Drohnenansicht des Flusses Po in San Giorgio Piacentino am 20. Juni: Teile des Flusses drohen auszutrocknen.
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Drohnenansicht des Flusses Po in San Giorgio Piacentino am 20. Juni: Teile des Flusses drohen auszutrocknen.

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Ausgetrocknetes Italien: Wasser aus dem Gardasee abpumpen?

Große Gebiete Italiens leiden unter Wasserknappheit. Viele Ernten sind gefährdet. Der Ruf nach Wassersparen wird immer lauter. Abgepumptes Wasser aus dem Gardasee könnte helfen. Jetzt ist ein Kampf ums Wasser entbrannt.

So etwas hat Giulio Davoglio in der Provinz Mantua noch nie erlebt: Ein ausgetrockneter Po, mitten im Juni! Von klein auf wohnt er nur wenige Meter vom längsten Fluss Italiens entfernt, in diesen Tagen klingt seine Stimme besorgt. Denn seit Monaten hat es nicht mehr geregnet, der Flusspegel des Po ist so niedrig wie seit 70 Jahren nicht mehr.

Wenig Wasser im Po: Auswirkungen auf die Landwirtschaft

Das hat verheerende Auswirkungen auf die Landwirtschaft: Viele Ernten sind gefährdet, vor allem in den Regionen Piemont, Lombardei und Emilia-Romagna.

Mancherorts ist die Produktion um 30 Prozent zurückgegangen, wie etwa bei Gerste und Mais. Einige Reisbauern, so erzählt Giovanna Parmigiani vom Landwirtschaftsverband Confagricoltura, haben bereits die Aussaat von Reis aufgegeben, da das Wasser in den nächsten Monaten nicht garantiert wird. Gefährdet sind auch Tomaten, sie brauchen eine kontinuierliche Bewässerung. Der Agrarverband Coldiretti befürchtet, dass die Ernte bei der Hälfte der Anbauflächen in der Po-Ebene ausfallen könnte.

Wasser vom Gardasee könnte helfen

Helfen könnte nun das Wasser vom Gardasee, so jedenfalls der Plan. Der größte See Italiens ist vergleichsweise noch gut gefüllt, auch wenn sein Pegel weitaus niedriger ist als üblicherweise. Pierlucio Ceresa, der Generalsekretär der Vereinigung der Gemeinden am Gardasee, rechnet in den italienischen Medien vor, wie einzelne Zentimeter über den Gesundheitszustand eines Sees entscheiden.

Der kranke Po würde so viel Wasser brauchen, dass auch der Gardasee krank werden könnte. Auch rein technische Gründe sprächen dagegen, deshalb sagen die Verantwortlichen vor Ort "No"! Außerdem fließe schon jetzt ein Teil des Gardasee-Wassers in den Fluss Mincio.

Kampf ums Wasser in Italien

Es ist der Kampf ums Wasser, der immer mehr Gebiete erreicht: Die Toskana, Friaul-Julisch Venetien, Umbrien, die Marken oder auch Latium mit der Hauptstadt Rom. Hier hat der Regionalpräsident den Zustand der Naturkatastrophe ausgerufen, damit soll es auch schneller Hilfen geben. Wasser wird ebenso für die Wasserkraftwerke gebraucht, für die Herstellung von Strom.

Roberto Cingolani, der Minister für den ökologischen Wandel, macht sich große Sorgen: "Der Wasserfluss ist für die Wasserkraft entscheidend, auch für die Kühlung der Kraftwerke." Man prüfe bereits mehrere Maßnahmen. Für einen umfassenden "Wasserplan", so ist zu hören, arbeitet die Regierung in Rom mit den Regionen zusammen, um die gesamte Versorgungskette sicherzustellen.

Ruf nach Wassersparen wird immer lauter

Wasser muss rationiert werden, in den besonders betroffenen Gemeinden der Po-Ebene dürfen es die Menschen nur zum Trinken oder für andere wichtige Bereiche des Alltags verwenden, in der Nacht gibt es Einschränkungen. Vielerorts kommen schon seit Wochen Tanklaster. Gleichzeitig wird der Ruf nach Wassersparen immer lauter, Experten geben Tipps im TV, im Radio, im Web und in den Zeitungen: Pflanzen nur bei Bedarf und am frühen Morgen oder abends gießen, beim Zähneputzen den Wasserhahn dazwischen abstellen, besser duschen als baden, das Obst in der Schüssel und nicht unter fließendem Wasser waschen.

Die Ratschläge gelten immer, angesichts der dramatischen Dürre sind sie allerdings wichtiger denn je. Und sie gelten für alle: Für die Einwohner Italiens wie auch für Touristen und Urlauber.

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