Kardinal Reinhard Marx beim Pfingstgottesdienst im Liebfrauendom
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Mit Botschaften des Friedens: Christen weltweit feiern Pfingsten

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Marx zu Ukraine: "Nicht Waffen werden Frieden bringen"

Mit Gottesdiensten feierten heute Christen weltweit das Pfingstfest. Papst Franziskus beschwor dabei die Harmonie in der Kirche. In Bayern wandten sich die Bischöfe mit Botschaften von Liebe und Frieden, Einheit und Verzicht an die Gläubigen.

Über dieses Thema berichtet: BR24 im Radio am .

Christen weltweit feiern heute Pfingsten, das Fest des Heiligen Geistes. Sowohl bei Katholiken als auch bei Protestanten haben Gottesdienste stattgefunden.

Bei der Messe im Petersdom hob der Papst die Bedeutung des Heiligen Geistes für die Weltsynode der katholischen Kirche hervor. "Die laufende Synode ist - und muss - ein dem Geist gemäßer Weg sein", so das Kirchenoberhaupt. "Nicht ein Parlament, in dem es darum geht, Rechte und Bedürfnisse nach der Agenda der Welt einzufordern, nicht eine Gelegenheit, dorthin zu gelangen, wohin der Wind uns trägt, sondern eine Gelegenheit, um dem Wehen des Geistes zu folgen."

Bätzing: Menschen vergessen die Bedeutung des Pfingstfestes

Nach Worten des Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing, leidet Pfingsten "unter einer zunehmenden inhaltlichen Entleerung". Immer weniger Menschen würden die Bedeutung kennen, es gebe einen Bedeutungsverlust bis hin zu einer weitgehenden Ignoranz gegenüber christlichen Wurzeln, kritisierte der Limburger Bischof.

Zugleich mache dies deutlich, "dass wir nicht alle im selben Jetzt leben", so Bätzing. Neueste Technologie gehe Hand in Hand mit ältesten Vorurteilen: "Impfstoffe neuester Machart, Hirnimplantate und Durchbrüche in der Krebsforschung und gleichzeitig uralte Verschwörungsmythen und Hassbotschaften."

Bedford-Strohm: "Pfingsten steht für die Freude am Leben"

Der evangelische bayerische Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm sieht Pfingsten vor allem als Fest der Zuversicht: "Pfingsten steht für die Rückkehr der Lebensgeister, für die Freude am Leben, für das Aufatmen, für erfüllende Gemeinschaft und in alledem für neue Lebenskraft und Zuversicht", sagte er in seiner Predigt in München.

Marx: Beten wir darum, dass das Töten aufhört

Der katholische Erzbischof von München und Freising, Kardinal Reinhard Marx, hat zu Pfingsten vor der zunehmenden Polarisierung der Gesellschaft gewarnt. "Die Zukunft der Welt hängt an der Fähigkeit zu guten Gesprächen, zu guter Kommunikation", sagte er am Sonntag in seiner Predigt im Münchner Liebfrauendom. Das gelte auch für Kriege wie in der Ukraine: "Nicht die Waffen werden am Ende Frieden bringen, sondern das Reden. Beten wir darum, dass das Töten aufhört, das Elend."

Kommunikationsprobleme zögen sich durch die ganze Menschheitsgeschichte: "Das Elend der Menschen beginnt mit Missverständnissen, so erzählen es die ersten Seiten der Heiligen Schrift", sagte Marx. In jüngster Zeit habe er das Gefühl, dass die Polarisierungen zunähmen, auch in Form sogenannter Fake News und Verschwörungstheorien.

Hier sei die Kirche gefordert: "Die Kirche sollte einen Dienst der Einheit abliefern", betonte Marx. Allerdings gebe diese selbst "auch nicht immer ein gutes Bild" ab.

Auch Missstände in der Kirche wurden angesprochen

Der Würzburger Bischof Franz Jung forderte dazu auf, Missstände in der Kirche offen zu benennen und anzugehen. "Gerade die Liebe zur Kirche berechtigt zur Kritik der Kirche. Denn wer mit der Kirche mitfühlt und an ihre Reformierbarkeit glaubt, tut alles, um notwendige Reformen voranzutreiben", sagte er in seiner Predigt im Würzburger Kiliansdom. Verändern könne man die Kirche aber nur dann, wenn man in ihrer Gemeinschaft bleibe. Er betonte: "Gerade wer die Kirche liebt, leidet besonders mit ihr."

Der Passauer Bischof Stefan Oster beklagte ein Schamgefühl beim Reden über die Kirche in der heutigen Zeit und mahnte "Freimut in der Rede über Jesus" an. Der Augsburger Bischof Bertram Meier forderte mehr Mut zur Beichte und eine Überwindung der "Schwellenangst".

Botschaft aus Bamberg: Ohne Verzicht keine Liebe und keinen Frieden

Der aktuelle Leiter des Erzbistums Bamberg hat zu Pfingsten die Fähigkeit zum Verzicht gewürdigt. Ohne diese gebe es keine Liebe und keinen Frieden, schreibt Weihbischof Herwig Gössl in einer auf der Internetseite des Erzbistums veröffentlichten Botschaft an die Gläubigen. "Solange jeder Mensch versucht, für sich rauszuholen, was rauszuholen ist, werden Rivalität, Neid, Eifersucht, Streit und Krieg herrschen, werden wir auch keinen Weg zu einer nachhaltigeren Lebensweise finden", erklärte der Weihbischof.

Pfingsten ist für Christen das Fest des Heiligen Geistes und gilt als Geburtsfest der Kirche. Damit endet die 50-tägige Osterzeit. Das Wort Pfingsten leitet sich ab von "Pentekoste", dem griechischen Begriff für "fünfzig". Die Bibel versteht den Heiligen Geist als schöpferische Macht allen Lebens. Er ist nach kirchlicher Lehre in die Welt gesandt, um Person, Wort und Werk Jesu Christi lebendig zu erhalten.

- Mit Informationen von dpa und KNA -

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