Visualisierung der StUB-Haltestelle an der Gebbertstraße in Erlangen.
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Noch gibt es nur Fotomontagen von der Stadt-Umland-Bahn. Die sogenannte StUB soll künftig Nürnberg, Erlangen und Herzogenaurach verbinden.

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Die vielen Hürden auf dem Weg zur Stadt-Umland-Bahn

Die Stadt-Umland-Bahn zwischen Nürnberg, Erlangen und Herzogenaurach ist das größte Straßenbahnprojekt in Deutschland. Doch es gibt Hürden: Die Planungen sind kompliziert, die Kosten steigen, voraussichtlich im Juni gibt es einen Bürgerentscheid.

Über dieses Thema berichtet: Frankenschau aktuell am .

Die schöne neue Nahverkehrswelt lässt sich schon auf der Homepage der Stadt-Umland-Bahn bestaunen: Im Werbevideo fährt die StUB bereits durchs Knoblauchsland. Nürnberg, Erlangen und Herzogenaurach haben einen Zweckverband gegründet, der die Stadt-Umland-Bahn plant. Auf einer Länge von insgesamt 26 Kilometern soll sie künftig die drei Städte verbinden. Die Strecke stellt die Techniker vor große Herausforderungen.

Zum Beispiel an der vierspurig ausgebauten Bundesstraße 4 zwischen dem Erlanger Vorort Tennenlohe und Erlangen-Süd. Hier sollen die Autos eine komplette Fahrbahn an die StUB abtreten. Die Entscheidung dazu fiel im Stadtrat knapp aus. Auf der westlichen Seite der Straße sollen künftig die Straßenbahnen fahren, auf der östlichen die Autos – zwei Fahrspuren stadteinwärts und eine Fahrspur stadtauswärts. Der Vorteil: Es muss weniger Bannwald gerodet werden als ursprünglich geplant. Der Nachteil: Die Bundesstraße muss zu einer Kreisstraße herabgestuft werden.

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Die Autos müssen für die StUB Platz machen: Auf der rechten Fahrspur werden Schienen verlegt. Für den Autoverkehr bleibt die linke Spur.

"Das ist ein langes Verfahren", sagt Stefan Opheys, der technische Leiter des Zweckverbands. Er rechnet damit, dass es ein Jahr dauern wird. Die Planungen laufen derweil weiter. "Das ist völlig im Zeitplan", meint er. Die Umwidmung muss fertig sein, bevor die Planfeststellung eingeleitet wird. Das soll Anfang 2025 passieren.

Neue Fußgängerzone in der City

Die Arcaden in Erlangen sind ein weiterer Problempunkt bei der Planung der Strecke: Denn die Platzgestaltung an der Haltestelle in der Innenstadt ist umstritten. Noch fließt hier der Verkehr. Wenn die StUB kommt, sollen die Autos auf dem Vorplatz des Einkaufszentrums verschwinden. Nur noch Busse, Bahnen und Lieferwagen dürfen dann hier fahren. Das hat der Stadtrat so beschlossen. Trotzdem gibt es viel Unmut, denn es fällt eine wichtige Ost-West-Verbindung in Erlangen weg. Trotzdem wirbt Erlangen Oberbürgermeister Florian Janik (SPD) dafür, den Platz autofrei zu gestalten. "Die Fußgängerzone wird größer und die City attraktiver, das ist ein Gewinn für die gesamte Stadt", sagt er.

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Platz für Busse und Bahnen - Autos müssen draußen bleiben: So soll der Platz vor den Arcaden in der Erlanger Innenstadt einmal aussehen.

Die neue Verkehrsachse der Stadt-Umland-Bahn durch die Innenstadt bringe weitere Vorteile, findet Janik. "Damit verbinden wir Unternehmen, Wohnorte, Universitäten und die Innenstadt." Die StUB und ein leistungsfähiger öffentlicher Nahverkehr seien essenziell wichtig für die Stadt und die Region. "Ich kenne keinen Vorschlag, der auch nur in die Nähe dessen kommt, eine ähnliche Wirkung für die Stadt zu entfalten, wie das Projekt Stadt-Umland-Bahn."

