dem Gipfel stiegen die Übernachtungszahlen um 40 Prozent. "Tatsächlich muss man das Ganze eben differenziert betrachten. Die Übernachtungen profitieren natürlich von langen schönen Buchungen, während in der Gastronomie das Ganze anders ausschaut. Die leben vom Tagestourismus, der in dieser Zeit dementsprechend eingeschränkt sein wird, und vom klassischen Übernachtungsgast, der hier ist, einen Urlaub verbringen möchte. Das findet nicht statt."

Einschränkungen durch den G7-Gipfel

In Krün sind die Vorbereitungen auf den G7-Gipfel voll im Gang – verbunden mit Einschränkungen für die Bevölkerung im gesamten Landkreis: abgesperrte Straßen, zahlreiche Kontrollen und Homeschooling für die Kinder. Weil die Sommerurlauber wegen des Gipfels fehlen, erwarten Wirte hier Umsatzverluste.

"Ich hoffe trotzdem, dass ein paar Gäste kommen", sagt Matthias Hornsteiner vom Café Baur. "Dass wir wenigstens ein bisschen Umsatz machen. Und dass die Polizisten, wenn sie frei haben, zu uns zum Essen kommen." Ein Fahrradverleih vor Ort erwartet für die Zeit des Gipfels kaum Kunden und macht deshalb lieber gleich zu. Dennoch geht Bürgermeister Schwarzenberger davon aus, dass der Gipfel für die Region langfristig etwas bringt. Allerdings nur, wenn das Ereignis auch richtig genutzt wird.

Aufmerksamkeit für die Region

"Wenn man das jetzt mal unter Tourismusaspekten ansieht, dann ist natürlich der G7-Gipfel kein Grund für eine Urlaubsentscheidung", sagt Schwarzenberger. "Aber das führt natürlich dazu, dass wir bekannter sind, dass die Aufmerksamkeit auf unserem Ort, auf die Region, auf Alpen und das Karwendel wesentlich größer wird." Und das führe zu steigenden Zugriffszahlen auf die Internetseiten der Region. "Und dann müssen wir es schaffen, dass die Leute sagen: Da wollen wir auch mal Urlaub machen!"

Doch das ist bei politischen Großereignissen deutlich schwieriger als zum Beispiel bei Sport-Veranstaltungen, die ja auch öfter im Landkreis Garmisch-Partenkirchen stattfinden. Davon ist Tourismus-Experte Harald Pechlaner, Professor an der Universität Eichstätt-Ingolstadt, überzeugt. "Eine Weltmeisterschaft im alpinen Bereich zielt natürlich unmittelbar auf die Sport- und auf die Winter-Kompetenz dieser Region ab. Diese Wirkung lässt sich auch gut nachvollziehen und messen", sagt Pechlaner. "Beim G7-Gipfel ist es wesentlich schwieriger, das von vornherein zu planen, weil aktuelle tagespolitische Ereignisse den Gipfel auch massiv beeinflussen können."

Was bleibt hängen?

Entscheidend für die Region ist also, ob die Menschen etwas Positives mit dem Gipfel verbinden. Je erfolgreicher das Treffen verläuft, desto gewinnbringender könnte es auch für die Region sein. Probleme, die es für die Staatschefs zu lösen gilt, gibt es jedenfalls genug, wie Annegret Bendiek von der Stiftung Wissenschaft und Politik in Berlin erklärt. Sie vergleicht die Themen auf den G7-Gipfeln von 2015 und 2022 und kommt zu dem Ergebnis, dass es ähnliche Tagesordnungspunkte gibt. "Themen wie Klima, Gesundheit, Handel, Afrika. Das sind bleibende Themen. Die hatten wir 2015 und die wiederholen sich jetzt 2022."

Es hängt also am Erfolg des Gipfels und vor allem den Bildern, die um die Welt gehen werden. Sie entscheiden, ob die Tourismus-Branche in der Region profitiert.

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