Dieses Foto ging um die Welt: US-Präsident Barack Obama und Kanzlerin Angela Merkel am 8. Juni 2015 auf einer Wiese vor dem Schloss Elmau.
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Dieses Foto ging um die Welt: US-Präsident Barack Obama und Kanzlerin Angela Merkel am 8. Juni 2015 auf einer Wiese vor dem Schloss Elmau.

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G7-Gipfel 2015: Weltpolitik bei Freibier und weiß-blauem Himmel

Im Juni 2015 fand zum ersten Mal ein Treffen der G7-Staatschefs auf Schloss Elmau im Landkreis Garmisch-Partenkirchen statt. Welche Themen wurden schon vor sieben Jahren besprochen, und was bleibt von dem Gipfel in Erinnerung? Ein Rückblick.

Anfang Juni 2015. Auf Schloss Elmau oberhalb der kleinen Gemeinde Krün im oberbayerischen Wettersteingebirge sind zum ersten Mal die mächtigsten Politikerinnen und Politiker der Welt zusammengekommen.

Es war Angela Merkels Idee, die bayerische Kulisse mit Weißbier, Trachten und historischen Landhäusern zu nutzen, um die Regierungschefs der führenden sieben Industrienationen zu beeindrucken. So fand der sechste G7-Gipfel in Deutschland erstmals in der oberbayerischen Provinz statt.

Die bayerische Kulisse bleibt in Erinnerung

Genau dieses Bild bleibt wohl vielen Menschen auch sieben Jahre nach dem G7-Gipfel noch in Erinnerung: Ein launiges Treffen der Weltpolitik mit den Einwohnerinnen und Einwohnern in Dirndl und Lederhose. Unter einem strahlenden weiß-blauen Himmel. Bei Freibier, Brezen und Weißwürsten.

Und da gibt es noch das eine Foto, das unmittelbar nach dem Treffen um die ganze Welt ging: Der damalige US-Präsident Barack Obama sitzt auf der Wiese vor dem Schloss Elmau auf einer Holzbank, Bundeskanzlerin Angela Merkel steht deutlich gestikulierend davor. Im Hintergrund: ein beeindruckendes Alpenpanorama und sattgrüne Wiesen.

Obama auf der Bank - Ein Foto geht um die Welt

Das Bild aus Bayern druckten Zeitungen weltweit auf ihrem Titelblatt. Tausendfach wurde es im Internet geteilt, geliked oder satirisch verändert. Und viele haben sich gefragt: Was hat Merkel in genau diesem Moment zu Obama gesagt? Das ist bis heute nicht bekannt. Die Bundesregierung hat sich bei den zahlreichen Anfragen bedeckt gehalten und wollte es nicht verraten.

Frühschoppen mit den Dorfbewohnern

Ob die Region von dem ersten G7-Gipfel auf Schloss Elmau profitiert hat, da gehen die Meinungen weit auseinander. Viele Einwohnerinnen und Einwohner berichten auch heute noch begeistert von dem Sonntag (7. Juni 2015), als es vor dem Rathaus von Krün das historische Weißwurstfrühstück gab und Kanzlerin Angela Merkel und US-Präsident Barack Obama die Hände der Dorfbewohner schüttelten und Selfies mit sich machen ließen.

Anderen Ortsansässigen sind vor allem die "übertriebenen" Kontrollen und Einschränkungen in Erinnerung geblieben – als die Zufahrtswege zu ihren Anwesen abgesperrt waren und die Infrastur im Landkreis fast vollständig zum Erliegen kam.

Dankesbriefe aus dem Weißen Haus

Krüns Bürgermeister Thomas Schwarzenberger jedenfalls erinnert sich gern daran. Nach dem Gipfel soll es sogar eine Art Brieffreundschaft zwischen dem Weißen Haus in Washington und der kleinen Gemeinde Krün gegeben haben: Zwei Dankesschreiben, die Obama nach dem Gipfel 2015 persönlich an Schwarzenberger geschickt und unterschrieben hat.

Und in der Gemeinde selbst ist zwar dann doch kein "G7-Museum" entstanden, aber die Original-Weißbiergläser von Barack Obama und der Kanzlerin sollen laut einem Zeitungsbericht noch immer sorgsam in der Amtsstube aufbewahrt werden.

  • Zum Artikel: Krün in Oberbayern: Ein kleines Dorf - und der große G7-Gipfel

G7-Gipfel 2015 - Russland, Klimapolitik, Flüchtlingskrise

Doch worum ging es bei dem Treffen überhaupt? Das sechste Gipfeltreffen in Deutschland nach Bonn (1978 und 1985), München (1992), Köln (1999) und Heiligendamm (2007) stand unter dem Motto "An morgen denken. Gemeinsam handeln."

Auch vor sieben Jahren wurde schon auf Schloss Elmau über die Klimapolitik und die Flüchtlingskrise diskutiert. Ein zentrales Thema jedoch war Russland. Wladimir Putin wurde wegen der Annexion der Krim im Jahr 2014 aus der G8 ausgeschlossen und war erstmals nicht mehr zu einem Gipfeltreffen eingeladen.

Hohe Kosten, massive Sicherheitsvorkehrungen, friedliche Proteste

Rund 130 Millionen Euro haben sich Bund und Freistaat den G7-Gipfel in Oberbayern kosten lassen - ein Großteil davon wurde aus Steuergeldern finanziert. Die Kosten und der Aufwand für das Treffen standen auch schon vor sieben Jahren in der Kritik. Über 110 Millionen Euro sind ursprünglich veranschlagt worden, letztendlich wurde es noch teurer.

Vor und während des Gipfels gab es massive Sicherheitsvorkehrungen. Die befürchteten gewalttätigen Proteste sind jedoch weitgehend ausgeblieben. Auch in Garmisch-Partenkirchen hatte es Demonstrationen gegeben, und in München hatten sich rund 40.000 Menschen versammelt, um gegen das Treffen zu protestieren. Doch die Demonstrationen blieben zum Großteil friedlich.

G7-Gipfel 2022: Weltpolitische Lage zu angespannt für Freibier und Weißwürste?

Auch beim G7-Treffen 2022 auf Schloss Elmau wird es vor allem um zwei Themen gehen: Russland und die Klimapolitik. Zu einem ungezwungenen Frühschoppen bei Freibier und Weißwürsten im Dorfzentrum von Krün wird es heuer wohl aber nicht mehr kommen. Dafür ist die weltpolitische Lage derzeit zu angespannt. Hinzu kommt: Auch die Corona-Pandemie ist noch nicht vorbei.

💡 Kurz-Überblick: Geschichte der G7-Gipfel

Im Zuge der Öl- und Finanzkrise trafen sich 1975 die Staats- und Regierungschefs der sechs großen Industrienationen erstmals zu einem Weltwirtschaftsgipfel. Der deutsche Bundeskanzler Helmut Schmidt und der französische Präsident Giscard d'Estaing luden zum ersten Treffen (damals noch "Gruppe der Sechs" - G6) ein. 1976 kam Kanada hinzu und 1998 Russland. Nach der Krim-Annexion hat die G7 im März 2014 beschlossen, Russland auszuschließen. Der geplante G8-Gipfel im russischen Sotschi wurde abgesagt. Der erste reguläre G7-Gipfel ein Jahr später im oberbayerischen Schloss Elmau fand ohne den russischen Präsidenten Wladimir Putin statt.

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