Pendler-Parkhaus mit Autobahn-Anschluss

Wiesen und Äcker zwischen Erlangen und Herzogenaurach, im Hintergrund ist die Zentrale des Sportartikelherstellers Adidas zu sehen. Hier soll die Haltestelle Haundorf gebaut werden, der nächste Problempunkt auf der Strecke, denn hier kreuzt die StUB die Autobahn A3 Nürnberg – Würzburg. In der Nähe des Rastplatzes Aurach ist ein Pendler-Parkhaus geplant. Es ist modular aufgebaut und bietet in der letzten Ausbaustufe bis zu 800 Stellplätze. Ein Pilotprojekt und in dieser Form einzigartig in Deutschland, sagt Planer Stefan Opheys. "Der Gag ist, dass man von der Autobahn an die StUB fährt, ohne die Autobahn zu verlassen." Denn das Parkhaus hat keinen Anschluss an überörtliche Straßen, nur an die Autobahn.

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Zwischen Rastplatz (links) und der Adidas-Zentrale (rechts) soll der Haltepunkt Haundorf mit dem Pendler-Parkhaus gebaut werden.

Kosten-Explosion schreckt Kommunen nicht

26 Kilometer Schienen, 31 Haltestellen: das kostet. Die neuesten Schätzungen liegen bei insgesamt rund 730 Millionen Euro für das gesamte Projekt. Das sind 70 Prozent mehr bisher. Zu teuer, sagen die Kritiker. Trotzdem: Die drei Städte wollen die StUB. "Ganz viel davon sind Fördergelder. Und die werden sowieso verausgabt werden. Wenn wir sie nicht nehmen, dann freut sich halt jemand anderer in der Republik darüber", so der Erlanger Oberbürgermeister. Im Moment sei die StUB beim Ringen um die Fördergelder vom Bund ganz vorne mit dabei, "weil wir auch schon so früh angefangen haben".

Und außerdem erinnert er an die Kosten von Straßenverkehrsprojekten. "Hier in der Region wird gerade erst ein Autobahnkreuz und dann eine Autobahn ausgebaut. Das kostet über eine Milliarde Euro. Und da höre ich nichts davon, dass die Kosten zu hoch sind", sagt Janik. Der Anteil der StUB-Kosten, der auf die Stadt Erlangen falle, entspreche dem für die Sanierung einer großen Schule. Das sind gut 80 Millionen Euro. Das sei viel Geld, aber aus Janiks Sicht gut investiertes Geld. "Sind wir ehrlich, das wird noch mehr werden, denn die Inflation hört ja heute nicht auf."

Bürgerentscheid im Juni

Am 9. Juni soll nun parallel zur Europawahl das Ratsbegehren zur StUB stattfinden. Diesen Termin hat Oberbürgermeister Janik vorgeschlagen. Über die Beschlussvorlage, die auch die genaue Fragestellung enthält, soll der Stadtrat in der Sitzung am 29. Februar entscheiden, teilte die Stadt Erlangen mit. Nachdem alle relevanten Fakten auf dem Tisch liegen würden, sei nun der richtige Zeitpunkt gekommen, um die Bürgerinnen und Bürger noch einmal über das Straßenbahn-Projekt abstimmen zu lassen, sagte der Oberbürgermeister.

Sobald der Stadtrat über das Ratsgehren entschieden hat, kann die Erlanger Stadtverwaltung mit den Vorbereitungen für den Bürgerentscheid beginnen. Briefwahlunterlagen könnten dann ab März beantragt werden.

Zweckverband optimistisch

Der Zweckverband plant derweil zuversichtlich weiter. "Wir sind auf dem Weg in die Zielgerade", sagt Geschäftsleiterin Mandy Guttzeit. "Wir wollen 2025 mit dem ersten Abschnitt in die Planfeststellung starten." Und wenn alles klappt, könnte 2031 die erste Stadt-Umland-Bahn auf dem ersten Abschnitt Richtung Erlangen fahren. Es sei denn, der Entscheid geht gegen die StUB aus. Dann bleibt von dem ambitionierten Projekt nur das bunte Werbevideo übrig.

Im Video: Stadt-Umland-Bahn zwischen Nürnberg, Erlangen und Herzogenaurach

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