Sein Job ist "Beach": Ken (Ryan Gosling) im neuen "Barbie"-Film
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Sein Job ist "Beach": Ken (Ryan Gosling) im neuen "Barbie"-Film

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"I Am Kenough": Warum reden alle über Ken?

Der Film heißt "Barbie", aber seit Tagen reden alle über Ken. Ryan Gosling schafft es mit seinem Film-Song in die Charts. Sein Film-Hoodie ist mittlerweile Kult. Und dann sind da noch diese TikTok-Videos. Konterkariert das die Message des Films?

Es gibt ein paar lustige Szenen im neuen "Barbie"-Film. Eine davon geht so. Erst baut Ken (Ryan Gosling) mit seinem Surfbrett an einer Plastikwelle einen Unfall, um sich dann – umgeben von wohlmeinenden Ärztinnen – wie folgt zu rechtfertigen: Surfen sei eigentlich gar nicht sein Ding, er sei schließlich kein Rettungsschwimmer, sein Job sei eher so "Beach".

"Barbie" eignet sich zur Übertragung

Allzuständigkeit in der Nische also, verkündet mit einer nicht uncharmanten, kindlichen Großspurigkeit. Strandbad-Biedermeier ist das. Und ist nicht der Strand der Ort, an den Ken, diese Verkörperung männlicher Nutzlosigkeit, auch gehört? Die umstehenden Frauen nicken jedenfalls anerkennend. Und ihm geht es auch schon wieder besser.

Seit sie "Barbie" gesehen habe, nenne ihn seine Tochter "Ken", schreibt der Autor Arno Frank im "Spiegel". Und er ist nicht der einzige, an dem "Barbie" in irgendeiner Form kleben geblieben ist. Auch wenn die Pink-Klamotte eher surrealistische Züge trägt – der Film ist durchaus eine Einladung zur Übertragung. Steckt ja auch Emanzipatorisches drin: Der Mann als irgendwie süßes Accessoire, dem man gerne in die Wange kneifen möchte, während er strahlend verkündet, sein Job sei Beach. So könnte man die Szene mit Ken jedenfalls lesen.

TikTok-Trend: "What's Your Ken's Job?"

Und so wird sie auch gelesen. Vor allem von vielen Frauen, die auf TikTok seit ein paar Tagen Videos ihrer Männer veröffentlichen, um deren "Ken's Job" vorzustellen, der da lautet: "Hospital" oder "Baseball" oder "Fish" oder "Haha" oder was auch immer. Mann in der Pocket-Version, so putzig wie präsentabel. Eigentlich könnte man damit ganz zufrieden sein, immerhin arbeitet das gegen einige Männerklischees. Mann wirkt hier jedenfalls eher heimelig als heldisch.

Doch auch an diesen Videos gibt es Kritik. Da kommt mit "Barbie" ein Film raus, der das Patriarchat auf den Kopf stellt (oder der zumindest dezidiert einer weiblichen Figur gewidmet ist) - und dann reden alle nur über "Ken". Von der Hand zu weisen ist das nicht. Und man muss gar nicht auf TikTok unterwegs sein, um das mitzukriegen. Ryan Gosling hat es mit dem Filmsong "I'm just Ken" sogar in die Billboard-Charts geschafft. Und der plüsch-bunte Hoodie mit der Aufschrift "I Am Kenough", den er am Schluss des Films trägt, entwickelt sich auf der Website von "Mattel" zum Verkaufs-Renner.

Alles Marketing!

Das ist alles kein Drama. Ein bisschen Plüsch hat noch keinem Mann geschadet. Und bemerkenswert ist auch nicht, dass sich alle auf Ken stürzen. In ihrer knatschpinken Lächerlichkeit eignet sich die Figur einfach besser als Meme. Bemerkenswert ist etwas anderes: nämlich, wie krass "Barbie" als Marketingmaschine funktioniert. Emanzipatorisch oder nicht – für wen sich "Barbie" am Ende am meisten auszahlen dürfte, ist der Hersteller "Mattel".

Dieser Artikel ist erstmals am 04.08.23 auf BR24 erschienen. Das Thema ist weiterhin aktuell. Daher haben wir diesen Artikel erneut publiziert.

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