Weihnachtsessen
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Krieg und Klimakrise: Darf man noch ans Feiern denken?

In der Ukraine herrscht Krieg. Nicht nur die daraus verursachte Energiekrise zwingt uns zum Sparen. Auch der Klimawandel zeigt sich immer deutlicher. Wie angebracht ist es also, in solchen Zeiten noch großartig Weihnachten zu feiern?

Über dieses Thema berichtet: Theo.Logik am .

Fast wähnt man sich in Amerika, passiert man die Ortseinfahrt von Hohenlinden im Landkreis Ebersberg: Dort steht ein Haus wie man es sonst nur aus US-amerikanischen Weihnachtsfilmen kennt. Es glitzert und blinkt vom Gibel bis in den Garten. Zwei riesige Leucht-Tannen changieren in allen Farben des Regenbogens. Lichter in den Fenstern des Hauses blinken zum Takt der Musik und überall im Garten leuchten exakt getaktet Weihnachtsfiguren.

Hohenlinden: Weihnachts-Lichtshow mit 30.000 Lämpchen

Am Feldweg vor dem Gartenzaun empfängt Hausbesitzerin Mariola Voß die Besucher im Weihnachtsmannkostüm. Bis zum 6. Januar ist sie hier jeden Tag sobald es dunkel wird anzutreffen mit ihrer "Christmas Lightshow", ihrer "Weihnachts-Lichtshow".

"Wir haben aktuell über 30.000 Lämpchen auf über 300 Kanälen im 20stel Sekundentakt programmiert", erzählt Voß. Wie viel dies diese Saison kosten wird, wird sie erst wissen, wenn die Saison schon zu Ende ist.

"Ich komme hier an und bin in einer anderen Welt. Das ist echt schön."

Seit 14 Jahren macht die Familie das schon – nachdem sie drei Jahre lang in den USA gelebt haben und dort die aufwändig dekorierten Weihnachtshäuser bestaunten. Die "Christmas Lightshow" ist für die Voßens mittlerweile eine Familientradition. Und nicht nur für sie selbst: Bis zu 200 Menschen kommen in der Weihnachtszeit am Abend zu dem Haus am Ortseingang von Hohenlinden.

Sie finde es super, sagt eine ältere Dame. "Wir sind immer wieder da, jedes Jahr." "Das ist wie Urlaub für mich", erzählt ein Mädchen. "Ich komme hier an und bin in einer anderen Welt. Das ist echt schön." Und auch viele weitere Besucher sind begeistert von dem bunten Spektakel.

Licht ist das zentrale Symbol von Weihnachten

Weihnachtsbeleuchtung gehört hierzulande für die meisten Menschen zur Weihnachtszeit. Wo man hinschaut: Lichterketten, Leuchtsterne und LED-Lämpchen. Kein Wunder: Das Licht ist das zentrale Elemente der Weihnachtssymbolik. Mit der Geburt von Jesus Christus kommt das Licht in die Welt – so die Interpretation.

Der hell erleuchtete Weihnachtsbaum ist der Mittelpunkt für die meisten Menschen hierzulande, so erklärt es die Nürnberger Sprachschule ihren Schülern auf ihrer Internetseite. Dort werden die wichtigsten Weihnachtstraditionen Deutschlands aufgelistet. Dazu zählen unter anderem: Adventskranz, Plätzchen backen, Weihnachtsmarkt und die Bescherung. Und all diese Traditionen verbrauchen auch immer Energie, die ja eigentlich laut Bundesnetzagentur gerade gespart werden soll.

Brauchtumsforscher: Traditionen kritisch hinterfragen

Der Brauchtumsforscher Manfred Becker-Huberti rät dazu, zumindest bestimmte Traditionen für sich selbst kritisch zu hinterfragen: "Tradition hat schon eine wichtige Funktion, aber sie ist nicht Selbstzweck. Die Tradition ist immer gebunden an bestimmte Inhalte und die müssen und wollen gelebt werden und auch interpretiert werden", so der Theologe.

Gerade im Hinblick auf manche Traditionen wie etwa die auf Konsum ausgelegten Weihnachtsmärkte oder übermäßige Bescherungen blickt der Brauchtumsforscher kritisch: "Ich glaube, dass das Dinge sind, die zur Tradition geworden sind, aber es sind äußere Formen, die nicht unbedingt die Inhalte wiedergeben. Wir haben in der Glaubenslehre den Gedanken, dass der Messias als Licht in die Welt gekommen ist. Das würde er heute gar nicht mehr können, so hell ist es.

Gerade aus der Not heraus können neue Bräuche entstehen

Wenn es um die Sinnhaftigkeit von Traditionen geht, wird gerne der englische Philosoph Thomas Morus zitiert. Dieser soll gesagt haben: "Tradition ist nicht das Halten der Asche, sondern das Weitergeben der Flamme." Traditionen können sich selbst überleben. Nämlich dann, wenn sie nur noch aus der äußeren Form bestehen. Es können aber auch neue Bräuche entstehen – gerade aus der Not heraus, wie das Beispiel der Christbaumkugel zeigt.

Die wurde nämlich erfunden aus purer Armut. Denn bis ins 19. Jahrhundert schmückte man die Weihnachtsbäume mit Lebkuchen, Äpfeln und Nüssen. Ein Glasbläser konnte sich diese Verschwendung schlichtweg nicht leisten, einfach Lebensmittel an den Baum zu hängen. Aus der Not heraus blies er bunte Kugeln aus Glas.

Warum feiern wir Weihnachten, wie wir es feiern?

Die Frage ist also nicht: Wie können wir guten Gewissens Weihnachten feiern? Sondern: Warum feiern wir es so? Mariola Voß vom Weihnachtshaus in Hohenlinden hat für sich die Antwort darauf bereits gefunden. Sie wird trotz der Energiekrise und dem Aufruf zum Stromsparen ihre Show weiterlaufen lassen. Denn: Mit den Spenden ihrer Besucher unterstützt sie die Stiftung für Herzkranke Kinder am Deutschen Herzzentrum in München.

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