Ein Mann mit Kappe und Bart sitzt auf einem Sofa, auf seinem Schoß eine Katze
Bildrechte: Gray Hat Productions/Courtesy Everett Collection

Die beste Freundin des Mannes: Szene aus der Dokumentation "Cat Daddies" von Mye Hoang

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"Cat Daddies": Warum die Katze die beste Freundin des Mannes ist

Mark Twain pries ihren Charme, 16 Millionen von ihnen leben in deutschen Haushalten – und das Internet liebt sie eh. Doch dass Katzen in der Lage sind, auch das männlichste Männerherz zu erweichen – das zeigt jetzt der Film "Cat Daddies".

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Sind Hunde oder Katzen die besseren Begleiter im Alltag? An dieser Frage scheiden sich seit jeher die Geister. Würde man hingegen fragen, ob Bellen oder Maunzen, Hecheln oder Schnurren das angenehmere Geräusch ist, dürfte die Antwort eindeutig ausfallen.

Testosteron und Katzen? Geht gut zusammen!

Dass die beruhigende Wirkung von Katzenlauten nicht nur Normalsterbliche erweicht, sondern selbst die männlichsten Männer, das ist eine der Thesen des Dokumentarfilms "Cat Daddies". Neun Katzenhalter porträtiert die in L.A. lebende Regisseurin Mye Hoang in ihrem Doku-Debüt. Ob Feuerwehrmann oder Polizist, Trucker oder Stuntman: Die persönlichen Geschichten der ausgewählten Stubentiger-Besitzer sollen zeigen, dass erhöhte Testosteronwerte eine Affinität zu Katzen nicht ausschließen. Und dass man sich nicht dafür schämen muss, einen schnurrenden Wärmflaschenersatz zu halten.

"Keiner meiner Freunde beim Militär oder auf dem College wusste wirklich, wie sehr ich Katzen liebe. Jetzt stehe ich dazu. Ich liebe Katzen. Es war nicht üblich, so etwas zu sagen, so wie ich aufgewachsen bin. Ich hätte mich dabei unwohl gefühlt. Ich weiß nicht, warum", erzählt Ex-Soldat Jeff. Auch wenn diese Aussage als mutiges Geständnis inszeniert wird: Als allgemeingültige Beweisführung hat sie keinen Bestand. Dass Maskulinität und Miezekatzen sich ausschließen, wird weder soziologisch noch historisch belegt. Nicht einmal auf hier und da publizierte Studien oder warnende Frauenmagazin-Artikel über die angebliche Unattraktivität von Katzenbesitzern wird eingegangen. Insofern ist die im Filmtrailer transportierte Testosteron-These vor allen Dingen ein Marketingslogan. Denn "Cat Daddies" konzentriert sich voll und ganz auf die neun Porträtierten und ihre vierbeinigen Begleiter.

Katzen erhöhen den Marktwert ihrer Halter

Dass die persönlichen Geschichten fast schon unabsichtlich ein Gesellschaftsmosaik der Vereinigten Staaten liefern, ist der eigentlich interessante Aspekt der Doku. Da wäre zum Beispiel Schauspieler und Influencer Nathan. In einer Szene reiht er seine vier Katzen auf dem gläsernen Wohnzimmertisch auf und tut, als würde er auf ihrem Rücken Tschaikowskis "Tanz der Zuckerfee" spielen. Kurz darauf sagt er in die Kamera: "Die Leute sehen einen Katzenpapa und denken: Der muss ja seltsam und unheimlich sein. Dabei sind Hundehalter genauso schräg wie Katzenhalter."

Im Video: Trailer "Cat Daddies"

Dass überhaupt jemand mitbekommt, dass Nathan seine Katzen als Klangkörper nutzt oder mit ihnen Twister spielt, liegt an seiner Social-Media-Präsenz. Sein Instagram-Kanal "Nathan, the Cat Lady" hat mittlerweile weit über 400.000 Follower – während der Dreharbeiten waren es noch knapp 350.000. In der Doku hat er den Part des liebenswerten Weirdos. Dass sein Insta-Kanal nicht aus purer Selbstdarstellungssucht entstand, erzählt er in einem Nebensatz: Casting-Agenturen erwarten in Hollywood oft für noch so kleine Rollen, dass Bewerber mindestens 10.000 Follower haben – sonst sinken die Jobchancen gen Null. Nathans Katzen haben also seinen Marktwert erhöht und sind in gewisser Hinsicht seine Brötchengeber.

"Die Obdachlosen sind bei ihren Tieren zuhause"

Immer wieder werden solch interessante, aber von der Regisseurin nicht weiter hinterfragte Randbemerkungen in den sich lose abwechselnden Porträts geäußert. Da ist der New Yorker Polizist und Cat-Daddy Chris, der mit einem obdachlosen Katzenbesitzer befreundet ist. Von Chris stammt die keinen Moment kitschige Aussage: "Die Obdachlosen sind bei ihren Tieren zuhause." Da ist der Feuerwehrmann aus South Carolina, der zwei Nebenjobs braucht, um über die Runden zu kommen und der Software-Entwickler aus San Francisco, der dem Mietwahnsinn in der Bay Area entkommen will. Diese zusätzlich zu den Haustier-Anekdoten erzählten Geschichten gleichen den Mangel an Tiefe aus und sorgen dafür, dass "Cat Daddies" zwar primär eine Liebeserklärung, aber definitiv nicht für die Katz ist.

"Cat Daddies" von Regisseurin Mye Hoang startet am Donnerstag, 10. August 2023 in den deutschen Kinos.

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