Zwei Busse der Nürnberger Verkehrsbetriebe vor dem Hauptbahnhof
Bildrechte: BR/Franz Engeser

In den vergangenen Jahren hat die Nürnberger VAG unter anderem in neue Straßenbahnen und E-Busse investiert.

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VAG fordert Gelder aus klimaschädlichen Subventionen

Die Nürnberger Verkehrsbetriebe haben im Jahr 2023 einen Fahrgastrekord eingefahren. Andere Städte müssen ihr ÖPNV-Angebot derweil einschränken, weil das Geld fehlt. Deswegen fordert der Vorstand der VAG, etwa das Dienstwagenprivileg zu überdenken.

Über dieses Thema berichtet: Frankenschau aktuell am .

Die Stimmung in der ÖPNV-Branche ist schlecht, sagte der Vorstand der Nürnberger Verkehrs-Aktiengesellschaft (VAG), Tim Dahlmann-Resing. Aus schierer Geldnot würden in anderen Städten die Zahl der Bus- und Straßenbahnfahrten reduziert oder einzelne Linien sogar gestrichen. Von Bund und Ländern fordert Dahlmann-Resing, der auch Vizepräsident des Verbands Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) ist, die Kommunen endlich mit mehr Geld auszustatten, so dass diese einen attraktiven Öffentlichen Nahverkehr finanzieren könnten. "Ohne das werden wir die Verkehrswende nicht schaffen", zeichnete der VAG-Vorstand eine düstere Zukunft.

Klimaschädliche Subventionen für ÖPNV umwidmen

Jedes Jahr gebe Deutschland insgesamt 30 Milliarden Euro für klimaschädliche Subventionen aus, sagte Dahlmann-Resing bei der Jahres-Pressekonferenz der Nürnberger Verkehrsbetriebe. Dazu zählten unter anderem die Pendlerpauschale, das Dienstwagenprivileg und die unterschiedliche Besteuerung von Benzin-und Dieselkraftstoffen. Würde nur ein Teil dieses Geldes dem ÖPNV zugutekommen, könnte den Menschen in Deutschland nicht nur ein finanziell attraktiver ÖPNV angeboten werden. Auch das Angebot vor allem auf dem Land ließe sich deutlich ausbauen.

ÖPNV als Problemlöser beim Klimaschutz

Das Thema Klimaschutz scheine angesichts zahlreicher anderer Krisen aktuell keine große Rolle mehr zu spielen, sagte VAG-Vorstand Dahlmann-Resing. Der öffentliche Nahverkehr könne dabei ein Problemlöser sein. Dies gelte umso mehr als Bayern bis 2040 klimaneutral sein möchte. Im Jahr 2022 entfielen 40 Prozent der im Freistaat verursachten CO2-Emissionen auf den Verkehrssektor, heißt es im Energieatlas Bayern.

VAG dank Deutschlandticket mit Fahrgastzahlenrekord

Im Jahr 2023 sind so viele Menschen wie noch nie zuvor in die Busse und Bahnen der Nürnberger VAG eingestiegen. Die Verkehrsbetriebe beförderten rund 154 Millionen Passagiere. Das sind 18 Millionen mehr Fahrten als 2022 und immer noch zwei Millionen mehr als im Vor-Corona-Jahr 2019.

Großen Anteil an den gestiegenen Fahrgastzahlen habe das im Mai 2023 eingeführte Deutschlandticket, sagte VAG-Vorstand Dahlmann-Resing. Aktuell zähle die VAG rund 260.000 Abo-Kunden, mehr als doppelt so viele wie im bisherigen Rekord-Jahr 2019. Von der Politik fordert er allerdings, die Finanzierung des Deutschlandtickets "endlich" langfristig zu sichern. Aktuell klaffe eine Finanzierungslücke von einer Milliarde Euro pro Jahr. Im Sinne der Kunden befürwortet Dahlmann-Resing eine Erhöhung der Ausgleichszahlungen von Bund und Ländern. Sonst drohe eine Preiserhöhung für das Deutschlandticket. Nur durch langfristige Finanzierungszusagen hätten die Verkehrsbetriebe Planungssicherheit und könnten das Deutschlandticket auch stärker bewerben, um die angestrebten 15 Millionen Abo-Kunden in ganz Deutschland zu erreichen.

Trend weg vom Auto

Bemerkenswert sei die Verlagerung des innerstädtischen Verkehrs weg vom Auto, sagte der VAG-Vorstand: Zwar würden immer noch 32 Prozent der Wege in Nürnberg mit dem Pkw zurückgelegt. Das seien aber deutlich weniger als noch 2019 (38 Prozent). Das wichtigste "Verkehrsmittel" der Nürnberger sei seit der Pandemie das zu Fuß gehen, so Dahlmann-Resing. 30 Prozent aller Wege in der Stadt wurden im vergangenen Jahr zu Fuß zurückgelegt, gefolgt von 23 Prozent mit dem ÖPNV und 15 Prozent mit dem Rad. Vor allem bei Menschen bis zu 49 Jahren zeige sich in den vergangenen Jahren ein deutlicher Trend weg vom Auto.

Investitionen in neue Infrastruktur

Die VAG fuhr im vergangenen Jahr einen Verlust von rund 98 Millionen Euro ein. Geplant hatte das Unternehmen allerdings mit einem Minus von 126 Millionen Euro. Investiert habe die VAG vor allem in neue Straßenbahnen und E-Busse. Die neuen Straßenbahnlinien 10 und 11 hätten im ersten Quartal 2024 die Fahrgastzahlen in die Südstadt sowie Richtung Tiergarten bereits um 25 Prozent im Vergleich zum Vorjahresquartal gesteigert.

Klares Bekenntnis zur Stadt-Umland-Bahn

Auch in den nächsten Jahren sind weitere Investitionen in den innerstädtischen Verkehr geplant. Unter anderem sollen die Straßenbahnlinien 7 und 4 verlängert werden. Die Stadt-Umland-Bahn (StUB) zwischen Nürnberg, Erlangen und Herzogenaurach bezeichnete VAG-Vorstand Dahlmann-Resing als eines der wichtigsten Verkehrsprojekte in der Region. Die Bedeutung dieser Linie könne nicht hoch genug eingeschätzt werden. Mit Bussen sei so ein Angebot überhaupt nicht zu realisieren, allein weil aktuell die Fahrer dafür fehlten.

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